Sonntagsgedanken: Gedanken zur kirchlichen Trauung

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Im Sommer erreicht die Hochzeitssaison ihren Höhepunkt und selbst unkirchliche Paare finden den Weg ins Gotteshaus. Die Trauung mit Orgelklang und Kerzenschein, photogen herausgeputzt muss eben sein.

Ernst Barlach schuf hierzu einen interessanten Holzschnitt mit dem Titel „Sitzendes Liebespaar“, der im evangelischen Gesangbuch den lesenswerten Abschnitt über die Trauung einleitet. Zärtlich umarmt sich das Paar. Doch die junge Frau wirkt müde, unsicher. Der Künstler wusste um die Gefahren auf dem gemeinsamen Lebensweg. Da drohen Krankheiten, die Untreue, der zermürbende, einschläfernde Alltag.  Jedes Paar darf vertrauen, dass Ehe und Familie unter dem Segen Gottes stehen.

Nach evangelischer Auffassung ist die Ehe die gottgewollte Form der Liebesbeziehung zwischen den Geschlechtern. Gott möchte, dass Mann und Frau sich gegenseitig ergänzen, glücklich machen, ihren Kindern verantwortungsvolle, einfühlsame Eltern werden. Ihre Treue, ihr Verständnis füreinander dürfen Kraft und Geduld schöpfen aus Gottes unbedingter Treue, seiner Liebe zu uns. Er sagt immer Ja zu mir persönlich, auch wenn ich Unsinn mache, und deshalb kann ich auch immer wieder Ja sagen zu mir und dem Partner. Wechselnde Beziehungen sind labil, können nicht das Maß an Identität, an Ordnung und Wärme vermitteln, die ein Mensch braucht. Gerade Kinder fühlen sich in einer „offenen Beziehung“ überfordert und geraten rasch unter die Räder. Wer auf das öffentliche Ehebekenntnis verzichtet, muss sich fragen lassen, ob es ihm an Mut und Selbstvertrauen, ja an der tiefen Liebe zum Partner fehlt. Wer auf den Segen Gottes verzichtet, der  überschätzt, überfordert  sich selbst  und seinen Partner. Woher will er die Kraft nehmen, Konflikte und Schicksalsschläge auszuhalten? Wenn eine Ehe dennoch misslingt, brauchen sich die beiden nicht gegenseitig verteufeln oder unbedingt zusammenbleiben. Hier ist die evangelische Kirche ehrlicher und humaner als die katholische, für welche die Ehe ein unauflösliches Sakramaent darstellt.

Wer aber „solo“ ist, muss sich nicht minderwertig fühlen. Vielleicht findet man mit Gottes Hilfe noch „den Richtigen“ oder man findet menschliche Wärme im Freundeskreis, im gesellschaftlichen Engagement.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind