Vortrag zum "Ahnenerbe" am 1.7.2015 im Fränkische Schweiz-Museum
„Weitab von jeglicher Zivilisation…”. Die Fränkische Schweiz als Rückzugsort für die SS-Organisation “Ahnenerbe” (1943-45)
Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, gründete im Juli 1935 die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. Zuletzt seinem persönlichen Stab unterstellt, war das Ahnenerbe voll in die SS integriert. Die Aufgabe dieser Einrichtung bestand vordergründig darin, mit archäologischen, anthropologischen und geschichtlichen Arbeiten und Forschungen die nationalsozialistische Rassenideologie zu stützen und zu untermauern. Während des Zweiten Weltkriegs war die Organisation maßgeblich am systematischen Kunstraub beteiligt. Auch leitete und organisierte sie Menschenversuche, bei denen zahlreiche ausgesuchte Opfer aus den Konzentrationslagern qualvoll zu Tode geschunden wurden.
Ihren Sitz hatte die Organisation zunächst in Berlin. Als ihre Zentrale 1943 von den Bombenangriffen der Allierten betroffen wurde, verlegte das Ahnenerbe seinen Sitz in die Fränkische Schweiz. Von Waischenfeld aus koordinierte der in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zum Tode verurteilte Wolfram Sievers die umfangreichen Aktivitäten der Organisation bis zum Einmarsch der Amerikaner.
Im Rahmen der Ausstellung „Fürchten, Bangen, Hoffen. Leben um 1945 auf dem Land am Beispiel der Fränkischen Schweiz“ spürt Dr. Thomas Greif in einem Vortrag den Aktivitäten des Ahnenerbes während dessen Zeit in Waischenfeld nach. Der Referent, Jahrgang 1968, ist Redakteur beim evangelischen Sonntagsblatt (Nürnberg). Er studierte Geschichte in Erlangen und Bamberg und hat eine Reihe von Arbeiten zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Weimarer Republik in Franken publiziert, u.a. eine Monographie über „Das Ahnenerbe in Waischenfeld“ (Erlangen 2000) und eine Dissertation über die braune Vergangenheit des Hesselberges („Frankens braune Wallfahrt“. Ansbach 2007) sowie eine umfangreiche Ersterschließung der Forchheimer Stadtgeschichte in Weimarer Republik und NS-Zeit (In: Ammon, Hermann: Forchheim in Geschichte und Gegenwart, Bamberg 2004). Zuletzt ist eine von ihm herausgegebene Kulturgeschichte des Hesselberges erschienen.
Als Vortragsreferent und Seminarleiter zum Thema „Nationalsozialismus in Franken“ hat er das Thema bereits in zahlreichen Bildungseinrichtungen vermittelt (Lehrauftrag an der Universität Bamberg, EBZ Hesselberg, Volkshochschulen, LeaderPlus-Projekt „Kulturführerschein Fränkische Schweiz“, Kirchengemeinden, historische Vereine, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg).
Seine Dissertation wurde mit dem Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis der evangelischen Kirche in Bayern (2009) und dem Promotionspreis der Otto-Meyer-Stiftung der Universität Bamberg (2010) ausgezeichnet.
Der Vortrag am Mittwoch, 1. Juli 2015 beginnt um 19.30 Uhr in Tüchersfeld im Haus der Kirchenstiftung (gleich neben der Kirche). Als Unkostenbeitrag werden 2,50 € erhoben.
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