Bundesweit gesuchter Serienräuber gefasst

Symbolbild Polizei

OBERFRANKEN / BUNDESGEBIET. Der mutmaßliche Serienräuber und Mörder, nach dem seit längerem im gesamten Bundesgebiet wegen zahlreicher Supermarktüberfälle intensiv gesuchte wurde, ist gefasst. Am Donnerstagmorgen nahmen Einsatzkräfte einer bayerischen Spezialeinheit den 42 Jahre alten polnischen Staatsangehörigen in einer konzertierten Aktion in Sachsen fest. Inzwischen sitzt der Verbrecher in Untersuchungshaft.

Seit Herbst 2013 trat der Unbekannte, insbesondere in Niedersachsen, Raum Hannover, aber auch in der Folgezeit in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und zuletzt in Oberfranken immer wieder bei Raubüberfällen auf Discounter in Erscheinung. Stets zur Zeit des Ladenschlusses bedrohte er die Kassiererin und unter Umständen weitere Angestellte mit einer Schusswaffe und forderte Bargeld. Im Lauf der Zeit machte der Räuber insgesamt acht Mal von seiner Waffe Gebrauch. Anfang Dezember 2014 erschoss er bei einem Überfall in Hannover einen jungen Mann und verletzte einen weiteren. Auf sein Konto gehen vermutlich insgesamt 43 Fälle, aktuell können Kriminalbeamte dem Serienstraftäter bundesweit 17 Fälle bereits eindeutig, insbesondere anhand von daktyloskopischen Spuren und DNA-Spuren, nachweisen. Die Beschreibung des Räubers zeigte bei allen Überfällen große Übereinstimmungen, vor allem hinsichtlich Kopfbedeckung, Gesichtsfarbe, Statur und Größe sowie der Tatsache, dass er deutsch mit osteuropäischem Akzent sprach. Auch die jeweilige Flucht zu Fuß oder mit einem Rad deckte sich.

Oberfränkische Taten trugen die Handschrift des Serientäters

Anfang Juni führte der Weg des Verbrechers nach Oberfranken. Am 3. Juni 2015 überfiel der zu dieser Zeit noch Unbekannte eine Supermarktfiliale in Hof, wobei er auch Schüsse in Richtung der Kasse abgab und anschließend ohne Beute flüchtete. Eine Woche später, am 10. Juni, beging der Mann seinen nächsten Raub in Kulmbach und am folgenden Tag überfiel er einen Discounter in Pegnitz. Dabei erbeutete der Täter insgesamt über 1.000 Euro Bargeld. Trotz sofort eingeleiteter, umfangreicher Fahndungsmaßnahmen, mit zahlreichen Polizisten und Beamten in Zivil, die zudem Unterstützung von einem Hubschrauber und Polizeihunden erhielten, blieb die Suche nach dem Täter ohne Ergebnis. An den drei Tatorten führten unter anderem Beamte der Kripo umgehend Befragungen durch. Spezialisten waren zudem für eine umfassende Spurensuche- und -sicherung eingesetzt und konnten stets die wertvollen, überwiegend unsichtbaren Spuren des Täters sichern. Für die Rekonstruktion möglicher Fluchtwege waren an den Tatabenden und in der Folgezeit mehrmals Personensuchhunde im Einsatz. Bei den intensiven Ermittlungen erkannten die Kriminaler sowie die Staatsanwaltschaften Bayreuth und Hof rasch Parallelen zu dem seit längerem gesuchten Raubmörder, der insbesondere von der Polizei Hannover wegen zahlreicher Taten in mehreren anderen Bundesländern gesucht wurde. Daraufhin intensivierte sich die Zusammenarbeit zwischen der dortigen Ermittlungsgruppe (EG) „Discounter“ und der oberfränkischen Ermittlungsgruppe „Kasse“, die bei der Kripo Bayreuth eingerichtet worden war.

Bevölkerung und Medien unterstützen die Polizei

Auch die Bevölkerung wurde wiederholt um die Hilfe bei der Fahndung nach dem flüchtigen Raubmörder gebeten und vor einer Kontaktaufnahme mit dem bewaffneten Täter gewarnt. In der folgenden Zeit gingen zahlreiche Hinweise von Bürgern bei den oberfränkischen Polizeidienststellen ein; alle nahmen die Beamten auf und überprüften sie umgehend. Insbesondere die Medien in Oberfranken unterstützten die Arbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaften vor allem durch zeitnahe, aktuelle Berichterstattungen und wiederholte Fahndungsaufrufe.

Intensive Ermittlungen der EG „Kasse“ erhöhen Fahndungsdruck

Die zahlreichen, erfahrenen Beamten der EG „Kasse“ arbeiteten in enger Abstimmung mit den Staatsanwaltschaften Bayreuth und Hof mit Hochdruck an der Identifizierung des Räubers und der Aufklärung der drei Überfälle. Umfangreiche und intensive Ermittlungen, Befragungen, auch von Haus zu Haus, sowie Überprüfungen, die oftmals weitere Recherchen nach sich zogen, beschäftigten die Polizisten in der Folgezeit. Zudem führten Beamte der oberfränkischen Dienststellen, insbesondere in Zivil, Überwachungsmaßnahmen bei den Supermärkten durch. An die Discounterfilialen gaben die Beamten der EG „Kasse“ einen Flyer, unter anderem mit der Beschreibung des Täters sowie Verhaltensregeln verbunden mit einem Warnhinweis, heraus. Aufgrund all dieser Maßnahmen erhöhte sich der Fahndungsdruck auf den Täter immer mehr.

Oberfränkische DNA-Spuren stimmen mit dem Serientäter überein

Mitte Juni lag der EG „Kasse“ das Ergebnis der an den Tatorten gesicherten DNA-Spuren vor. Dieses bestätigte die Vermutung der Ermittler, dass es sich bei dem Räuber in Oberfranken um ein und denselben Mann sowie um den gewalttätigen, bundesweit gesuchten Serientäter handelt.

Tatverdächtiger gerät ins Visier der Ermittlungsgruppen – erfolgreiche Festnahme

Auch umfassende operative Maßnahmen kamen bei der Fahndung nach dem Verbrecher zum Einsatz und führten die Ermittler mehrerer Bundesländer auf die Spur des flüchtigen Tatverdächtigen. Aufgrund der Gefährlichkeit des Räubers nahmen ihn Beamte einer bayerischen Spezialeinheit am Rastplatz „Dresdner Tor Nord“ an der Autobahn A4 in seinem BMW fest.

Bayreuther Spurensicherungsspezialisten sichern wichtige Beweismittel

Für die intensive Durchsuchung und Spurensicherung an und in dem Wagen, kamen speziell Bayreuther Kripobeamte vor Ort nach Sachsen. Neben zahlreichen Beweismitteln fanden sie auch eine versteckte, geladene Schusswaffe und Munition in dem Wagen auf, die sichergestellt wurden. Der Waffentyp entspricht der bei den Überfällen verwendeten Waffe.

DNA und Fingerabdrücke überführen den Verbrecher endgültig

Zudem führte ein Abgleich der Fingerabdrücke des Festgenommenen zur Übereinstimmung mit Fingerspuren, die Kripobeamte an drei Tatorten sichern konnten. Auch die DNA des Mannes stimmt mit festgestellten Spuren an insgesamt zwölf Tatorten überein.

Haftbefehl erlassen

Am 26. Mai 2015 erfolgte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hannover die Vorführung des Straftäters vor dem Ermittlungsrichter, der gegen den Räuber Haftbefehl erließ.