Fahrradunterricht für junge Asylbewerber durch die Polizei
BAMBERG. Wie fährt man in Deutschland richtig Fahrrad – um diese Frage beantworten zu können, wurden in den letzten Wochen insgesamt 25 jugendliche Flüchtlinge in Bamberg durch die Jugendverkehrsschule der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt beschult.
„Ich bin Fahrrad gefahren – aber es gibt keine Regeln dafür!“ war die häufigste Antwort der jungen Männer aus Eritrea, Burkina Faso, Sierra Leone, Togo, Senegal, Bangladesch, Afghanistan und Syrien auf die Frage, ob sie in ihrer Heimat mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sind.
Die Herausforderung für die beiden Verkehrserzieher der Polizei, Klaus Fuß und Franz Werner, bestand nun darin, das komplexe deutsche Regelwerk so zu erklären, dass die jungen Menschen damit umgehen können. Zudem musste die Sprachbarriere überwunden werden – dies gelang durch wiederholtes Vorfahren der einzelnen Übungen und mit „Händen und Füßen“. Wie in den beiden vorangegangenen Jahren übten die Jugendlichen in dreitägigen Kursen mit viel Begeisterung und Wissbegierde die Grundlagen des Abbiegens und der Vorfahrt – rechts vor links, Schilder und Ampeln waren ihnen aus der Heimat nicht geläufig.
Gänzlich unbekannt war den meisten der Fahrradhelm. Durch gezielte Aufklärung wurde ihnen bewusst, dass dieser den einzigen Schutz für Radfahrer bei einem Unfall bietet.
Aufgrund der intensiven theoretischen Vorbereitung durch die Betreuer und der praktischen Übungen mit den Polizeibeamten sind sie nun bestens für den deutschen Straßenverkehr gewappnet.
Polizei und Fahrrad – das ist (nicht nur) in Bamberg ein Thema für sich. Irreführende, die Radfahrer in ein unverdient schlechtes Licht rückende Unfallberichte sind keine Ausnahme. Die Verkehrserziehung hat ihre Mängel, weil sie den Fokus manchmal weniger auf die Sicherheit der Radfahrer als auf freie Bahn für den Autoverkehr richtet. Und etlichen Beamten ist nicht einmal die seit fast achtzehn Jahren (!) geltende Rechtslage hinsichtlich der Radwegbenutzungspflicht geläufig.
Völlig unverständlich ist die starke Konzentration auf den Fahrradhelm, während tatsächliche Unfallgefahren keiner Erwähnung wert scheinen. Lesenswert ist zu diesem Thema folgender Bericht:
http://clevere-staedte.de/DankHelm-blank-ziehen-gegen-Helmpflicht
Insbesondere diese Auszüge verdienen besondere Beachtung:
Eine „Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen lässt aber noch weitere Schlüsse zu: 4,5 mal mehr Autofahrer und 1,5 mal mehr Fußgänger sterben mit Kopfverletzungen als Radfahrer. ‚Meint es der Bundesminister für Verkehr ernst mit der Reduktion von Unfalltoten aufgrund von Kopfverletzten, müsste er zunächst eine Helmpflicht für Autofahrer, dann für Fußgänger und erst zum Schluss für Radfahrer einführen … Will man etwas für Sicherheit tun, dann bitte bei objektiv und subjektiv sicheren Fahrradinfrastrukturen, Tempo 20 und einer strikterer Einhaltung der StVO‘.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat 2.250 Radunglücke in Münster zum Thema Helmpflicht (2012) analysiert. Ihr Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, kommt in seinen Untersuchungen zu folgendem Schluss: ‚Sie beweist in Bezug auf die Schutzwirkung des Helms ebenfalls nichts. …‘“