Existenzgründungen in Oberfranken: Unternehmer braucht das Land!
Oberfranken stemmt sich gegen „Gründungsmisere“
Immer weniger Menschen in Deutschland können sich vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen: Den Daten des DIHK zufolge sank deutschlandweit die Zahl der Beratungsgespräche mit potenziellen Existenzgründern bei den Kammern 2014 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. Oberfranken stemmt sich gegen diesen Trend.
Im Bezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichneten die Berater sogar einen leichten Anstieg – sowohl bei der Zahl der Einstiegsgespräche als auch bei den intensiven Existenzgründungsberatungen, freut sich Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth: „Unternehmergeist tut unserer Region gut, schafft Innovationskraft und Arbeitsplätze. Unser Land braucht Unternehmerinnen und Unternehmer.“ Er mahnt allerdings bessere Rahmenbedingungen für Existenzgründer an.
Vor allem im Raum Bamberg ist das Gründungsinteresse groß, doch auch in den als strukturschwach geltenden Teilregionen Oberfrankens wird erfolgreich gegründet. Ein Blick etwas weiter zurück zeigt jedoch: Auch in Oberfranken ist das Gründungsinteresse im Laufe der Jahre insgesamt zurückgegangen. Die Zahl der Beratungen lag bei der IHK im Jahr 2012 noch bei insgesamt 4.800, nur noch 4.400 Beratungsgespräche waren es im Jahr 2014. Mit Sorge blickt Trunk daher auf die Ursachen, die der „Gründungsmisere“ zugrunde liegen. „Existenzgründern stehen häufig hohe Bürokratiehürden im Weg. Es müsste möglich sein, innerhalb eines Monats ein Unternehmen zu gründen, inklusive aller erforderlichen Genehmigungen.“ Die IHK unterstützt dabei schon heute und bietet einen Gründerservice aus einer Hand an – von der Erstberatung bis zu Hilfen bei Förderanträgen und Gewerbeanzeigen.
Aufgrund der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt suchen darüber hinaus viele qualifizierte Fachkräfte eher die Sicherheit einer Festanstellung, anstatt den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. „Wir müssen stärker zur Selbstständigkeit ermuntern und früh damit ansetzen“, plädiert Trunk dafür, dass Wirtschaft und Unternehmertum schon in der Schule – etwa in Form eines eigenen Schulfachs oder von Unternehmensplanspielen – eine größere Rolle einnehmen. Noch seien entsprechende Inhalte im Unterricht kaum verankert. Dabei sei das Interesse Jugendlicher an wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen groß.
Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland bei den Existenzgründungen einen der hinteren Plätze ein. „Wir brauchen eine neue Gründerkultur“, sagt Trunk. Mut müsse belohnt werden, eine abgebrochene Selbstständigkeit oder eine Lücke im Lebenslauf dürfe kein Stigma sein, fordert Trunk ein gesellschaftliches Umdenken. Das sei gerade in Oberfranken angesichts der demografischen Entwicklung von Bedeutung: Denn in den kommenden Jahren werden viele Firmenchefs nach einem Nachfolger für ihr Unternehmen suchen.
Erfreulich hingegen: „Zwei Drittel der Gründungsinteressenten, die der IHK ein Geschäftskonzept vorlegen, wollen vornehmlich aus unternehmerischem Antrieb gründen – nicht aus einem Mangel an beruflichen Alternativen“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen zusammen. Der Anteil der Gründungsinteressierten mit Migrationshintergrund ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – ebenso wie der der Gründerinnen, die in den vergangenen Jahren stark aufgeholt haben. Die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit erscheint vielen allerdings problematisch. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Frauen für eine Gründung im Nebenerwerb – auch die, die eigentlich in Vollzeit ihre unternehmerischen Ideen verwirklichen wollen.
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