Neue Männertracht der Fränkischen Schweiz!
Juhuu, klasse, endlich ist es geschafft. Die Männer der Fränkischen Schweiz haben endlich, nach vielen Jahren ohne, auch (wieder) eine Tracht. Sie wurde in Frensdorf anlässlich des großen Trachtenmarktes der Öffentlichkeit präsentiert.
Viele Jahre lang konnte die Männer nur neidisch hinsehen, wenn sich ihre Frauen in hübsche Tracht kleideten. Es gab schlicht keinen Schneider, der das für die Männer machen konnte. Die Schnitte mit allem drum und dran waren seit langem bekannt in der Szene. Überall, rings um die „Fränkische“ herum wurden daher historische Männertrachten erneuert und geschneidert, nur hier im bekannten „Kernland der Tracht“ (Originalzitat. Dr. Birgit Jauernig, die Trachtenbeauftragte des Bezirks Oberfranken) war tote Hose, im wahrsten Sinne des Wortes.
Damit ist es nun endlich vorbei – Dank einer jungen Frau, die sich der Herren und ihrer Tracht annahm. Die Schneidermeisterin heißt Rosalie Postatny. Sie stammt aus Egloffstein, wohnt und arbeitet aber in Nürnberg. Ihr Kontakt in Sachen Tracht in die Heimat ist Dagmar Rosenbauer, die bekannte Trachtenfrau aus Kunreuth. Mit ihr zusammen und einem Netzwerk an weiteren Fachleuten kümmert sie sich um alle Fragen rund um die erneuerte Männertracht, die sch wie bei den Frauen auch, an historischen Vorbildern orientiert.
Fangen wir mit dem Kopf an: dorthin gehört bei den Männern, je nach Geldbeutel und Geschmack, ein schwarzer „Schaufelhut“, der als Regenschirmersatz zu einem Dreispitzhut umfunktioniert werden kann, ansonsten vorne aber eine breite und ausladende Krempe hat. Man kann auch eine Fellmütze, mit einem Fell von einem Marder, aufsetzen. Schaut ein bisschen nach russischer Mode aus, ist aber bei uns als historisch korrekt, vor allem im Forchheimer Raum, nachgewiesen. Im Landkreis Bayreuth war mehr der Schaufelhut in Gebrauch, wie auf alten Bildern zu sehen ist. Das Hemd ist weiß mit Stehkragen, der von einer dunklen, meist schwarzen Schleife aus Samt oder Baumwolle überdeckt wird. Zum weißen Hemd gehört eine Weste in Frankenrot oder in dunklem Grün, deren Knopflöcher mit goldenen Fäden gestickt sind. Hier allein bei den Knöpfen geben Puristen bis zu 100 Euro pro Knopf aus, weiß Walther Appelt, ein Männertrachtenkenner zu berichten: ein Statussymbol, das nur noch von der goldenen Taschenuhr oder hochgradig gestickten Hosenträgern übertroffen werden kann.
Als Hose trägt “Mann“ heutzutage „Pantalon“. Eine bequeme Stoffhose mit einem Latz vorne wie bei einer Lederhose – die man übrigens in Hirschleder gearbeitet – auch als Trachtenhose tragen kann. Die Strümpfe sieht man bei der Hose und den Schnallenschuhen nicht, daher liegt das Augenmerk auf der dunklen, kurzen Jacke, die man im Winter über den Wamst trägt. Es gibt auch eine „Junger-Mann-Variante“, die getrost zur Kirchweih im Dorf oder beim Oktoberfest getragen werden kann, ohne antiquiert zu wirken versichert die Schneidermeisterin: eine rote Weste mit goldenen Knopflöchern auf weißen Hemd, dazu eine klassische Jeanshose. Wichtig dabei ist der Schnitt. Der soll kein Oberbayern-Replikat sein und keine Fantasieuniform, sondern historisch korrekt und damit geografisch zuordnend, sagt Postatny.
Wie eingangs erwähnt, benötigt man ein Netzwerk an Fachleuten, um den Mann komplett in Tracht einzukleiden – was ja auch notwendig ist, nach der langen Zeit der modischen Abstinenz. Daher soll das so ablaufen, dass „Mann“ sich bei Dagmar Rosenbauer in Kunreuth einen Termin geben lässt, an dem er und die Schneiderin aus Nürnberg sich treffen. Dort, in dem kleinen Trachtenladen werden die passenden Stoffe ausgesucht, die Schnitte besprochen, das Material, alles was man eben braucht. Das Schneidern erledigt dann Rosalie Postatny in ihrer Werkstatt in Nürnberg, die Schuhe kommen von einem Fachmann, eine etwaige Lederhose vom Kirschner und der Hut kommt aus der Rhön.
Normalerweise, so Dagmar Rosenbauer, nimmt man Fachleute aus der Region. Wenn es aber bestimmte Handwerke wie den Hutmacher hier nicht mehr gibt, muss man größere Kreise ziehen. Die „Trachtler“ in Franken kennen sich untereinander von dem Märkten in Frensdorf und Greding und wissen daher was wer wie machen kann. So entsteht ein „Gesamtkunstwerk“, das von wenige hundert Euro bis zu einigen Tausend kosten kann; je nach Intention und Geldbeutel. So war das früher auch schon. Marianne Bogner, die Frauentrachtenschneiderin des Fränkische Schweiz- Verein begrüßt den „Neustart“ der Männertrachtenmode. Sie beteiligte sich ebenfalls jahrelang an der Suche nach einem Männertrachtenschneider und freut sich darüber, endlich den Nachwuchs auch hier einbinden zu können.
Info: Dagmar Rosenbauer wohnt in der Forchheimer Straße in Kunreuth und ist telefonisch unter 09199-8952 erreichbar. Rosalie Postatny wohnt in Nürnberg in der Johannisstraße 9 und ist unter 0911-93280752 erreichbar.
Reinhard Löwisch
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