Erzbischof Schick gegen Verbannung des Alten Testaments aus der Bibel
„Kulturelle Demenz verhindern“
(bbk) „Geschichtsvergessenheit und kultureller Demenz müssen wir uns mit allen Kräften entgegenstellen“, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick anlässlich der Präsentation des Inventarisierungsbuches „Domberg und Domstift“ in der Reihe „Die Kunstdenkmäler von Bayern“ im Bamberger Dom. Dabei forderte er dazu auf, alles zu tun, dass die Geschichte nicht aus persönlichem und gesellschaftlichem Leben ausgelöscht werde, sondern erhalten bleibe, um aus ihr zu lernen. Den historischen Kunstwerken in Architektur, Skulptur, Malerei, Textil, Schrift und Musik käme dabei eine besondere Bedeutung zu.
Schick positionierte sich in der aktuellen Diskussion über die Bibel klar für den Verbleib des „Alten Testaments“ im Schriftenkanon der Christen. „Das ‚Alte Testament‘ gehört zu unserer Tradition, es ist das Buch Jesu und darf nicht verbannt werden, auch wenn wir zu rassistischen und nationalistischen Passagen, zu Verherrlichung von Gewalt und Kriegen, klar ‚Nein‘ sagen müssen. „Wir werten und interpretieren es im Geiste Jesu, der uns allumfassende Gottes- und Nächstenliebe gelehrt hat.“ Seine Botschaft werde auf dem Hintergrund des Alten Testaments umso deutlicher.
Die Kenntnis der Geschichte und der Erhalt der Kultur sei nicht nur der Vergangenheit geschuldet, sondern auch ein Beitrag für die Zukunft nach dem Sprichwort „Zukunft braucht Herkunft“. Schick führte aus, dass nur eine ganzheitliche und ehrliche Betrachtung der Geschichte ein Beitrag für die Zukunft sei. Weder eine Damnatio memoriae, das bewusste Auslöschen von Geschichte und Kulturgütern, noch die einseitige Glorifizierung sei erlaubt. Als Beispiel führte Schick die Zerstörung von historischen Monumenten im Irak durch den sogenannten Islamischen Staat an: „Das ist Barbarei und absolut inakzeptabel“. Er wies auch auf die Figur des Bamberger Reiters hin, die die Nazis zur Glorifizierung der arischen Rasse über andere Völker hätten missbrauchten wollen. „Auch so etwas darf nicht sein, es ist ein Missbrauch von Geschichte und Kultur. Die Bamberger haben widerstanden.“ „Die Wahrheit macht frei“, das gelte auch für die Darstellung der Geschichte und die Betrachtung der Kulturgüter, so der Erzbischof.
Das neue Buch solle dabei helfen, uns unsere Geschichte anzueignen, unsere Herkunft zu sehen und daraus die Zukunft zu gestalten, so der Bamberger Oberhirte. „Nicht Geschichtsvergessenheit, sondern Geschichtsbewusstsein, nicht kulturelle Demenz, sondern Aneignung der Kultur ist angesagt.“ Dazu trage das neue Buch bei. „Wir danken, dass dieser Band Herkunft festhält und Zugang zu ihr verschafft für die Zukunft.“
Der Band mit dem Titel „Die Kunstdenkmäler von Bayern. Stadt Bamberg II – Domberg“ wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erstellt und herausgegeben. Er ist im Buchhandel erhältlich und kann beim Heinrichsverlag bestellt werden unter www.shop.heinrichs-verlag.de
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