VCD untersucht Zugangshindernisse im Bamberger Busverkehr

Öffentlicher Nahverkehr: „Einfach muss es sein!“

Die Fahrgäste in den Bamberger Bussen werden seit 2010 stetig mehr. Inzwischen sind es über zehn Millionen im Jahr – eine Zahl, die sich sehen lassen kann. Trotzdem ziehen viele das Auto vor. Denn ausschlaggebend sind nicht allein Preis und passendes Fahrplanangebot des öffentlichen Nahverkehrs. Bei der Nutzung von Bus und Bahn tun sich viele schwer.

Um Zugangshindernisse abzubauen, untersucht der ökologische Verkehrsclub VCD bundesweit in sechs Städten und Landkreisen die Nutzerfreundlichkeit des ÖPNV. Im Blickpunkt stehen so genannte „weiche Faktoren“ wie die Übersichtlichkeit von Fahrpreisen und Tarifbedingungen, das Angebot von Informationen an Haltestellen und in Fahrzeugen, oder auch Erschwernisse für mobilitätseingeschränkte Menschen. Barrieren, die eine Nutzung von Bussen und Bahnen behindern, sollen aufgedeckt und Maßnahmen benannt werden, damit sich noch mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr gewinnen lassen.

In den vergangenen zwei Tagen wurden in Bamberg Haltestellen und Fahrzeuge der Stadt- und Regionalbusse untersucht, ebenso die Verkaufsstelle am ZOB und die Verknüpfung des Busverkehrs mit Fahrrad und Carsharing.

Gregor Kolbe, VCD-Projektleiter von »Einfach einsteigen – Zugänglichkeitscheck des ÖPNV«: „Über Nutzung oder Nichtnutzung des ÖPNV entscheiden zum großen Teil weiche Faktoren. Mit unseren Untersuchungen möchten wir genau an diesem Punkt Verbesserungspotentiale ausfindig machen, diese den Verkehrsunternehmen und Gemeinden in den Blick rücken, und so dazu beitragen, dass der ÖPNV insgesamt leichter zu benutzen ist – also attraktiver wird.“

Die steigende Zahl an Fahrgästen zeigt, dass viele Bamberger Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV zu schätzen wissen. Für Dr. Dieter Volk vom VCD Bamberg steht fest: „Erstens: Unser Busverkehr ist gut. Zweitens: Unser Busverkehr kann noch besser werden. Die Schwachstellen verlangen Hirnschmalz, und zwar nicht nur von den Stadtwerken, sondern ebenso von Stadtverwaltung und Stadtrat. Dann können aus Zwängen Chancen werden.“

Neben Bamberg werden auch die Städte Hannover, Köln und Wittenberg sowie die Landkreise Meißen in Sachsen und Vogelsberg in Hessen untersucht. Bis zum Herbst sollen die Ergebnisse vorliegen.

Interessierte können sich ab sofort an einer bundesweiten Online-Umfrage zur Benutzerfreundlichkeit des ÖPNV beteiligen und ihren Nahverkehr unter http://www.vcd.org/oepnv-check.html bewerten. So lassen sich auch innovative Lösungen in anderen Regionen für Bamberg fruchtbar machen – und für das ganze Umland.

Das VCD-Projekt „Einfach einsteigen – Zugänglichkeitscheck des ÖPNV“ wird vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt gefördert.

2 Antworten

  1. Ferenc sagt:

    „Unser Busverkehr ist gut“?

    Das mag für manche (!) der jetzt untersuchten Faktoren gelten. Das gilt mitnichten für das Verkehrsangebot selbst: verschiedene, nicht miteinander kompatible Takte, ausschließlich radiale Erschließung mit Umsteigezwang am ZOB, fehlendes resp. höchst unattraktives Angebot in manchen Stadtbezirken zu sogenannten Schwachlastzeiten, teils sogar im morgendlichen Berufsverkehr.

    „Unser Busverkehr kann noch besser werden“ – und zwar deutlich!

    So muß man schon versierter Internetnutzer sein, um an wichtige Information zu gelangen – oder sich im Kundenzentrum am ZOB die Beine in den Bauch stehen, um zu hoffen, tatsächlich die gewünschte Auskunft zu erhalten.

    Während viele Verkehrsunternehmen alle Fahrscheine auch selbst verkaufen, die sie anerkennen, ist dies bei den Bamberger Stadtwerken nicht der Fall. Will ich beispielsweise mit dem Bayernticket von meinem Wohnort aus starten, bin ich gezwungen, es mir am Vortag am Bahnhof zu beschaffen.

    Die Fahrradmitnahme, mangels entsprechender Herrichtung der Busse ohnehin nicht einfach, wird, am Verhalten des Fahrpersonals abzulesen, nur widerwillig geduldet, weil der Verkehrsverbund es eben verlangt. Selbst Kinder mit Tretroller werden schikaniert, müssen ihn zusammenklappen und lose in der Hand halten. Das belästigt andere Fahrgäste in weit stärkerem Umfang, als stände der Roller, entfaltet und gut festgehalten, stabil auf dem Boden. Doch die Fahrer zeigen sich unbestechlich und nehmen keine Vernunft an, das Unternehmen antwortet, wenn überhaupt, auf diesbezügliche Eingaben nur mit nichtssagenden Phrasen.

    Kombinierte Eintritts- und Fahrkarten sind, mit wenigen Ausnahmen, in Bamberg nahezu unbekannt. Woanders gibt es sie seit Jahrzehnten. Obwohl selbst Betreiber der Schwimmbäder, schaffen (wollen!) es die Stadtwerke nicht einmal hierfür, stellen aber kostenfreie Parkplätze ohne Ende zur Verfügung.

    Es ist wie so oft: Wer nichts Besseres kennt, mag sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Wer aber weiß, wie andernorts aktiv mit bestechendem Angebot um Kundschaft geworben wird, trauert den verschenkten Chancen nach.

    Ändern wird sich nichts Entscheidendes, solange die Mehrheit im Stadtrat gemeinsam mit dem Oberbürgermeister die Vision der „Autostadt“ Bamberg vor Augen hat.

  2. AntiGravEinheit@gmx.de sagt:

    Das größte Problem, welches ich beim ÖPNV sehe, ist der Preis.
    Ein eigenes Fahrzeug habe ich so oder so.
    Das zweitgrößte Problem ist die, nennen wir es mal „Verfügbarkeit“.
    Mein Auto fährt, wann ich will (vor allem mit garantiertem Sitzplatz und flüsterleise). Der ÖPNV? Schwierig, werktags am Tag wäre das noch ok. Sonntag, abends, nachts? Fehlanzeige.

    Ein Fahrt in die Stadt und wieder zurück kostet hier mit dem Bus € 3.60 (Einzelfahrschein). Mit meinem eigenen Auto kann ich für dieses Geld einen Monat lang und noch länger jeden Tag in die Stadt und wieder nach Hause fahren. In diesem Jahr komme ich bei rund 6000 gefahrenen Kilometern noch nicht einmal auf 50 Cent pro 100km an Treibstoffkosten.
    Wenn ich der Stadt abends essen war, nun, dann kann ich lange auf den nächsten Bus nach Hause warten … ungefähr bis zum nächsten Morgen.

    Witzig finde ich auf der VCD-Seite zur Umfrage diese Aussage: „Der ÖPNV ist sicherer, günstiger und zusätzlich umweltschonender als der motorisierte Individualverkehr.“
    Sicherer? Die sind wohl noch nicht in Erlangen und Forchheim in den Bussen mitgefahren. Zwei Kurven mehr und ich hätte in den Bus gekotzt. Die Busse sind zwar häufig rot, aber es sind keine Renner aus Maranello. Wenn die Ampel bereits rot ist, ist es nicht sinnvoll, weiterhin voll aufs Gaspedal zu latschen, um dann vor der Ampel den Wurfanker zum Anhalten rauszuwerfen. Viele, zuviele Fahrer haben eine sehr digitale Fahrweise. Enger Fahrplan? Dann eben entzerren. Mir ist ein Fahrplan, bei dem ich weiß, daß er eingehalten werden kann, lieber (mienetwegen dauert die Fahrt dann auch etwa länger), als einer, bei dem auf Biegen und Brechen alles reibungslos funktionieren muß, damit er eingehalten werden.
    Günstiger ist der ÖPNV ganz sicher nicht. Günstiger als ein Taxi vielleicht …
    Umweltschonender. Da muß ich jetzt wirklich lachen. Hier fahren Dieseldreckschleudern herum – und die gasbetriebenen Busse sind irre laut.
    Dann gibt es auch noch die Busfahrer, die die StVO offenbar nur vom Hörensagen kennen. Warum gibt’s eine eigenen Ampel für die Busspur? Weil diese Ampel für die Busspur gilt und nicht die Ampel neben dran für die anderen Verkehrsteilsnehmer mit ihren eigenen Spuren. Hält man sich an diese Busspurampel, dann kommt man auch nicht in die Verlegenheit, sich den Weg freihupen zu müssen. Streng genommen ist das ein vorsätzlicher Rotlichtverstoß (schon mehrfach sowas erlebt, sowohl als Fahrgast im Bus als auch als PKW-Fahrer, der beinahe vom Bus weggeräumt wurde).

    Zum ÖPNV gehört dann auch noch der Schienenverkehr.
    Nun ja, da braucht man eigentlich nichts zu sagen, die letzte Woche spricht wieder mal für sich. Ich habe vor einigen Jahren nach mehr als 10jähriger Leidenszeit mein Dauerabo gekündigt. Man zahlt dafür, daß man keine Information bekommt, daß der Zug verpätet ist und wann denn der verspätete Zug vielelicht doch mal ankommt. Könnte ich diese Ausfall- und Wartezeiten dem Betreiber verrechnen, ich müßte bis an mein Lebensende kostenfrei 1. Klasse fahren dürfen.
    Man zahlt dafür, daß man mitunter wie in einer Sardinenbüchse zwischen anderen Fahrgästen, die – mir jedenfalls – zu oft nach alkoholischen Getränken und Rauch „duften“. Dazu kommt dann häufig noch die Zwangsbeschallung aus den InEars der heutigen Jugend.
    Man kann im ÖPNV mit anderen Leuten ins Gespräch kommen? Vielleicht will ich das gar nicht. Nein, ich will das ganz sicher nicht, ich will meine Ruhe haben.

    Man muß wohl ein wenig masochistisch veranlagt sein, um heutzutage gerne mit dem ÖPNV zu fahren.