Erneute Auszeichnung für das Gräfenberger Sportbündnis

Das Gräfenberger Sportbündnis mit Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (2. V.li), Christian Schönfelder (3. v. li)., Ludwig K. Haas (4. v. li.), Karolina Michl (mit Urkunde). Foto: Christian Schirmer

Das Gräfenberger Sportbündnis mit Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (2. V.li), Christian Schönfelder (3. v. li)., Ludwig K. Haas (4. v. li.), Karolina Michl (mit Urkunde). Foto: Christian Schirmer

Preisverleihung AKTIV FÜR DEMOKRATIE UND TOLERANZ 2014 am 27. April 2015 im Historischen Rathaus in Nürnberg

Das Gräfenberger Sportbündnis ist erneut mit einem bedeutenden Preis ausgezeichnet worden. Der Zusammenschluss von neun Sportvereinen erhielt nach 2011 zum zweiten Mal die Auszeichnung im bundesweiten Wettbewerb. Die Auszeichnung für die 9 bayerischen Preisträger, davon 4 aus der Nürnberger Region, fand im Historischen Rathaus in Nürnberg statt. In der Verleihungsurkunde heißt es:

„Das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (Berlin) verleiht dem Gräfenberger Sportbündnis im Rahmen des Wettbewerbs ‚AKTIV FÜR DEMOKRATIE UND TOLERANZ 2014‘ für das Projekt „AGENDA 2015: Jugend für Demokratie und Toleranz“ einen Preis für ein ideenreiches und wirkungsvolles Beispiel zivilen Engagements. Wir wünschen dem vorbildlichen Projekt weiterhin viel Erfolg und zahlreiche Nachahmer. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 3.000 Euro verbunden.“

Im Gräfenberger Sportbündnis sind 7 Sportvereine aus dem Landkreis Forchheim und 2 Sportvereine aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt mit etwa 6.000 organisierten Sportlern vertreten. Während die Auszeichnung im Jahr 2011 noch stark unter den Eindruck und den Nachwirkungen der der Neonazi-Aufmärsche (ca. 50 Aufmärsche von 2006 – 2009) standen, so wurde nach dem „Vertreiben“ der „offiziellen“ Neonazi-Aufmärsche aus Gräfenberg die Strategie geändert und sehr viel Wert auf die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sowie Gewalt in jeglicher Form gelegt. Hauptzielgruppen sind Kinder und Jugendliche in Sportvereinen und Schulen.

Der Nürnberger Bürgermeister Dr. Klemens Gsell übermittelte die Grußworte der Stadt Nürnberg und stellte einen Bezug zur Geschichte der Stadt und zum historischen Rathaussaal her. Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle des BfDT, informierte über die Ziele und Arbeit des Bündnisses für Demokratie und Toleranz.

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz wurde vor 15 Jahren anlässlich des damals wieder erstarkten Rechtsextremismus durch die Bundesministerien des Innern und der Justiz gegründet. Die Preisverleihung im Rahmen des Wettbewerbs AKTIV FÜR DEMOKRATIE UND TOLERANZ wird für herausragende Projekte und Ideen verliehen und soll das zivilgesellschaftliche und ehrenamtliche Wirken würdigen. Ziel ist es, die Projekte bekannt zu machen und Anregungen für zivilgesellschaftliches Engagement geben. Die „Nachahmung“ erfolgreicher Projekte soll angeregt werden.

In einem moderierten Gespräch stellten im Nürnberger Rathaussaal die Jugendleiterin des 1. FC Eschenau, Frau Karolina Michl, und der Jugendpfleger der Verwaltungsgemeinschaft Gräfenberg, Herr Christian Schönfelder, das Projekt „Agenda 2015 – Jugend für Demokratie und Toleranz“ des Sportbündnisses vor. Beide arbeiten aktiv im Gräfenberger Sportbündnis, insbesondere in der Präventionsarbeit durch Information und Aufklärung.

Fußball ist eine hervorragende Möglichkeit, Kinder und Jugendliche zusammenzubringen. Die Regeln sind – von wenigen Ausnahmen – sehr einfach, sodass auch Kinder und Jugendliche gemeinsam Sport ausüben können, auch wenn sie die die Sprache der Mitspieler nicht verstehen. Flüchtlingskindern und Erwachsenen wird in den Vereinen des Sportbündnisses die Möglichkeit gegeben, Fußball zu spielen und sich zu integrieren.

Jugendfußballturniere mit der Auslobung einer Fairnesstrophäe geben den Anreiz zu einem fairen und umgänglichen Miteinander. Fußball ist ein Wettkampfsport bei dem der persönliche Einsatz für einen Sieg wesentlich ist. Leicht kann es zu Aggressionen kommen. Damit es nicht so weit kommt oder um vorhandene Spannungen abzubauen, führten drei Vereine beispielsweise ein spezielles Training mit einem Sozialpädagogen und Selbstbehauptungstrainer erfolgreich unter dem Motto „Gesunder Umgang mit Kraft und Aggression“ durch.

Der renommierte Historiker der Zeitgeschichte und international anerkannte Vertreter der Vorurteils- und Antisemitismus- und NS-Forschung Professor Dr. Wolfgang Benz stellte in seiner Würdigung der Projektarbeit des Gräfenberger Sportbündnisses Bezug zum Fußball und generell zum Wettkampf im Sport her. Er betonte, ohne Wettkampf ist ein erfolgreicher Sport nicht möglich. Allerdings darf es im Sport und im Leben nicht nur Sieger oder Verlierer geben. Ein fairer Umgang miteinander ist ein wesentliches Moment für die gesellschaftliche Ordnung.

Das Gräfenberger Sportbündnis stellte mit knapp 30 Teilnehmern eines der größten Kontingente der Preisverleihung. Darunter waren mehrere Vereinsvorstände, Jugend- und Abteilungsleiter und Spieler. Auch der neue Bürgermeister der Stadt Gräfenberg, Hans-Jürgen Nekolla, ließ es sich nicht nehmen und kam zur Preisverleihung. Er klinkte sich aus einer Klausurtagung in Oberfranken aus und fuhr ca. 100 km einfache Strecke, um bei der Ehrung des Gräfenberger Sportbündnisses dabei zu sein.