Workshop „Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“ im Bamberger Landratsamt
Der Herausforderung begegnen
Ein Schreckensszenario für jede Gemeinde im ländlichen Bereich: Die einzige Hausarztpraxis schließt altersbedingt, ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht. Was kann getan werden, um die hausärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger aufrecht zu erhalten? Welche Möglichkeiten gibt es, damit solche Situationen gar nicht erst entstehen? Diesem komplexen Thema stellten sich jetzt Vertreterinnen und Vertreter aus 20 Gemeinden, darunter zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, im Workshop „Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“ im Landratsamt Bamberg.
Die Kooperationsveranstaltung zwischen der neugegründeten Gesundheitsregion PLUS Bamberg und dem Kommunalbüro für ärztliche Versorgung im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ging auf zentrale Entwicklungen und Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung ein. Unter der Leitung von Gunnar Geuter, Natascha Raible und Karina Stühler reflektierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst die Situation in ihren eigenen Gemeinden. Neben dem Erhalt der Praxisstandorte war Mobilität ein zentrales Thema. Wie können eingeschränkt mobile Bürgerinnen und Bürger ärztlich gut versorgt werden?
Anschließend wurden Informationen zu den künftigen Rahmenbedingungen der hausärztlichen Versorgung erarbeitet. Es zeigt sich, dass immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte vom Bild des traditionellen Landarztes Abstand nehmen, lieber im Angestelltenverhältnis arbeiten und Familie, Beruf und Freizeit in Einklang bringen möchten. Landärztin in Teilzeit – ist dies möglich und attraktiv? Die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten verschiedene Modelle ärztlicher Kooperationen, wie z. B. Praxisgemeinschaften, Gemeinschaftspraxen oder medizinische Versorgungszentren mit Filialpraxen.
Gemeinden attraktiv für junge Ärztinnen und Ärzte machen, eine gute Werbung für die Region, gute Kommunikationsstrategien innerhalb der Gemeinden, fraktionsübergreifend und mit allen an der Gesundheitsversorgung Beteiligten – wenn es um die Planung der künftigen ärztlichen Versorgung geht, und vor allem auch interkommunale Kooperationen – waren die Schwerpunkte bei der Diskussion der Lösungsansätze. Mehrfach wurde aber auch kritisch darauf hingewiesen, dass es an sich nicht Aufgabe der Gemeinden ist, die ärztliche Versorgung sicherzustellen, sondern dass hier die Kassenärztliche Vereinigung Bayern in der Pflicht steht. Auch sind den Gemeinden schon rechtlich enge Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, beispielsweise die finanzielle Situation eines Praxissitzes zu verbessern. Hier wurden deutliche Appelle an die Politik gerichtet.
Dr. Martin Diruf von der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion PLUS erklärte, dass man sich über diesen Workshop hinaus dauerhaft für die hausärztliche Versorgung engagierte und die Gründung einer Arbeitsgruppe plane. Die Gesundheitsregion PLUS ermögliche vor allem kurze Kommunikationswege zwischen den an der Gesundheitsversorgung in der Region beteiligten Organisationen. „Es gilt, ein dickes Brett zu bohren“ betonte Gunnar Geuter, „aber viele Beispiele zeigen – der Weg lohnt sich.“ Erfreuliches wusste Landrat Johann Kalb zu berichten. Der Landkreis befindet sich zurzeit in Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Die Planung sieht vor, den hausärztlichen Versorgungsbereich Stadt und Landkreis Bamberg in vier oder fünf kleinere Versorgungsbereiche aufzuteilen. „Dies ermöglicht eine genauere Darstellung von Über- oder Unterversorgungssituationen und sichert Arztsitze dort, wo sie gebraucht werden: Auf dem Land“, so Kalb.
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