Fränkische Schweiz-Museum: Kriegsende in der Fränkischen Schweiz vor 70 Jahren
Fanatische Taten – Gespannte Erwartung vor dem Unbekannten
Seit 70 Jahren herrscht nach langen Jahren des Krieges und der Entbehrungen Friede in Mitteleuropa. Das Fränkische Schweiz-Museum nimmt sich daher heuer des Lebens um das Jahr 1945 als Thema an.
Am Freitag, 13. April 1945, herrschte bei der Bevölkerung der Fränkischen Schweiz große Unsicherheit: Amerikanische Kampfeinheiten standen bereits bei Bamberg. Auf dem Weg nach Nürnberg und zur „famosen“ Reichsautobahn bei Trockau mussten die US-Einheiten die Fränkische Schweiz durchqueren. Gehäufte Tieffliegerangriffe von P-51 Jagdbombern einige Tage vorher hatten die Menschen verängstigt und verstört. Vor allem der schwere Angriff vom 9. April auf Ebermannstadt setzte ihnen zu: Scheunen brannten, Pferde starben, LKWs standen in Flammen. Hohe Parteiführer hatten sich zudem zwischenzeitlich bereits abgesetzt. Dennoch errichteten Fanatiker auf deutscher Seite eilig in der zweiten Aprilwoche noch dilletantisch Panzersperren. Letztendlich wurden diese Arbeiten am 13. und 14. April abgebrochen.
Ruhe vor dem Sturm
Durch die Wälder der Region streiften zahllose abgekämpfte und desillusionierte Soldaten, die sich ihrer Waffen und Uniformen entledigt hatten sowie einige wenige versprengte Uniformierte. Ein junger Leutnant stand in Unterleinleiter einem Sammellager vor. Er sollte aus versprengten Soldaten eine Verteidigungstruppe bilden. Noch am Freitag, den 13. April erschoss er als Abschreckungsmaßnahme wegen „Feigheit vor dem Feind“ einen älteren Gefreiten standrechtlich im Garten einer Gastwirtschaft vor den Augen der Bewohner, auch der der Kinder. Bereits am Vormittag des nächsten Tages, des 14. Aprils, einem Samstag, löste sich das Lager auf, und die Soldaten zogen sich über Gasseldorf zurück. Bereits am Nachmittag nahmen die Amerikaner den Ort ein. – Der Vorfall in Unterleinleiter war aber nicht die letzte standrechtliche Erschießung in der Umgebung.
Heftige Gegenwehr bei Ebermannstadt
Am Nachmittag des 14. April stießen alliierte Panzer durch Unterleinleiter nach Gasseldorf vor. Am frühen Samstagabend entwickelte sich ein heftiges Feuergefecht zwischen den Panzern und einer Geschützstellung am östlichen Ortsrand von Ebermannstadt. Mehr als 20 Soldaten auf beiden Seiten verloren an diesem Abend, des 14. April 1945, im Wiesenttal ihr Leben.
Am gleichen Tag befreiten Soldaten der 14th Armored Division in Creußen 600 Zwangsarbeiter und nahmen einige hochrangige Nazis fest, bevor sie nach Pegnitz vorstießen. Eiligst errichteten die Amerikaner ein Gefängnisareal für bis zu 1500 Kriegsgefangene, um die immer größer werdende Zahl deutscher Soldaten, die sich ergaben, unterbringen zu können.
Ab 19. Juni Ausstellung in Tüchersfeld
Anlässlich der Befreiung vor 70 Jahren widmet das Fränkische Schweiz-Museum seine große Sommerausstellung der Sitution in der Fränkischen Schweiz in den Kriegsjahren, bei der Befreiung und dem schwierigen Neuanfang danach. „Fürchten, Bangen, Hoffen. Leben auf dem Land um 1945“ beschreibt die widrigen Lebensumstände, die Sorgen und Nöte der Menschen in der Fränkischen Schweiz, der vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, die hier Obdach gefunden haben und am Ende einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung der Region leisteten.
Die Ausstellung ist vom 19. Juni bis zum 8. November zu sehen.
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