Das Ende des 2. Weltkrieges in der Fränkischen Schweiz – Legenden, Mythen, Fakten
Vortrag am Mittwoch, dem 15. April in Tüchersfeld
Am 15. April jährt sich der Einmarsch der Amerikaner in die Fränkische Schweiz und damit die Befreiung vom Naziregime zum 70. Mal: Nach vorbereitenden schweren Luftangriffen auf Ebermannstadt am 9. April (Scheunen brannten, Pferde starben, Lkws standen in Flammen) und Pretzfeld stießen amerikanische Kampfpanzer am Nachmittag des 14. April über Unterleinleiter nach Gasseldorf vor. Am frühen Samstagabend entwickelte sich ein heftiges Feuergefecht zwischen ihnen und einer Geschützstellung am östlichen Ortsrand von Ebermannstadt. Mehr als 20 Soldaten auf beiden Seiten verloren an diesem Abend im Wiesenttal ihr Leben. Am gleichen Tag befreiten Soldaten der 14th Armored Division in Creußen 600 Zwangsarbeiter und nahmen einige hochrangige Nazis fest, bevor sie nach Pegnitz vorstießen. Am 16. April 1945 besetzen amerikanische Panzer Pottenstein, nachdem am Tag zuvor die letzten SS-Soldaten aus Pottenstein abgezogen waren. Bei ihrem Einmarsch konnten auch die Gefangenen des KZ-Außenlagers in Pottenstein befreit werden.
Über das Kriegsende verbreitete sich rasch ein Mythos: Demnach sei die fast kampflose und damit für die Zivilbevölkerung schonende Übergabe vier Männern zu verdanken, die von der Sinnlosigkeit der „letzten Verteidigung der Juralinie“ überzeugt gewesen seien: dem Bayreuther Oberbürgermeister SS-Standartenführer Dr. Fritz Kempfler, dem Hollfelder Pfarrer Dekan Kurt Weirather, dem Bamberger Weihbischof Dr. Landgraf und dem Höheren SS- und Polizeiführer, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Dr. Benno Martin. Diese sollten in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1945 in einer Zusammenkunft im Pfarrhaus von Hollfeld genutzt haben, um sich dahingehend zu verabreden, Bamberg und die Juralinie nicht zu verteidigen sowie die dortigen Munitionsfabriken nicht zu sprengen, sondern die nördliche Fränkische Schweiz kampflos zu übergeben.
In immer wieder neueren Versionen wurde diese Legende ausgeschmückt. Erst der Bayreuther Historiker Siegfried Pokorny spürte akribisch den Fakten nach und konnte dabei nachweisen, dass die Erzählungen Fiktion sind.
Was aber passierte wirklich? Dank einer Vielzahl in den letzten Jahren von der NSA freigegebenen Dokumente der am Einmarsch beteiligten Einheiten und Kampftruppen lassen sich heute die Fakten exakt rekonstruieren.
Mit kriminalistischem Scharfsinn wertete Uwe Weber alle zur Verfügung stehenden Quellen sowohl der deutschen als auch der amerikanischen Seite aus. Dabei entstand ein detailliertes Bild der Geschehnisse seinerzeit.
In seinem Vortrag am Mittwoch, dem 15. April in Tüchersfeld legt Uwe Weber die neuersten Ergebnisse seiner Recherchen anhand zahlreicher Karten und erst jüngst freigegeber Originalquellen vor. Zudem spürt er den Aktivitäten amerikanischer und britischer Geheimdienste auf der Jagd nach den in den Geheimlabors auf Burg Feuerstein entwickelten Hochtechnologien, Rüstungsunterlagen und deren Entwicklern nach. Auch hierzu standen dem Referenten erst vor kurzem freigegebene Geheimakten zur Verfügung.
Der Vortrag leitet gleichzeitig das Begleitprogramm zur diesjährigen Sommerausstellung des Fränkische Schweiz-Museums „Fürchten – Bangen – Hoffen. Leben auf dem Lande um 1945 am Beispiel der Fränkischen Schweiz“ ein. Er beginnt um 19.30 Uhr in Tüchersfeld im Haus der Kirchenstiftung (gleich neben der Kirche). Als Unkostenbeitrag werden 2,50 € erhoben.
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