Erzbistum Bamberg leitet Antworten aus Familien-Umfrage an Bischofskonferenz weiter
Viele Teilnehmer für Überdenken der Praxis beim Umgang mit Wiederverheirateten
(bbk) Das Erzbistum Bamberg hat die Ergebnisse der weltweiten Umfrage des Vatikans zu Ehe und Familie an die Deutsche Bischofskonferenz weitergeleitet. Insgesamt beantworteten 90 Personen die 46 Fragen. Außerdem gingen einige Briefe ein, die sich zur Familiensynode generell oder nur zu einzelnen Themen äußerten. „Dabei ist deutlich geworden, dass alle Themen, die die Menschen bewegen und belasten, in der Kirche bereits intensiv diskutiert werden“, sagte Generalvikar Georg Kestel nach Auswertung der Antworten. Deutliche Kritik äußerten viele Teilnehmer der Umfrage an den von Rom formulierten Fragen, die für Nicht-Theologen zum Teil schwer verständlich seien.
Die Mehrheit der Antwortenden spricht sich für eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten aus. Viele appellieren an die Kirche, die Gewissensentscheidungen der Menschen zu respektieren und sie nicht zu verurteilen. Eine solche Haltung sei am besten geeignet, die Barmherzigkeit Gottes spürbar zu machen, ohne das Sakrament der Ehe zu leugnen oder das Ideal der christlichen Ehe zu verschleiern. Konkret wurde vorgeschlagen, eine Entscheidung zur Wiederheirat nach einer gewissen Zeit der Reflexion und pastoralen Begleitung zu akzeptieren. Dabei wurde auf die Praxis in anderen christlichen Kirchen verwiesen. Vereinzelt gab es auch Stimmen, die forderten, keine Änderung der kirchlichen Ehe- und Sexualmoral vorzunehmen.
Die Möglichkeit der Annullierung einer Ehe wird von der Mehrheit als keine wirkliche Lösung gesehen. Viele Ehepaare, die sich trennen, lehnten es ab, eine zeitweise auch glückliche Lebensphase als „nichtig“ erklären zu lassen.
Die Kirche wird zugleich in vielen Stellungnahmen ermuntert, ihre christlichen Werte weiter offensiv zu vertreten und sich für bessere Rahmenbedingungen für Familien einzusetzen. Denn die Familie wird als Keimzelle von Glaube und Kirche gesehen. Trotz der hohen Zahl an gescheiterten Ehen sei die Sehnsucht nach tragfähigen Beziehungen ungebrochen hoch. Die Kirche solle dabei aber auch partnerschaftliche Formen des Zusammenlebens akzeptieren, die nicht dem katholischen Ehe-Modell entsprechen. Außerdem wird an die Kirche appelliert, keine drohende Haltung einzunehmen. Bei Sprache und Verkündigung würden zum Teil Alltagstauglichkeit und Lebensweltbezug vermisst.
Generalvikar Kestel bedankte sich bei allen, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit dem Fragebogen auseinanderzusetzen und die komplexen und anspruchsvollen Fragen zu beantworten. Die Auswertung aus allen deutschen Diözesen wird von der Bischofskonferenz nach Rom weitergeleitet und fließt so in die Vorbereitung für die Familiensynode im Oktober ein. „Die Beteiligung der Gläubigen vor Ort macht deutlich, dass die Kirche die Sorgen und Meinungen der Menschen ernst nimmt und auf der Suche nach Lösungen für die Probleme ist, die sich in der Pastoral vor Ort stellen“, betonte Kestel.
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