Gutes Essen braucht gute Ausbildung
Im Bayerischen Landtag diskutierten am vergangenen Freitag die agrarpolitische Sprecherin Gisela Sengl und der bildungspolitische Sprecher Thomas Gehring gemeinsam mit Experten der Handwerkskammer, aus Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen über den Mangel an Bewerbern im Gastund Lebensmittelhandwerk.
„Immer mehr Menschen wollen wissen, wie und wo ihre Lebensmittel hergestellt werden. Eine gute Ausbildung im Gast- und Lebensmittelhandwerk schafft dafür die Basis. Das Problem ist der Fachkräftemangel: seit Jahren sind die Bewerberzahlen in den Ausbildungsberufen rückläufig“, so Sengl. Laut einer aktuellen Anfrage an das Staatsministerium für Soziales, Familie und Integration gab es 2014 im Schnitt dreimal soviele offene Ausbildungsplätze in Hotellerie, Gastronomie und Lebensmittelherstellung wie Bewerber.
Die Gründe für den Bewerbermangel seien vielfältig: schlechtes Image, schwierige Arbeitszeiten, ein raues Arbeitsumfeld, die körperliche Belastung, veraltete Ausbildungsinhalte, teilweise schlechte Ausbildungsqualität. „Die Branche hat das aber selbst erkannt und arbeitet freiwillig an der höheren Wertschätzung der Azubis“, so Cora-Bethge-Frank vom Parkhotel Frank in Oberstdorf.
Dazu kommt allerdings noch die grundsätzlich geringe Wertschätzung von Essen in Deutschland: „Im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten sind die Ausgaben für Lebensmittel in Deutschland sehr niedrig“, so Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer Oberfranken und Bäckermeister. Demnach würden nur 11,2% der Konsumausgaben in Deutschland für Essen ausgegeben (Quelle: Statistisches Bundesamt). „Zum Glück gibt es auch immer mehr Menschen, die über diesen Kulturverlust traurig sind und sich wieder mehr Regionalität, mehr nachhaltige und ökologische Herstellung und mehr Wertschätzung in diesem Bereich wünschen“, so Sengl.
Einig waren sich alle Podiumsteilnehmer und Gäste, dass am Image der Berufe gearbeitet werden müsse. „Auch die Berufsberater in den Arbeitsagenturen müssen wissen, dass Haushalt nicht Hauswirtschaft ist, sondern dass es ein anspruchsvoller Beruf ist“, so Beate Keller, Hauswirtschaftsmeisterin und Dozentin. Aber auch die Wertschätzung für gutes Essen müsse wieder steigen. „Wir müssen das Bewusstsein für Qualität von Lebensmitteln und für gesunde Ernährung auch bei jungen Menschen wieder schärfen“, so Zimmer. Dazu gehöre auch, Ernährungsbildung an allen Schularten präsenter zu machen.
„Wir Grüne finden: Gymnasium ist wichtig, aber die berufliche Bildung ist genauso wichtig“, so Sengl. „Für uns ist eine Bäckerin, die gute Brezen bäckt, genauso viel wert wie ein guter Jurist. Wir wollen den ländlichen Raum lebendig erhalten und dazu gehört auch ein vielfältiges Lebensmittelhandwerk.“
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