Bernd Telle ist der „Künstler des Monats“ März 2015 der Metropolregion Nürnberg
„Künstlerische Fotografie ist nicht dazu da, schöne Bilder zu machen oder Realität abzubilden, sondern sie hat immer etwas mit dem hinter der Kamera stehenden Fotografen zu tun“, so Bernd Telle, in Nürnberg wirkender Fotograf und Künstler des Monats März 2015 der Metropolregion Nürnberg. Für Telle ist nicht die Kamera das Entscheidende oder die einsetzbare Technik, sondern die dahinter stehende Bildidee.
„Es geht mir darum, Sehgewohnheiten permanent zu überprüfen und zwar nicht nur meine eigenen, sondern auch die der Betrachter. Wir sind heute von einer so großen Bilderflut umgeben, dass es notwendig ist, Werke herzustellen, an denen man sich reiben kann. Den Hochglanzabbildungen mit flachem Inhalt sollte etwas entgegengestellt werden, was irritiert und dadurch zum genauen Hinsehen motiviert.“
Telle ist Fotograf durch und durch, er hat Licht führen und Lampen setzen von der Pike auf gelernt. „Die Fotografie war früher handwerklicher und es ist wichtig, sich über die historische Entwicklung auch ihrer Technik sehr bewusst zu sein. Inzwischen hat sie an Haptischem verloren, denn es gibt kein Negativ mehr, kein Papier. Wenn man aber Fotografie als Fotografie begreift, ist es nicht wichtig, ob etwas im Rechner passiert oder sonst wo. Das Wissen über die Technik brauche ich allerdings, um meine Bilder bestmöglich zu komponieren.“ So wäre das Schlimmste für Telle, ein Foto auf Leinwand zu drucken und damit einen Effekt zu nutzen, der der Fotografie nicht innewohnt.
„Ähnlich wie in der Malerei gestalte ich eine Bildkomposition aus Farbflächen und Gesetzmäßigkeiten, aber ich greife dabei auf die der Fotografie gemäßen Gestaltungsmöglichkeiten zurück wie Standpunkt/Perspektive, Licht, Ausschnitt, Tageszeit, Objektiv, Farbgebung, Wahl des Vorder- und Hintergrundes. Sogar Abstraktion und Bewegung sind möglich, aber ich vermeide Effekte, die mit Fotografie nichts zu tun haben.“
Telles Sujets sind vielfältig. Das Menschenbild ist ihm ebenso wichtig wie die Architektur und hier vor allem Gebäude des öffentlichen Raums. Ganz besonders hat es ihm aber die Reisefotografie angetan. Seit Anfang der 90er Jahre reist Telle regelmäßig fotografierend durch Städte und Länder, weil er davon überzeugt ist, dass Kunst sich dafür anbietet, Brücken zu bauen. „Spannend an dem internationalen Kontakt mit Künstlern ist ja, dass man selbst etwas vermitteln, aber vor allem auch etwas mitnehmen kann. Es sind die Begegnungen mit Menschen, das Eintauchen ins Alltägliche, die solche Aufenthalte so wertvoll machen.“
In der Architektur, und nicht nur da, stellt Telle die Dinge aber auch gerne auf den Kopf. „Die alten Fachkameras haben das Bild auf dem Kopf stehend und seitenverkehrt angezeigt – man lernt als Fotograf damit umzugehen und seine Komposition entsprechend aufzubauen.“ Aber es lässt sich eben auch als Stilmittel einbauen. In der Bilderserie „Antipoden“ rätselt der Betrachter zunächst, was nicht stimmt. Die einzelnen Bauteile sind vertraut, aber der Gesamteindruck ist seltsam. Bis die Erkenntnis folgt, dass Decke und Boden Platz getauscht haben. Hohe Auflösungen, ein spezieller Lichteinfall, die Absenz von Menschen lassen die Bilder aussehen als wären sie gemalt. Ausgedruckt in großen Formaten entsteht so die Faszination. „Ich liebe das Großformat – es hat eine stärkere Behauptung und fasziniert dadurch mehr“. Sein größtes Werk ist ein 30 m langes Waldbild im Haus 14 des Nürnberger Nordklinikums.
Seit 1983 ist Bernd Telle selbständig und lebt neben seiner Kunst vor allem von der Werbefotografie. Das hat in der Metropolregion leider ein bisschen abgenommen – Quelle oder Triumph Adler gibt es nicht mehr. „Trotzdem hatte und habe ich immer eine große Affinität zur Stadt Nürnberg und zur Region.“ Daher engagiert sich Telle auch für die Fotoszene vor Ort. Er war Gründungsmitglied der Fotoszene Nürnberg und ist Vorstand in der „fotoszene nürnberg e.V. – forum freier fotografen“.
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