Melanie Huml verbessert Versorgung für drogenabhängige ältere Menschen
Bayerisches Gesundheitsministerium fördert Modellprojekt „Netzwerk 40+“ mit 224.000 Euro
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (Bamberg) baut die Versorgung für drogenabhängige ältere Menschen weiter aus. Huml betonte am Donnerstag anlässlich eines Besuchs des Suchtbehandlungszentrums Laufer Mühle in Adelsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt): „Menschen, die langjährig von illegalen Drogen abhängig sind, sterben schneller. Sie haben eine um circa 10 bis 15 Jahre verringerte Lebenserwartung. Oft leben sie zudem am Rande unserer Gesellschaft. Um ihnen eine bessere Teilhabe an den Versorgungsangeboten unseres Gesundheitssystems zu ermöglichen, benötigen sie ganz spezifische Hilfsangebote.“
Die Ministerin fügte hinzu: „Hier setzt unser Modellprojekt ‘Netzwerk 40+‘ an: Ziel ist es, bereits bestehende Strukturen und Angebote der Suchthilfe in Bayern an die besonderen Bedürfnisse dieser Menschen mit einer langjährigen Abhängigkeit von illegalen Drogen anzupassen.“ Schätzungen zufolge leben in Bayern bis zu 10.000 Menschen, die zu dieser Zielgruppe gehören.
Mit dem Modellprojekt „Netzwerk 40+“, das vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit rund 224.000 Euro unterstützt wird, sollen altersangepasste Angebote für drogenabhängige Menschen ab 40 Jahren bereitgestellt werden. Das Projekt unter Federführung des bayerischen Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist Anfang März gestartet und hat eine Laufzeit von zunächst zwei Jahren. Träger sind der Verein Condrobs e.V. aus München, mudra – Alternative Jugend- und Drogenhilfe e.V. aus Nürnberg sowie die Drogenhilfe Schwaben aus Augsburg.
Huml unterstrich: „Suchtprobleme bei älteren Menschen bleiben viel zu oft verborgen oder werden von den Angehörigen hingenommen. Dies gilt vor allem auch für den Alkohol- und Medikamentenmissbrauch älterer Menschen. Die Betroffenen finden therapeutisch oft nicht genügend Beachtung. Deshalb müssen wir sowohl die Angehörigen als auch die Fachkräfte und die Öffentlichkeit verstärkt sensibilisieren.“
Auch in Bayern ist eine große Zahl älterer Menschen von Suchterkrankungen betroffen. Wie sich aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2012 für Bayern errechnen lässt, sind die meisten älteren Menschen von Tabak abhängig, gefolgt von der Abhängigkeit von Medikamenten. An dritter Stelle folgt die Alkoholabhängigkeit.
Huml, die selbst Ärztin ist, unterstrich: „Suchtprobleme im Alter sind keine Randerscheinung. Häufig werfen Belastungen und Schicksalsschläge ältere Menschen aus der Bahn. Viele von ihnen greifen dann verstärkt zu Alkohol und Medikamenten. Es besorgt mich besonders, dass mehr als die Hälfte der Verordnungen von psychoaktiven Medikamenten für Patienten über 60 Jahre bestimmt sind.“
Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern, Margit Berndl, betonte zum Projektstart von „Netzwerk 40+“: „Sozialpolitisch ist dieses Projekt deswegen bemerkenswert, weil bei älteren Suchtkranken besonders deutlich wird, dass die verschiedenen Hilfesysteme, wie Pflege, Eingliederungshilfe, Krankenversicherung, Rente und Suchthilfe, getrennt für sich arbeiten: Jeder betrachtet nur seinen Teil des Problems. Aber gerade bei älteren Drogenabhängigen ist ein Zusammendenken dringend geboten.“
Klaus Fuhrmann, Bereichs-Geschäftsführer des Trägervereins Condrobs, ergänzte: „Immer mehr ältere Suchtkranke benötigen nach langjährigem Drogenkonsum Pflegeleistungen. Häufig haben sie Probleme, Zugang zum Hilfesystem zu bekommen. Mit dem neuen Modellprojekt „Netzwerk 40+“ wollen wir die verschiedenen Hilfsangebote vernetzen und Hindernisse abbauen. Am Ende sollen diese älteren Drogenkonsumenten einen genauso selbstverständlichen Zugang zu Pflege- und Gesundheitsleistungen bekommen wie jeder andere Bürger.“
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