Bayreuther Informatiker präsentieren agiles Prozessmanagementsystem auf der CeBIT 2015

Symbolbild Bildung

Variantenreiche Geschäftsprozesse mit der von Bayreuther Wissenschaftlern entwickelten ‚Process Workbench‘ modellieren und ausführen

Kundenprozesse, Fertigungsprozesse, Verwaltungsabläufe, Einkaufsprozesse – Prozesse sind mittlerweile in jeden Sektor eines Unternehmens vorgedrungen und sollen organisatorische und/oder produktionstechnische Abläufe optimal planen, koordinieren und effektiv sowie effizient ausführen.

Die Forschungsgruppe ‚Prozessmanagement‘ am Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme der Universität Bayreuth befasst sich mit der Modellierung und Umsetzung von Prozessen. Bereits im vergangenen Jahr konnte die Forschungsgruppe ihr integriertes Prozessmanagementsystem ‚Process Workbench‘ auf der CeBIT 2014 in Hannover vorstellen. Auch in diesem Jahr ist die Forschungsgruppe um Prof. Dr.-Ing. Stefan Jablonski auf der CeBIT präsent und demonstriert die Weiterentwicklung von ‚Process Workbench‘.

Interessierte finden die Bayreuther Forschungsgruppe ‚Prozessmanagement‘ vom 16. bis 20. März 2015 auf dem Messegelände Hannover, Halle 9, am Gemeinschaftsstand von ‚Bayern Innovativ‘ (Stand A40).

Zentrales Anliegen der Entwicklung des Prozessmanagementsystems ‚Process Workbench‘ ist – neben der Abdeckung von standardisierten Routineprozessen – die Modellierung und Ausführungsunterstützung sog. agiler Prozesse. Dies sind Prozesse, die eine sehr hohe Zahl an alternativen Ausführungsvarianten aufweisen. Prozessausführende Personen müssen spontan auf aktuelle Marktkonstellationen, organisatorische Randbedingungen, geänderte Unternehmensstrategien reagieren und aus einer Vielzahl von Ausführungsmöglichkeiten geeignete Aktionen auswählen.

Beispiel für einen sog. agilen Prozess

Was macht ein Wissenschaftler, der zu einer internationalen Konferenz in die USA eingeladen ist und über die Medien erfährt, dass die Flugpreise in Kürze drastisch ansteigen werden? Würde man einen solchen Prozess ‚herkömmlich‘ modellieren und ausführen, so muss dieser Wissenschaftler abwarten, bis seine Reisegenehmigung positiv beschieden von der Genehmigungsstelle zurückgekommen ist: Ein konventionelles Prozessmanagementsystem würde nicht gestatten, die Flugbuchung vor dem Eintreffen einer positiven Genehmigung durchzuführen. Im Ergebnis muss ein erhöhter Flugpreis gezahlt werden!

Ein agiles Prozessmanagementsystem würde die vorzeitige Buchung des Flugs ermöglichen, allerdings – bei angemessener Modellierung – auch entsprechend warnen, dass im Falle einer Nicht-Genehmigung der Wissenschaftler diesen Flug selbst bezahlen muss.

Agile Prozessmanagementsysteme arbeiten daher mit Modalitäten wie Empfehlungen, Warnungen, Geboten, Verboten usw. – und ermöglichen dadurch eine der Realität angemessenere Prozessausführung.

Nicht-agile Prozessmodellierungssysteme wie der aktuell den Markt beherrschende Prozessmodellierungsstandard BPMN bieten solche Möglichkeiten nicht an.
Die am Bayreuther Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme entwickelte ‚Process Workbench‘ unterstützt neben der Modellierung und Ausführung agiler Prozesse auch BPMN-konforme Prozesse. Somit deckt die ‚Process Workbench‘ ein enorm breites Prozessspektrum ab, welches auch typischerweise in einem Unternehmen anzutreffen ist.

Die Entwicklung der ‚Process Workbench‘ fand vor allem im EFRE-geförderten Projekt ‚KpPQ – Kompetenzzentrum für praktisches Prozess- und Qualitätsmanagement‘ statt.