3D Textilarmierung: Revolution für Betonbau und Betonsanierung

v. l. Frank Heinisch, Maurer- und Betonbauermeister von der Handwerkskammer, Alexander Schmidt, Geschäftsführer der Fraas Scarf Company, Roy Thyroff, General Manager der V.Fraas Solutions in Textile GmbH, vorne sitzend Bundestagesabgeordneter Dr. Hans- Peter Friedrich und Architekt Georg Gebhardt. Bild: HWK

v. l. Frank Heinisch, Maurer- und Betonbauermeister von der HWK, Alexander Schmidt, Geschäftsführer der Fraas Scarf Company, Roy Thyroff, General Manager der V.Fraas Solutions in Textile GmbH, vorne sitzend MdB Dr. Hans- Peter Friedrich und Architekt Georg Gebhardt. Bild: HWK

Fraas Solutions in Textile aus Helmbrechts entwickelt hochreißfeste Armierungen

Fraas? Das ist doch der weltweit größte Hersteller von Schals mit Sitz in Helmbrechts. Richtig, so Geschäftsführer Alexander Schmidt. Fraas hat aber in den letzten Jahren ein zweites Unternehmen aufgebaut, die V.Fraas Solutions in Textile GmbH, Spezialist für 3D-biaxiale Hochleistungstextilien, und diese hat in den letzten Jahren einen revolutionären Werkstoff für den Betonbau und die Betonsanierung entwickelt und zur Anwendungsreife gebracht: hochreißfeste 3D-Textil- Armierungen, die sechs- bis achtmal stabiler und wesentlich leichter als Stahlarmierungen sind.

Zum Hintergrund: Beton wird heute weltweit als Baustoff eingesetzt. Der Baustoff Beton zeichnet sich besonders durch seine Druckfestigkeit aus, er hat aber auch einen Nachteil: Betone können Zugspannungen nur in geringem Umfang aufnehmen. Deswegen werden Betonbauteile durch Stahlgewebe oder Stahlgeflechte verstärkt (so genannte Armierungen). Der daraus entstandene Stahlbeton gibt Decken von Gebäuden / Hallen, Hochhäusern, Tunneln, Brücken oder Stützwänden die erforderliche Stabilität.

Die von Fraas hergestellten hochreißfesten Carbon Armierungen wurden in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Karl Mayer Liba Textilmaschinenfabrik und verschiedenen Universitäten und Einrichtungen entwickelt. Daraus entsteht Textilbeton, so Roy Thyroff, General Manager der V.Fraas Solutions in Textile GmbH aus Helmbrechts. Seine Vorteile gegenüber dem Stahlbeton: Er ist wesentlich fester, wesentlich leichter und er ist korrosionsfest. Durch seine sechs- bis 8- mal höhere Festigkeit können sehr dünne Betonschichten realisiert werden, die nicht reißen oder korrodieren. Alte Gebäude können so saniert werden, ohne das Gebäude zu verändern. Textilbeton hat bei gleichem Einsatzbereich zudem nur höchstens ein Drittel des Gewichts von Stahlbeton. So entstehen beispielsweise 3-D-textilbewehrte Betonfassaden mit einer Dicke von nur 3 cm. Gute Einsatzmöglichkeiten geben sich auch für die Sanierung von Gebäuden, bei denen die Statik des Gebäudes eine Sanierung mit normalem Beton nicht hergibt. Außerdem können mit dem neuen Werkstoff angegriffene Betonflächen mit Textilbeton wasserdicht gemacht werden. Die bauaufsichtliche Zulassung für Textilbeton ist mittlerweile erfolgt, und die Grundlagen für die notwendigen statischen Berechnungen liegen vor, so Thyroff. Die Einsatzmöglichkeiten des neuen Werkstoffs sind zwar noch lange nicht erforscht, die Akzeptanz für das neue Produkt wächst aber ständig.

Wie es mit den Kosten aussieht, erläuterte Georg Gebhardt, Geschäftsführer der Gebhardt GmbH Architekten- Ingenieure aus Hof, der in der HWK- Meisterschule für das Maurer- und Zimmererhandwerk unterrichtet. Textilarmierungen sind zwar teurer als Stahlarmierungen, wichtig ist aber die Gesamtkostenbetrachtung. Man kann schneller betonieren, benötigt weniger Beton und muss so auch weniger Ladung transportieren. Finanziell gesehen sieht das insgesamt also ganz gut aus.

Ein praktisches Anwendungsbeispiel, das in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Stadtentwicklung der Agenda 21 Hof und der Handwerkskammer entwickelt wurde, ist das erste Exemplar des Hofer StadtStuhls. Der Hofer StadtStuhl ist ein robustes Straßenmöbel aus textilarmierten Beton, mit dem durch Aneinanderreihung auch eine Hofer StadtBank gestaltet werden kann. Erstmals gebaut wurde der Stuhl bei der Handwerkskammer. Ausbildungsmeister Frank Heinisch, selbst Maurer- und Betonbauermeister, hat den neuen Baustoff getestet und die Verschalung für den Stuhl gebaut.