Erfolgreiche Testphase: Patientenbegleitung für Demenzpatienten im Klinikum Bayreuth
Die Klinikum Bayreuth GmbH etabliert jetzt nach einer erfolgreichen Testphase in Zusammenarbeit mit der Alzheimer Gesellschaft Bayreuth – Kulmbach e.V. Patientenbegleiterinnen zur Unterstützung des Pflegepersonals. Die Begleiterinnen kümmern sich um akut erkrankte Demenzpatienten und Patienten, die aufgrund anderer Erkrankungen desorientiert sind.
Frau F. strahlt, als sie Patientenbegleiterin Sabine Schieber (47) auf sich zukommen sieht. Sie beginnt zu sprechen und sucht den Augenkontakt zu Schieber, die sich zu ihr kniet und ihre Hand nimmt. Auch wenn die Begleiterin nicht alles versteht, weil die Patientin nur schwer verständliche und zusammenhangslose Satzfetzen über die Lippen bringt, geht sie darauf ein und nickt zustimmend. Frau F. ist weit über 80, noch gut zu Fuß und wird im Klinikum Bayreuth behandelt. Sie leidet an Demenz.
Demenzpatienten und desorientierte Patienten beanspruchen viel Zeit, ein knappes Gut im Klinikalltag. In der Arbeitsdichte des Krankenhausbetriebs kann das Pflegepersonal nicht immer die notwendige Zeit finden, um auf die Einschränkungen von Demenzpatienten und die damit verbundenen Probleme einzugehen. Deshalb testete die Klinikum Bayreuth GmbH den Einsatz von Patientenbegleiterinnen. Diese Begleiterinnen werden überall dort eingesetzt, wo sich die Verwirrtheit von Patienten selbst oder fremd gefährdend auswirken kann, wie beispielsweise bei aggressiven Patienten, bei Patienten mit Weglauftendenz oder wenn strikte Bettruhe eingehalten werden muss. Schon in der Testphase unterstützte die Alzheimergesellschaft Bayreuth – Kulmbach das Projekt mit Sachspenden und vor allem mit Beratungen für die Umsetzung des Projekts.
Auch Christine Conrad (58) ist Patientenbegleiterin an der Klinikum Bayreuth GmbH und kümmert sich vorwiegend um akut erkrankte Demenzpatienten. „Diese Patienten sind voller Angst und werden schnell panisch“, so Conrad. Viele Patienten seien oft orientierungslos und aufgewühlt – unberechenbar fürs Personal. Die Helferinnen nehmen sich Zeit, um Zugang zu den Patienten zu finden. Sehr gerne singen Patienten Lieder, malen Bilder oder lösen Kreuzworträtsel. „Das ist unglaublich, wie ruhig die Leute dabei werden“, freut sich Conrad.
Dass die Patientenbegleitung nach der Testphase fortgeführt wird, lag dem Pflegepersonal am Herzen: „Das ist eine totale Entlastung. Ich muss nicht mehr ständig überwachen, ob ein Demenzpatient sich oder andere in Gefahr bringt“, sagt Christine Deitzel, Gesundheits- und Krankenpflegerin. An ihre Grenzen stoße sie jedes Mal bei sturzgefährdeten Demenzpatienten, die in unbeobachteten Momenten davon liefen. „Wenn dann jemand da ist, der sich um diese Patienten kümmert und im Notfall Bescheid sagt, ist das Spitze“, so Deitzel.
Für Ilse Wittal, Pflegedienstleiterin, war das Testprojekt Patientenbegleitung ein voller Erfolg. Was die Fortführung angeht, so steckt sie schon mitten in der Planung: „Die hohe Einsatzhäufigkeit und vor allem der große Gewinn für Patienten und Personal hat unsere Idee einen Patientenbegleitdienst zu etablieren bestätigt. Wir beginnen jetzt geeignete Patientenbegleiterinnen bzw. –begleiter zu finden und ihre Einsätze im Klinikum und der Klinik Hohe Warte zu organisieren“. Die Patientenbegleiter durchlaufen vor ihrem Einsatz eine 40-stündige Ausbildung, unterstützt durch die Alzheimer Gesellschaft Bayreuth – Kulmbach. Außerdem sollten sie über mehrjährige Erfahrung in der Demenzbegleitung verfügen.
In Deutschland leiden gegenwärtig rund 1,5 Millionen Menschen an einer Demenz, einer Erkrankung des Gehirns, die sich negativ auf kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten auswirkt. Für Betroffene werden sowohl Alltagssituationen im Berufsleben als auch im familiären Umfeld zum Problem. Jährlich steigt die Zahl um 250.000. Der knappe Personalschlüssel heutiger Krankenhäuser erlaubt keine Anpassung an die Bedürfnisse von Demenzkranken.
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