Erzbischof Schick zum Holocaust-Gedenktag: „Todbringender Antisemitismus ist mitten in der Gesellschaft“

Symbolbild Religion

„Miteinander sprechen statt hetzen”

(bbk) „Es ist nicht zu begreifen, dass trotz der furchtbaren Geschichte todbringender Antisemitismus mitten in unserer Gesellschaft vorhanden ist.“ Das sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick anlässlich des Internationalen Gedenktags an die Opfer des Holocausts am 27. Januar. An diesem Tag jährt sich auch die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 70. Mal. „Es ist erschreckend, dass Übergriffe auf Juden zunehmen anstatt aufzuhören und dass Antisemitismus in manchen Kreisen wieder salonfähig zu werden droht“, sagte Schick.

Schmierereien, Beleidigungen, Angriffe, bewachte Schulen und Gottesdienste unter Polizeischutz – es sei nicht zu tolerieren, dass Menschen jüdischen Glaubens in Europa aus Angst um ihr Leben hinter Mauern leben müssen. „Es ist unvorstellbar, dass nicht alle Menschen aus dem Völkermord aus der Nazi-Zeit an sechs Millionen Juden gelernt haben“, sagte Erzbischof Schick. Er appellierte, die Erinnerung an die Millionen Opfer des Holocausts hochzuhalten, damit die Gesellschaft und auch künftige Generationen die verheerenden Folgen blinden Hasses vor Augen haben.

Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit seien durch nichts zu rechtfertigen: „Wer an rassistischen Aktionen teilnimmt, trägt dazu bei, irrationale Ängste gegenüber Menschen von woanders und anderen Glaubens zu schüren. Ein friedliches und angstfreies Miteinander der Menschen in der Welt kann aber nur funktionieren, wenn wir miteinander sprechen statt gegeneinander zu hetzen“, sagte Schick, der in der Bischofskonferenz für die Weltkirche zuständig ist. „Wir müssen uns kennenlernen, zuhören, respektieren.“ Wer weiß, mit wem er es zu tun hat, habe keine Angst.

Politiker und Meinungsmacher, die irrationale Ängste gegen Fremdes vorantreiben und instrumentalisieren, um Macht zu erhalten, trügen zur Spaltung der Gesellschaft bei. „Es ist unverantwortlich, auf Kosten der Menschlichkeit nach Macht zu streben.“ Morde, wie sie von den islamistischen Terroristen in Frankreich gegen Juden und Journalisten verübt wurden, müssten restlos aufgeklärt werden, damit die Täter nicht ihr Ziel erreichen. „Sie wollen Unterschiede machen zwischen Menschen, wo es keine gibt.“ Jedem Gläubigen müsse aber die Gleichheit aller Menschen einleuchten, „sie ist in der Erschaffung des Menschen durch Gott nach seinem Ebenbild begründet“, betonte der Erzbischof.