Neujahrsempfang im Zeichen von 1000 Jahren Ordensleben im Bistum Bamberg
Erzbischof Schick: „Orden haben die ganze Region nachhaltig geprägt“
(bbk) Auf seinem Neujahrsempfang hat Erzbischof Ludwig Schick auf 1000 Jahre Ordensleben im Bistum Bamberg zurückgeblickt: Im Jahr 1015 wurde auf dem Michaelsberg das erste Kloster gegründet, das noch heute die Stadt überragt. „Dieses Kloster war eine Initialzündung, der viele andere Klostergründungen im Bereich unserer Erzdiözese folgten“, sagte Schick am Samstag in der Bamberger Konzerthalle vor rund 1400 geladenen Gästen. Die Bettelorden, die Franziskaner, Dominikaner, Karmeliten und Augustiner, später die Jesuiten hätten bis heute Spuren in Materie und Geist hinterlassen.
Neben dem Kloster Michaelsberg erinnerten das heute als Gefängnis genutzte Kloster Ebrach sowie die Klöster in Banz, Vierzehnheiligen, Marienweiher, die Elisabethkirche der Kapuziner und die Dominikanerkirche sowie das Helig-Grab-Kloster in Bamberg an das traditionsreiche Klosterleben in der ganzen Region. „Die Orden haben unsere Stadt und die ganze Diözese nachhaltig geprägt. Sie haben unserer Gesellschaft ein frommes, menschenfreundliches, soziales, gerechtes und solidarisches Gesicht gegeben“, sagte Schick. Diese Tradition solle erhalten, gepflegt und verteidigt werden. Zugleich müsse aber auch auf die negativen Seiten und die dunklen Flecken in der 1000-jährigen Geschichte geblickt werden, sagte der Erzbischof und erinnerte an die Hexenverfolgungen und die Zeit des Nationalsozialismus. „Wir bereuen und wollen es besser machen“, betonte Schick.
Das Jahr der Orden solle aber nicht nur aus Rückblick bestehen: „Aus der Besinnung auf die Tradition soll ein hoffnungsvolles Nachvorneschreiten hervorgehen.“ Das Ordensleben rufe die Menschen zur Gottes- und Nächstenliebe auf und mache deutlich, dass alle berufen sind zu einem Menschsein der Würde und gegenseitiger Anerkennung sowie einem gerechten, friedlichen und solidarischen Miteinander weltweit.
Auf dem Neujahrsempfang sprach als Hauptredner Pater Anselm Grün aus Münsterschwarzach über das Thema „Ordensleben heute“. Er rief dazu auf, dass die Orden sich ihrer eigenen Identität bewusst werden, um ihre heilsame Wirkung für die Kirche entfalten zu können. Auch wenn sich die Zahl der Ordensschwestern in den letzten 20 Jahren etwa halbiert habe, gebe es immer wieder Neuaufbrüche. Immer wieder hätten Ordensleute bewiesen, dass sie ihr Ohr am Puls der Zeit haben und sensibel auf die Nöte der Menschen reagieren. Heute hätten viele Orden ihre Häuser für Flüchtlinge geöffnet. „So bleibt es unsere Aufgabe, immer wieder neu hinzuhören, was Gott heute von uns will, zu welchen Menschen wir gehen sollen“, sagte Pater Anselm Grün und fügte hinzu, es könne nicht erwartet werden, dass alle Menschen Christen werden oder die Orden wieder großen Zuwachs bekommen. „Aber wenn wir unser Leben stellvertretend für die Menschen leben, die an Gott vorbeileben, denen Gott abhanden gekommen ist, dann verwandeln wir auch die Voraussetzungen für die Menschen in dieser Welt.“
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