Sonntagsgedanken: Wie die Speichen eines Rades
In einem Buch las ich folgende mittelalterliche Weisheit:
„Wie ist es möglich“, fragten die Besucher den Abt des Klosters: „Dass alle Mönche eine große Einheit bilden trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft, Bildung und Veranlagung?“ Der Abt antwortete mit einem Gleichnis: „Stellt Euch ein Rad vor. Es hat Felge, Speichen und eine Nabe. Die Felge ist die Umfassungsmauer des Klosters, die aber nur äußerlich alles zusammenhält. Die Speichen sind die Mönche, Christus die Nabe. Je näher wir Christus kommen, desto mehr nähern wir uns auch einander an.“
Bei Christus gibt es keine Konfessionen, keine sozialen oder geistigen Gegensätze. So sind alle sichtbaren Kirchen je auf ihre Weise unterwegs auf dem mühevollen Weg in Gottes neue welt, den uns aber Christus geebnet hat. Wir laufen eben nicht ins Unbekannte, ins Dunkel des Todes. Wir werden bei Christus sein und bei allen, die auf diesem Weg vor uns, mit uns gegangen sind, nach uns kommen werden. Natürlich brauchen wir auch die Felge unseres christlichen Rades, also die organisierte Institution Kirche, sonst würden die Speichen, also wir Christen, ja abbrechen auf dem Weg. Ich halte auch nichts davon, eine angeblich demokratisch-liberale Basiskirche gegen die ach so verknöcherte Amtskirche ausspielen zu wollen. Menschen sind Menschen mit ihren Mucken und Fehlern an der Basis wie in der Amtstube. Wir brauchen eine schlagkräftige Organisation, um unsere vielen Aufgaben bewältigen zu können. Die Kirchen zählen zu den größten Arbeitgebern. Sekretärinnen, Kindergärtnerinnen, Psychologen oder Altenpfleger müssen gründlich ausgebildet sein und wollen wie jeder Mensch vernünftig bezahlt werden. Ohne Kirchensteuer, ohne eine funktionierende Verwaltung wäre das nicht möglich. Doch sollten wir uns noch mehr darum bemühen den Heiligen Geist Christi auch in den kirchlichen Gremien und Verwaltungsstrukturen einzulassen.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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