Energiewende-Barometer zeigt nach unten – IHK: "Die Alarmglocken schrillen"
„Die Energiewende wird für immer mehr oberfränkische Unternehmen zur Bedrohung“, darauf weist Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth hin. Im Rahmen einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der deutschen Industrie- und Handelskammern gaben auch die befragten oberfränkischen Unternehmen an, zunehmend unter steigenden Strompreisen und der sinkenden Versorgungssicherheit zu leiden. „Die Energiewende gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des oberfränkischen Wirtschaftsstandorts“, warnt Trunk. Umso wichtiger sei es deshalb, Planungssicherheit für die Unternehmen zu schaffen.
Immer mehr Unternehmen beklagen negative Auswirkungen der Energiewende auf ihr Unternehmen, so die Ergebnisse der deutschlandweiten Umfrage. Waren es im Vorjahr 32 Prozent der Befragten, die negative Effekte der Energiewende auf das eigene Unternehmen beklagten, sind es in diesem Jahr bereits 34 Prozent. Besonders negativ werde die Energiewende von der Industrie beurteilt. Hier würden die Auswirkungen kritischer als in anderen Branchen und auch schlechter als im Vorjahr bewertet.
„Auch die Wirtschaft in Oberfranken ist betroffen“, so IHK-Präsident Trunk. Fast 40 Prozent der befragten Industrieunternehmen aus Oberfranken schätzten die Auswirkungen der Energiewende auf ihren Betrieb negativ bis sehr negativ ein, für über 65 Prozent der Befragten hat die Höhe der Strompreise in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen. „Oberfranken ist eine ausgewiesene Industrieregion, in der viele energieintensive Branchen aus der Glas, Textil- und kunststoffverarbeitenden Industrie ansässig sind“, so Trunk. Die negativen Folgen der Energiewende seien daher in Oberfranken besonders deutlich spürbar. „Auf die besondere Betroffenheit Oberfrankens bei der Energiewende weist die IHK für Oberfranken Bayreuth bereits seit geraumer Zeit hin“, so Trunk. Dies werde durch die aktuellen Umfrageergebnisse nun bestätigt. „Lediglich jedes fünfte oberfränkische Unternehmen bewertete die Auswirkungen der Energiewende positiv“, ergänzt Frank Lechner, Referatsleiter für Umwelt und Energie bei der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Stromausfälle: Oberfranken stärker betroffen
„Jedes dritte Unternehmen beklagte eine Beeinträchtigung der Produktion durch Stromausfälle, was zu Schäden in sechsstelliger Höhe führte“, so Trunk. Damit seien die Betriebe in Oberfranken stärker betroffen als die Gesamtheit der befragten Betriebe, von denen lediglich 9 Prozent eine Beeinträchtigung der Produktion meldeten. Diese Entwicklung gefährde die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Oberfranken. „Unsere Unternehmen brauchen Versorgungssicherheit, anders lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit nicht erhalten“, so Trunk. „Bereits jedes fünfte Unternehmen schließt wegen steigender Energiekosten eine Verlagerung ins Ausland nicht mehr aus. Die Alarmglocken schrillen deutlich!“
„Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht“, so Trunk. Mehr als drei Viertel der befragten oberfränkischen Unternehmen habe Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ergriffen bzw. bereits umgesetzt. Nicht nur bei der Umsetzung, sondern auch bei der Höhe der Investitionen von Energieeffizienzmaßnahmen liegen die oberfränkischen Unternehmen im Deutschlandvergleich vorn. Nun fordern die Unternehmen kurzfristige Maßnahmen von der Politik, um die Energieversorgung sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu machen. An erster Stelle fordern die oberfränkischen Unternehmer eine bessere Abstimmung der politischen Maßnahmen zwischen Bund und Ländern, den verstärkten Netzausbau sowie eine Reduzierung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis.
Um der Politik die besondere Bedeutung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung für den Industriestandort Oberfranken darzustellen, fährt das Präsidium der IHK für Oberfranken Bayreuth laut IHK-Präsident in der kommenden Woche nach Berlin. „Dort findet in kleiner Runde ein Gespräch mit Bundesenergieminister Sigmar Gabriel statt, bei dem das Thema Energieversorgung im Mittelpunkt steht“, so Trunk. „Jetzt ist die Politik am Zug.“
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