Sonntagsgedanken: Gedanken zum Bartholomäustag am 24. August
Bartholomäus gehört zu den weitgehend unbekannten Jüngern Jesu. Die ersten drei Evangelien erwähnen ihn nur, wo sie die Liste mit den Namen der 12 Apostel vorstellen.
Auch der Lebensweg des Apostels bleibt im Dunkeln. Die Legenda Aurea, eine mittelalterliche Sammlung von Heiligenlegenden, erzählt in farbigen, freilich manchmal widersprüchlichen Geschichten, dass Bartholomäus nach Armenien und Indien reiste, dort das Evangelium verkündigte, Wundertaten vollbrachte und schließlich den Märtyrertod starb. Was geht uns nun dieser halbvergessene Zeuge Jesu heute noch an? Unsere katholischen Geschwister unternehmen an diesem Tag gelegentlich noch Prozessionen wie etwa auf dem Königsee, worüber dann auch das Fernsehen berichtet. Stellen wir uns vor, der Apostel könnte heute zu uns sprechen. So fand ich folgende Andacht im lutherischen Feste-Burg-Kalender vom 24. August 1999:
„Gestatten: Bartholomäus. Nein, Sie müssen mich nicht kennen. Mein Name ist nicht gerade um die Welt gegangen, obwohl ich immerhin einer der 12 war, die mit Jesus durch die Lande zogen. Aber das macht einen nicht automatisch zum Star. Darauf ist es mir eigentlich auch nie angekommen. Dass ich zu ihm gehören durfte, dass ich in seiner Nähe sein durfte, das war für mich das Entscheidende.
Denn, sehen Sie: im Grunde war ja an mir nichts Besonderes. Ich hatte weder diesen scharfen theologischen Verstand eines Paulus noch die forsche Art eines Petrus. Matthäus und Judas konnten mit Geld weit besser umgehen und an die Sanftmut und Liebenswürdigkeit des Johannes wäre ich nie herangekommen. Trotzdem hat Jesus an mir Gefallen gefunden. Er hat mich mit hinein genommen in seinen Kreis, ja er hat mir sogar seine Sache mit anvertraut. Dass er dies Vertrauen zu mir hatte, das bewegt mich bis heute tief, und das macht mir auch immer wieder Mut, von ihm zu erzählen. Sie haben sicher schon gemerkt, große Worte sind meine Sache dabei nicht. Aber vielleicht kann ich Sie mit meiner Freude und Dankbarkeit anstecken. Denn etwas Großartigeres kann einem doch gar nicht passieren als dass man solche Wertschätzung und solches Vertrauen erfährt, und das von dem, der alles in Händen hat und uns bis auf den Grund unserer Seele kennt. Dass man von meinem Wirken als Apostel nicht viel zu sagen weiß, ist dann sicherlich ganz gut. Denn das, worauf es wirklich ankommt, könnte sonst leicht in den Hintergrund geraten: dass es Gottes Wohlgefallen ist, das uns als Christen auszeichnet. Das haben Sie bei ihrer Taufe doch auch erfahren, und vielleicht können Sie ja mit mir einstimmen: Danke, Herr Jesus Christus, dass ich zum Kreis Deiner Vertrauten gehören darf und dass Du mir Deine Sache anvertraut hast. Das macht mich froh. Hilf mir, dass das mein Leben immer mehr bestimmt und mich davor bewahrt, mich mit anderen zu vergleichen oder auf meine eigene Leistung zu schauen.“
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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