Sonderausstellung im Bamberger Diözesanmuseum zum 1000. Jubiläum der Kaiserkrönung eröffnet
Erzbischof Schick: „Mit Glaube und Vernunft auf die Geschichte blicken“
(bbk) Unter dem Titel „Gekrönt auf Erden und im Himmel“ sind im Bamberger Diözesanmuseum in einer Sonderausstellung selten gezeigte Exponate über das heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde zu sehen. Anlass der Sonderausstellung, die am Donnerstag eröffnet wurde und bis zum 12. Oktober dauert, ist das 1000. Jubiläum der Kaiserkrönung am 14. Februar 1014 in Rom. Ein besonderes Schmuckstück unter den 150 Exponaten ist das älteste erhaltene Heinrichsreliquiar aus der Zeit um 1170, das heute zu den Schätzen des Pariser Louvre gehört, wie Museumsleiter Holger Kempkens erläuterte.
Erzbischof Ludwig Schick sagte bei der Eröffnung am Donnerstag, die Ausstellung solle nicht zum Persönlichkeitskult verführen, sondern dazu dienen, nüchtern und zugleich gläubig auf die Geschichte zu blicken, die immer irdische Weltgeschichte und göttliche Heilsgeschichte sei. Die Heiligsprechung sei Krönung im Himmel, aber keineswegs die Bestätigung des gesamten Lebens und Handelns eines Menschen. „Heinrich und Kunigunde waren nicht von Anfang an und jederzeit perfekt christliche Menschen, schon gar nicht nach unserem heutigen Verständnis“, sagte Schick. „Sie hatten Fehler und haben gesündigt, das zeigen die historischen Fakten und auch die Darstellungen in der Kunst. Sie haben bereut und nach Heiligkeit gestrebt und diese so schlussendlich mit Gottes Gnade erreicht.“ So zeige das Tympanon des Fürstenportals am Dom, dass Heinrich nur auf Fürsprache Kunigundes auf die rechte Seite zu den Geretteten kam. „Heiligsprechungen bestätigen, dass Menschen ihren Auftrag für die Heilsgeschichte, den sie von Gott erhalten haben, in ihrem irdischen Leben erfüllten und sie dafür die Krone der Heiligkeit erhalten haben. Das dürfen wir von Heinrich und Kunigunde annehmen“, so der Erzbischof.
Ausgangspunkt der Ausstellung sind die historischen Persönlichkeiten Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde, die 1007 die Gründung des Bistums Bamberg initiiert hatten. Den von ihnen gestifteten Dom erwählten sie zu ihrer Grablege und beschenkten ihn reich – davon zeugen heute noch die sogenannten Kaisermäntel, die zu den Prunkstücken des Museums gehören. Aber auch andere Gegenstände wurden später in dem frommen Glauben den Domstiftern zugeschrieben – allesamt erhielten sie den Status von Reliquien.
Mit der Heiligsprechung setzte eine weitreichende Verehrung Heinrichs und Kunigundes ein, ausgehend vom Dom mit dem Kaisergrab, das 1499 bis 1513 eine Neugestaltung durch Tilman Riemenschneider erfuhr. Aber die Verehrung des heiligen Kaiserpaares, des einzigen heiliggesprochenen Herrscherpaares in der Geschichte, fand darüber hinaus vielfältige Formen, wovon bis heute volkssprachliche Legendenerzählungen des späten Mittelalters und der Barockzeit zeugen. Vorgestellt werden auch die vielfältigen Darstellungsweisen des Kaiserpaares, wozu verschiedenste Beispiele aus Kirchen des Erzbistums ausgeliehen wurden, darunter auch Glasfenster-Entwürfe und bemalte Möbel. Zu sehen sind auch die Heiligsprechungsurkunden sowie Reliquiare, die Heinrichs Halswirbel und Kunigundes Haare enthalten.
Auch über die Grenzen des Bistums Bamberg hinaus wurden und werden Heinrich und Kunigunde verehrt, so etwa als Erneuerer der Domkirchen von Basel und Merseburg, außerdem in Regensburg und Mönchsdeggingen, wo Heinrich als Wiederbegründer der Stifte und Klöster in Erscheinung tritt, und Paderborn, wo Kunigunde 1002 zur Königin gekrönt worden war – davon zeugt in der Ausstellung eine Reihe von Leihgaben.
Auch die Legenden um Heinrich und Kunigunde sind ein Thema der Ausstellung – weithin bekannt ist die Pflugscharenprobe Kunigundes, deren älteste Darstellung aus der Zeit um 1200 in einer Handschrift der Staatsbibliothek Bamberg in der Ausstellung zu sehen ist. Ein weiteres Thema ist auch die Verehrung Heinrichs und Kunigundes in der Volksfrömmigkeit, etwa in Form von textilen Andachtsbildern oder gedruckten Gebetbüchern. Die Ausstellung zeigt auch Werke der zeitgenössischen Kunst, etwa von Erika Bauer-Bamberg, Erhard Schütze und Jörg Länger aus Hamburg, der eine Reihe neuer Arbeiten für die Ausstellung geschaffen hat. Im Vorfeld der Eröffnung ging er als Performance zwölf Tage lang barfuß durch Bamberg. Dies sei als Hommage an Kunigunde zu verstehen, die laut Legende barfuß über glühende Eisen gegangen ist und so ihre Unschuld bewies. Die Ausstellung endet mit einem Augenzwinkern zu Zeugnissen der Verehrung der kaiserlichen Bistumspatrone „zwischen Kunst und Kitsch“.
Domkapitular Norbert Jung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur, sagte, die Ausstellung solle die Beschäftigung und das Gedenken an die Bistumspatrone lebendig erhalten, mit denen man sich nicht nur historisch beschäftigen solle. Erzbischof Schick wünscht, dass alle Ausstellungsbesucher in Glaube und Vernunft gestärkt werden und in der Geschichte Gottes Wirken erkennen. Er dankte den Organisatoren, Domkapitular Jung und Museumsleiter Kempkens. „Möge die Ausstellung dem Ziel dienen, mit Glaube und Vernunft die Geschichte zu sehen, in der das heilige Kaiserpaar wichtige Aufgaben erfüllt hat, die Gegenwart zu leben und die Zukunft zu gestalten“, so Schick.
Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung findet sonntags um 14 Uhr statt.
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