Besenderte LBV-Kuckucke haben Bayern verlassen
Zum zweiten Mal starten die mit Mini-Satellitensendern aus-gestatteten Vögel zur gefährlichen Reise nach Afrika – Live im Web
Sie heißen „Kucki“, „Richard“, „Reinhard“, „Franz“ und „Käpt’n Kuck“. Fünf der sieben bayerischen Kuckucke, die vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) mit Mini-Satellitensendern ausgestattet wurden, haben Bayern wieder verlassen. Zum zweiten Mal treten die beliebten Zugvögel im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts die gefährliche Reise nach Afrika in ihre Überwinterungsgebiete an. Dabei vollbringen die Vögel in den kommenden Wochen wahrlich beeindruckende Leistungen, wenn sie problemlos mehrere tausend Kilometer am Stück zurücklegen. Welche Flugroute sie nehmen, wo und ob sie Zwischenstopps einlegen und wo sie den Winter verbringen, kann jederzeit live im Internet auf einer Karte unter www.lbv.de/kuckuck genau verfolgt und kommentiert werden.
Mit „Kucki“ hat sich die Kuckucksdame, die 2013 bis nach Angola geflogen war und dort den gesamten Winter verbrachte, als Erste nun wieder auf die Reise in den Süden gemacht. Bisher scheint sie erneut eine eher westliche Route einzuschlagen, wobei sie Österreich bereits überquert hat und sich aktuell in Norditalien befindet. „2013 hat sie ihre Migration genauso begonnen und das Mittelmeer dann am italienischen Stiefel überquert“, erklärt die LBV-Biologin Friederike Herzog. Beim zweiten Mal stellen sich den LBV-Forschern so spannende Fragen wie: Werden die Vögel wieder die gleichen Routen nehmen wie letztes Jahr?
Neben „Kucki“ haben bereits auch vier weitere LBV-Kuckucke ihre Brutgebiete in Bayern verlassen. „Ziemlich genau ein Jahr nach ihrem ersten Aufbruch gen Süden ist diesmal auch der Kuckuck bereits abgeflogen, der schon 2013 als Erster losflog“, so Herzog. Zwei der besenderten Vögel weilen noch in Bayern, genauso wie drei von vier weißrussischen Kuckucken, von denen erst einer nach Süden losgeflogen ist.
Auf dem Zug in den Süden ließen sich einige der LBV-Kuckucke letztes Jahr mehrere Wochen Zeit und rasteten zunächst länger im Mittelmeerraum. Werden die fünf „Frühstarter“ sich 2014 nun genauso verhalten? „Die verbleibenden Kuckucke, die wohl erst im Juli aufbrechen, müssten nach dieser These dann wiederum ohne größere Zwischenstopps direkt nach Afrika durchfliegen“, vermutet Herzog.
„Besonders gespannt sind wir wieder auf den Überflug der Sahara“, sagt die Biologin. In nur zwei Tagen legen die nur 120 Gramm schweren Vögel dann mehrere tausend Kilometer vermutlich ohne Pausen zurück. Im Gegensatz zu anderen Zugvögeln wie den Schwalben ist der Kuckuck ein so genannter Einzelzieher, der während der Migration hauptsächlich nachts fliegt. „Die meisten Kuckucke vermeiden es, größere Distanzen übers offene Meer zurückzulegen, da sie dort keine Rastmöglichkeiten finden“, erklärt Friederike Herzog.
Das Reiseziel der LBV-Kuckucke wird vermutlich wieder in Äquatorial-Afrika liegen. Im letzten Winter hielten sich viele der bayerischen Vögel für längere Zeit im Kongo, der demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik auf. Wie ihr genauer Weg dorthin dieses Jahr aussehen wird, ob sie die Netze der Vogelmörder im Mittelmeerraum umfliegen und ob sie den Winter tatsächlich wieder im gleichen Gebiet verbringen werden, das will der LBV mit seinem Projekt herausfinden. Und dank der Darstellungen der Flugrouten im Internet kann jeder die spannende Reise der Kuckucke nach Afrika und wieder zurück live mitverfolgen.
Das LBV-Kuckuck-Satellitenprojekt:
Der Landesbund für Vogelschutz startete Anfang 2013 ein großes, internationales Forschungsprojekt zum Schutz des Kuckucks, das von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert wird. Da der Bestand der Art weiter zurückgeht und viele Informationen über das Zugverhalten und die Bewegungen der Art in den afrikanischen Überwinterungsgebieten fehlen, wurden Kuckucke aus Bayern und Weißrussland mit Hightech-Satellitensendern auf dem Rücken ausgestattet. Mittels dieser kleinstmöglichen Mini-Sender übermitteln die Vögel den Forschern des LBV ständig ihre Aufenthaltsorte. Auf einer Live-Karte sind diese auch im Internet für alle Naturfreunde nachzuvollziehen. Dazu bloggt die LBV-Biologin Friederike Herzog in persönlichen Logbüchern der einzelnen Vögel über das Flugverhalten und beantwortet Fragen im Gästebuch. Mittels der neu gewonnenen Erkenntnisse wird der LBV Schutzmaßnahmen für die bedrohte Vogelart erarbeiten und umsetzen können.
Neueste Kommentare