Bayreuth: Feldtag für Energie-Landwirte
Schwerpunkt Unkrautbekämpfung bei Dauerkulturen
Wie kann der Anbau neuer Energiepflanzen umweltverträglich erfolgen? Ein entscheidendes Kapitel ist dabei die effiziente, aber umweltverträgliche Unkrautbekämpfung. Zu diesem Thema fand am 26. Juni 2014 im Energiepflanzen-Infozentrum Bayreuth ein Erfahrungsaustausch für Landwirte und Energiepflanzenexperten statt. Die Ergebnisse werden in einen Praxisleitfaden einfließen, den die Bioenergieregion Bayreuth im Sommer veröffentlichen wird.
Etwa zwanzig Landwirte und Experten, darunter auch die Landwirte, die an einem Energiepflanzenfeldversuch der Bioenergieregion teilnehmen, waren zu dem Erfahrungsaustausch gekommen. Treffpunkt waren die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirkes Oberfranken, auf deren Gelände der Freistaat Bayern das Energiepflanzen-Infozentrum eingerichtet hat. Unter anderem werden dort auf sechs Versuchsparzellen verschiedene Verfahren der Unkrautbekämpfung beim Anbau der Becherpflanze erprobt. Diese Pflanze ist eine ertragreiche Alternative zu Mais, die als Dauerkultur nur einmal gepflanzt werden muss und nach der Ernte von alleine wieder nachwächst – bis zu fünfzehn Jahre lang. Dadurch sparen die Landwirte viele Arbeitsschritte und auch die Umwelt profitiert: Die dichte Wurzelmasse stabilisiert den Boden, schützt vor Erosion und vermindert den Nitrateintrag ins Grundwasser. Das Erntegut wird an Biogasanlagen geliefert und dort zur Erzeugung klimafreundlicher Wärme und von Ökostrom verwendet.
Bis sich an einem Standort die Becherpflanze etabliert hat, machen ihr allerdings in den ersten beiden Jahren Unkräuter und Ungräser Konkurrenz. Es ist also entscheidend, in dieser Zeit den Bestand möglichst unkrautfrei zu halten. In späteren Jahren wird der Bestand so dicht, dass Unkräuter zurückgedrängt werden.
Welche Methode bei der Unkrautbekämpfung erfolgreich ist, ist stark von den Standortbedingungen, in erster Linie von Bodenart und Bodentyp abhängig. Bei leichteren Böden können mit einer Maschinenhacke gute Ergebnisse erzielt werden. Mit einer so genannten Fingerhacke, die aktuell im Infozentrum getestet wird, kann nicht nur das Unkraut zwischen Reihen, sondern auch zwischen den einzelnen Pflanzen gut entfernt werden. Bei schwereren oder auch steinigen Böden ist der Einsatz dieses Gerätes jedoch nur bedingt möglich. Als Alternativen wurden von den Experten angeführt: Eine Weißkleeuntersaat, die Mulchung mit Stroh ähnlich wie beim Erdbeeranbau oder verrottbare Folien, die mit Pflanzlöchern für die Becherpflanze versehen sind. Auch chemische Mittel wie Stomp Aqua, Boxer oder Fusilade können wirksam sein. Eine Mulchung mit Holzhackschnitzeln war auf der Versuchsparzelle zwar sehr erfolgreich, die hohen Materialkosten dürften jedoch verhindern, dass sich diese Variante in der landwirtschaftlichen Praxis durchsetzt. Den Königsweg gibt es also nicht, vielmehr ist für jeden Standort ein individuelles Konzept zu verfolgen.
Dass die Becherpflanze trotz ihrer Wirtschaftlichkeit und ihrer ökologischen Vorteile noch nicht weiter verbreitet ist, liegt auch daran, dass sie mit vergleichsweise hohen Kosten gepflanzt werden muss, weil die wesentlich kostengünstigere Direktaussaat bislang noch nicht im landwirtschaftlichen Maßstab geglückt ist. Die Kosten der Pflanzung amortisieren sich zwar nach einigen Jahren, weil eine Dauerkultur geringere Kosten mit sich bringt, trotzdem stellt die hohe Anfangsinvestition ein Hemmnis dar. Bis Aussaattechniken zur Verfügung stehen – hieran arbeitet unter anderem die Universität Bayreuth – wäre deshalb eine staatliche Unterstützung sinnvoll, beispielsweise aus Mitteln des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms. Über das Ergebnis einer entsprechenden politischen Initiative aus der Bioenergieregion Bayreuth berichtet unsere Pressemeldung 2014-12 vom 26.6.2014.
Wer mehr über neue Energiepflanzen erfahren möchte, kann den nächsten Energiepflanzen-Feldtag am 24. Juli 2014 von 10-12 Uhr in den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirkes Oberfranken, Adolf-Wächter-Str. 39, besuchen. Der Grundgedanke dieser Veranstaltung ist, die interessierte Öffentlichkeit über die Vielzahl an Energiepflanzen zu informieren und sie im praktischen Anbau zu demonstrieren. In einer ca. 2-stündigen Führung durch die Versuchsflächen, erklären die Projektbeteiligten den Anbau der Pflanzen, deren Ertragspotential und welche Vor- und Nachteile die Kulturen mit sich bringen.
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