GAL Bamberg: Wo sind Stadtteilkonzept und Kombi-Ticket für Musikschule?
Umzug auf den Michelsberg steht bevor, aber Stadtratsbeschlüsse scheinen noch nicht umgesetzt
Schon zum Schuljahresbeginn im September 2014 plant die Musikschule ihren Umzug in die neuen Räume auf den Michelsberg. Das ruft nun die GAL auf den Plan, die in ihrem jüngsten Antrag das einfordert, was der Stadtrat vor zweieinhalb Jahren mit dem Umzug ebenfalls beschlossen hat: ein Stadtteilkonzept der Musikschule und ein ÖPNV-Kombi-Ticket für MusikschülerInnen.
Sehr kontrovers und gegen heftige Bürgerproteste aus dem Berggebiet wurde 2011 eine heiße politische Debatte um Pro und Contra der Musikschule im ehemaligen Probsteigebäudes des Klosters St. Michael geführt. AnwohnerInnen fürchteten, dass durch einen Schulbetrieb die Verkehrsbelastung des Berggebiets wesentlich ansteigen würde. Auch die GAL stand der Entscheidung sehr kritisch gegenüber. „Wir konnten damals im Interesse des Berggebiets immerhin erreichen, dass es ein Kombi-Ticket geben soll“, erinnert sich GAL-Stadtrat Wolfgang Grader. „Dieses Kombi-Ticket soll in den Musikschulgebühren enthalten sein, so dass MusikschülerInnen einfach und kostenlos den Stadtbus zum Unterricht nutzen können und nicht mit dem Pkw von ihren Eltern gebracht und abgeholt werden müssen.“
Auch die Abgelegenheit des neuen Standorts sahen die Grünen skeptisch, „denn eine städtische Musikschule muss für alle Stadtteile und Schichten erreichbar sein und darf kein elitäres Elfenbeinturmdasein in einem ohnehin schon sehr bildungsbürgerlich geprägten Stadtteil führen“, so der kulturpolitische GAL-Sprecher Tobias Rausch. Vielmehr sollte die Musikschule in allen Bamberger Stadtteilen ein umfassendes Kursangebot vorhalten, das über die musikalische Früherziehung hinausgeht. Dieser Kompromissvorschlag der GAL zu einem Stadtteilkonzept fand vor zweieinhalb Jahren eine große Mehrheit im Stadtrat.
Bisher jedoch ist den Grünen weder von einem Kombi-Ticket noch von einem Stadtteilkonzept etwas zu Ohren gekommen. „Es wird aber langsam Zeit“, so Rausch und Grader, wenn diese beiden Neuerungen noch vor der Sommerpause des Stadtrats und Neueröffnung der Musikschule beschlossen und realisiert werden sollen. „Nicht nur wir – auch die BürgerInnen – erwarten, dass Oberbürgermeister und Stadtverwaltung mehrheitlich gefasste Beschlüsse des Stadtrats respektieren und umsetzen. In zweieinhalb Jahren war Zeit genug dafür.“
„… durch die Verlagerung der Musikschule“ werde „der Verkehr im Berggebiet nicht weiter zunehmen“, ließ die städtische Pressestelle anläßlich des Ende September des Vorjahres vollzogenen Umzugs verlauten. Neben den Schülern, welche den Linienbus benutzten, „kamen in der ersten Schulwoche … sehr viele … mit dem Fahrrad auf den Michelsberg.“
Lassen wir einmal außer acht, daß Busfahrgäste und Radfahrer in den Augen der Stadtoberen offensichtlich nicht zum Verkehr zählen, also wohl nicht für voll genommen werden. Jetzt, einige Monate nach dem Ortswechsel, ist festzustellen: Der Hof der neuen Musikschule ist häufig mit Pkw zugestellt. Doch es gibt nicht einen einzigen hergerichteten Fahrradstellplatz. Das paßt ins Bild – denn die Fahrradstellplätze sind an allen mir durch Inaugenscheinnahme bekannten Bamberger Schulen ausnahmslos eine einzige Katastrophe: ausschließlich Felgenkiller, selten überdacht, gelegentlich nicht einmal auf befestigtem Boden. Für eine Stadt, die – wenngleich in der letzten Zeit immer weniger vernehmbar – den Anspruch erhebt, fahrradfreundlich zu sein, ist das ein Armutszeugnis par excellence.
Der Michelsberg ist für Radfahrer eine sportlich anspruchsvolle Herausforderung. Zudem ist häufig neben dem Instrument die Büchertasche aus der Regelschule zu transportieren. So gibt es Schüler, die ihr Fahrrad lieber in den Bus stellen – und schon gilt nicht mehr: „Alle … könnten die Musikschule jetzt kostenlos erreichen“. Weder Musikschulticket noch normale Schülerjahreskarte beinhaltet die Fahrradmitnahme. Mit dem Bus allein sind manche Wege auf Grund der mangelhaften Erschließung (nur radiales Netz) sehr zeitaufwendig.