Freundeskreis Nationalpark Steigerwald: Naturschützer reden Tacheles im Zahlenwald

Naturschützer kritisieren irreführende Aussagen des Forstbetriebsleiters

Die Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald kritisieren irreführende Aussagen des Forstbetriebsleiters Ulrich Mergner zu den finanziellen Auswirkungen des jüngst ausgewiesenen Waldschutzgebietes bei Ebrach. „Hier wird fälschlicherweise der Eindruck erweckt, der Forst würde durch das neue Waldschutzgebiet Verluste von 400.000 € einfahren“, kritisiert Ralf Straußberger, Geschäftsführer des Freundeskreises. Ulrich Mergner gelingt es offenbar damit die Öffentlichkeit zu täuschen, denn Oskar Ebert vom Verein „Unser Steigerwald“, sprach im Bayerischen Fernsehen von monetären Verlusten von ca. 400.000 €. „Da haben sich offenbar einige im Zahlenwald verirrt“, so Straußberger. Denn zu einer seriösen Bewertung der finanziellen Auswirkungen gehören nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Ausgaben. Entscheidend ist doch, um wie viel sich am Ende der Gewinn oder Deckungsbeitrag verringert. Nach den durchschnittlichen, vom Forstbetrieb vorgelegten Zahlen, errechnet sich ein verringerter Jahresgewinn von 28.000 € bei einem mittlerem Gesamtbetriebsgewinn von 600.000 € pro Jahr. „Wir halten es für die Staatsregierung für zumutbar und leistbar, wenn der Jahresgewinn der Bayerischen Staatsforsten in den letzten beiden Jahren von über 70 Millionen € bzw. 80 Millionen € um 28.000 € (= 0,04 %) reduziert würde. Der Freistaat Bayern müsste also auf Jahreseinnahmen in der Größenordnung eines Mittelklassewagens verzichten“, so Straußberger, „für den Steigerwald, ja für ganz Franken wäre dies ein riesiger Gewinn.“ Denn nur mit einem größeren Naturwald-Schutzgebiet besteht die einzigartige Chance auf den „UNESCO-Weltnaturerbe“-Titel im Steigerwald.

Verirrt im Zahlenwald

Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner erwähnte der Presse gegenüber einen Einnahmeverlust durch das Waldschutzgebiet „Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst“ von 400 000 €. Oskar Ebert, stellvertretender Vorsitzender des Anti-Nationalparkvereins „Unser Steigerwald“, sprach im Fernsehen gar von „monetären Verlusten“ von ca. 400 000 Euro. Dadurch wird ein völlig falscher Eindruck erweckt, denn bei dieser Zahl handelt es sich um verminderte Einnahmen, die schon sehr hochgegriffen scheinen, und nicht um einen verminderten Gewinn oder Deckungsbeitrag. Denn der jährliche Gewinn bzw. Deckungsbeitrag für den 17.000 Hektar großen Forstbetrieb Ebrach beträgt insgesamt nach Aussagen des Forstbetriebsleiters zwischen 300 000 bis 800 000 € jährlich (Quelle: Fränkischer Tag vom 5. August 2011, „Der Wald im Wandel“). Die Naturschutzverbände haben daraus als Mittelwert einen Deckungsbeitrag von 600.000 € angenommen. Dieser vermindert sich, wenn sich im gesamten 775 Hektar großen Waldschutzgebiet Naturwald entwickeln darf, um 4 %. Die einzigartige Chance für die Steigerwald- Region auf den Weltnaturerbetitel kostet die Bayerische Staatsregierung also eine Gewinnminderung von ca. 28.000 € jährlich.

Millioneninvestitionen in Forstbereich, aber keine 30.000 € in Waldnaturschutz

Die Naturschutzverbände kritisieren die einseitige Verteilung der Investitionen durch die Staatsregierung. Während in den Forstbereich Millionen investiert werden, ist sie nicht bereit 30.000 € in Waldschutzgebiete zu investieren. So kosten der Betrieb und der Unterhalt des Steigerwaldzentrum in Handthal jährlich ca. 375.000 €, die hauptsächlich die Forstverwaltung und die Bayerischen Staatsforsten tragen. Das ist etwa das 25-fache dessen, was für die 393 Hektar große Prozessschutzzone an Deckungsbeiträgen ausfällt. Dabei sind die Investitionskosten für den Komplex Steigerwaldzentrum –Baumwipfelpfad von ca. 10 Mio. € noch nicht berücksichtigt.

Die Finanzierung des Baumwipfelpfades bei Ebrach durch den bisherigen Investor, der Erlebnis Akademie aus Kötzting, ist gescheitert, weil das Projekt offensichtlich zu wenig rentabel erschien. Jetzt musste der Freistaat mit einer Summe von ca. 6 Mio. € einspringen, um sicherzustellen, dass der Pfad gebaut werden kann. Auch wenn die Verbände im Freundeskreis es begrüßen, dass der Baumwipfelpfad bei

Ebrach im strukturschwachen Steigerwald gebaut wird, hätte sich der Freistaat die

6 Mio. € an Investitionen sparen können: Mit einem neuen Waldschutzgebiet – womöglich prämiert mit einem Titel, wie „Weltnaturerbe der UNESCO“ – kämen genügend Besucher in die Region, die für eine entsprechende Auslastung sorgen. Unter dieser Voraussetzung hätte die Erlebnis Akademie als Privatinvestor die Investition auch geschultert. Dies wird dadurch belegt, dass derselbe Investor auch den Baumwipfelpfad im Nationalpark Bayerischer Wald betreibt und jetzt aktuell einen Baumwipfelpfad im neu gegründeten Nationalpark Schwarzwald baut – anstatt im Wirtschaftsforst Steigerwald. So fällt der Staatsregierung Ihre Verweigerungshaltung bei den Waldschutzgebieten vor die Füße und kommt den Steuerzahler teuer zu stehen.