Vorstellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Landkreis Bayreuth
Konzept als Impulsgeber für Klimaschutzmaßnahmen
Am 27.05.2014 wurde im Landratsamt Bayreuth das Integrierte Klimaschutzkonzept für den Landkreis Bayreuth vorgestellt und öffentlich diskutiert. Dabei zeigte sich: Schlecht fürs Klima ist vor allem der zunehmende Individualverkehr: Im Schnitt kommen im Landkreis auf fünf Personen bereits drei Autos. Auch die Wohnungsgrößen nehmen zu, was trotz Bevölkerungsrückgang höhere private Stromverbräuche mit sich bringt. Hoffnung macht dagegen der Ausbau der erneuerbaren Energien. Hier ist der Landkreis deutlich besser als der bayerische und deutsche Durchschnitt. Die Studie bilanziert die Entwicklung der Ernergieverbräuche und schlägt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Klimabilanz vor.
Erich Maurer, Geschäftsführer der Energieagentur Nordbayern, stellte ausgewählte Ergebnisse des Integrierten Klimaschutzkonzeptes vor. Dabei wurde deutlich, dass der von 1990 bis 2011 um 17 Prozent gestiegene Energieverbrauch in erster Linie auf den Verkehrssektor zurückzuführen ist. Lässt man den Verkehr rechnerisch außen vor, zeigt sich im gleichen Zeitraum ein Rückgang des Energieverbrauches um drei Prozent, bei den CO2-Emissionen ist ohne Verkehr sogar ein Rückgang um 15 Prozent zu verzeichnen. Dies ist auf eine umweltfreundlichere Stromerzeugung in Deutschland und auf den gestiegenen Einsatz erneuerbarer Energieträger im Landkreis zurückzuführen.
Die Entwicklung des Energieverbrauchs verlief dabei in den einzelnen Sektoren unterschiedlich: Im Gewerbe ist eine Zunahme des Anteils an Dienstleistungen zu verzeichnen, was geringere Energieverbräuche mit sich bringe. Bei den privaten Haushalten stieg der Energieverbrauch hingegen aufgrund der Zunahme der Wohnfläche.
„Sehr positiv ist“, so Maurer, „dass der Landkreis Bayreuth bereits heute 42 Prozent seines benötigten Stroms rechnerisch aus erneuerbaren Anlagen gewinnt. Damit liegt der Landkreis deutlich über dem bayerischen (24 Prozent) und bundesdeutschen (23 Prozent) Durchschnitt.“
Jedoch müssten dennoch deutlich stärkere Anstrengungen unternommen werden, um die Klimaschutzziele, die sich die EU und die Bundesregierung gesetzt haben, zu erreichen. Gerade den Kommunen komme hier eine große Bedeutung zu, sie könnten mit gutem Beispiel vorangehen und beispielsweise in die energetische Sanierung kommunaler Liegenschaften investieren.
Für den ländlichen Raum bieten die erneuerbaren Energien viele Chancen. Kommunen und Unternehmen können Arbeitsplätze schaffen und sichern, Kosten durch Effizienzmaßnahmen senken und Einnahmen generieren. Dies hob auch Landrat Hermann Hübner hervor: „Unseren Startvorteil, den wir als Bioenergieregion haben, wollen wir weiter ausbauen, um auf die Siegerstraße einzubiegen und die Wertschöpfung in der Region zu steigern.“
Ein weiterer Teil des Konzeptes ist ein ausführlicher Maßnahmenkatalog, welcher Vorschläge für die künftigen Klimaschutzaktivitäten bereithält. Diesen stellte Nicola Polterauer, Projektleiterin bei der Energieagentur Nordbayern, vor. Als erstes solle damit begonnen werden, Energieleitziele festzulegen und einen Beschluss für die Konzeptumsetzung und die Schaffung einer Organisationseinheit Klimaschutz im Landkreis herbeizuführen, „damit das Konzept nicht im Schrank verstaube“. Weitere Maßnahmen auf Landkreisebene seien unter anderem die nachhaltige Nutzung von Biomasse und Reststoffen und die bessere Nutzung der Abwärme bei Biogasanlagen.
Aber auch die Kommunen erhielten eine Reihe von Vorschlägen für ihre zukünftige Arbeit wie beispielsweise die Energiedatenerfassung für kommunale Gebäude, die Erstellung von Energienutzungsplänen oder kommunalen Energiekonzepten, die Durchführung von Sanierungsvorhaben mit Energieeinsparkonzepten oder den Austausch der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik. Letzteres wurde auch bereits im Rahmen der Konzepterstellung in einem der fünf Beispielprojekte in der Stadt Pottenstein betrachtet – dort seien bei einer Umstellung auf LED-Technik Einsparungen in Höhe von über 45 Prozent möglich, so Nicola Polterauer.
Um die Klimaschutzmaßnahmen nicht nur innerhalb des Landkreises, sondern auch in Zusammenarbeit mit den einzelnen Gebietskörperschaften zu koordinieren, kann über die Klimaschutzinitiative des Bundes eine Förderung für ein Klimaschutzmanagement für drei Jahre mit 65 Prozent beantragt werden. Die Projektleiterin betonte, dass es auch Aufgabe eines Klimaschutzmanagements sei, den Kommunen Hilfestellung bei der Überprüfung von Effizienzpotenzialen zu bieten und sie bei der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Zudem könnten die Kommunen in einem neu zu gründenden „Klimaschutz-Effizienz-Team“ mitwirken und damit Einfluss auf die umzusetzenden Maßnahmen nehmen.
Im dritten Teil referierte Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern über das Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit. Ruckdeschel hält es für sinnvoll, die vielfältigen in der Region vorhandenen Klimaschutzaktivitäten zu straffen und zu bündeln. Er schlug hierfür die Konzentration auf eine Marke und ein Logo bei der Kommunikation und Außendarstellung vor. Zudem solle eine einheitliche Internet-Plattform geschaffen werden.
In der anschließenden Podiumsdiskussion „Zukunft Klimaschutz“ machte Landrat Hermann Hübner deutlich, dass der Landkreis in Sachen Klimaschutz nicht kürzer treten wolle, da die bestehenden Aktionen und Projekte weiterlaufen sollen. „Der Beschluss zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes ist 2012 mit der Absicht getroffen worden, keinen Papiertiger zu erstellen, sondern das Konzept als Zahlengrundlage und Impulsgeber für zukünftige Aktivitäten zu nutzen“, so Landrat Hermann Hübner.
Kreisrat Norbert Pietsch, Sprecher der Initiative Inkas+ aus Speichersdorf, sieht den politischen Wandel bei der Umsetzung der Energiewende kritisch, dennoch sollten Klimaschutzziele weiterhin verfolgt und Projekte umgesetzt werden.
Auch Michael Wild von der Clear Energy Group Bayreuth wies auf den Wandel seit dem Jahr 2012 hin, der sich im Bereich der Photovoltaikanlagen aufgrund der sinkenden Einspeisevergütung ergeben habe. Inzwischen würden die Planungen daher hin zu kleineren Anlagen gehen, die in Einzelfällen um Stromspeicher ergänzt werden könnten.
Bei einer Sache waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig: 100 Prozent erneuerbare Energien bei der Stromerzeugung will und wird der Landkreis Bayreuth erreichen. Sieben Kommunen haben dieses Ziel bereits erreicht. Erich Maurer geht sogar noch einen Schritt weiter: Es würden mehr als 100 Prozent benötigt, um den Strombedarf der Stadt Bayreuth mit abzudecken.
Die wichtigsten Ergebnisse des Konzeptes werden ab nächster Woche auf der Homepage des Landkreises Bayreuth unter www.landkreis-bayreuth.de/umwelt abrufbar sein.
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