Rhein-Main-Donau AG und E.ON investieren in fischfreundliches Kleinwasserkraftwerk an der Regnitz bei Neuses

Bau einer innovativen Wasserkraftschnecke zur energetischen Nutzung von ökologischen Restwasserabgaben in die Regnitz beginnt

Rhein-Main-Donau AG errichtet erstmals nach 15 Jahren wieder eine neue Wasserkraftanlage nach aktuellen ökologischen Erkenntnissen zum Fischschutz

Luftbild des Bauplatzes Wasserkraftschnecke Neuses. Foto: Drohnen-Film, München, 2014

Luftbild des Bauplatzes Wasserkraftschnecke Neuses. Foto: Drohnen-Film, München, 2014

Auf Höhe der Wehranlage Neuses des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Nürnberg entsteht eine Innovative Kleinwasserkraftwerksanlage zur Nutzung von Restwasserabgaben in die Regnitz. Das Landratsamt Forchheim, die Marktgemeinde Eggolsheim und das Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg hatten bis Mitte Mai alle erforderlichen Genehmigungen erteilt. Aus diesem Anlass durchschnitten jetzt der Forchheimer Landrat Dr. Hermann Ulm und der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Eggolsheim Claus Schwarzmann zusammen mit Dipl.-Ing. Wolfgang Fischbacher von der Rhein-Main-Donau AG (RMD) und Dipl.-Ing. Alexander Bubeliny von der E.ON Kraftwerke GmbH das Absperrband zur Baustelle und gaben die Zufahrt zum Bauplatz über eine eigens errichtete Behelfsbrücke für einen schweren Raupenbagger offiziell frei. Ausgestattet mit einem Abbruchmeißel begann der Bagger mit ersten Abbrucharbeiten bei den alten Uferbefestigungen, um die Baugrube zur Errichtung der fischfreundlichen Wasserkraftschnecke Neuses vorzubereiten. Die Baubrücke wurde im Vorfeld ohne Beeinträchtigung des vorhandenen Umgehungsgewässers um die Wehranlage der WSA freitragend errichtet. Die Spannweite der mobilen Pionierbrücke beträgt 10,4 Meter und ist 5,0 Meter breit. Ihre Tragfähigkeit erlaubt, dass ein 8-achsiger 500-Tonnen-Schwerlastkran für die Einhebung der Wasserkraftschnecke ohne Flurschäden auf die Baustelle fahren kann.

Landrat Dr. Ulm beglückwünschte alle Beteiligten zu dem Projekt: „Ich freue mich, dass unser Landkreis Forchheim mit der Wasserkraftschnecke Neuses einen weiteren wertvollen Baustein als Beitrag zur Energiewende bekommt, zumal die Anlage pro Jahr rund 800.000 Kilogramm Kohlendioxid vermeiden hilft. Ich wünsche dem Bauvorhaben eine unfallfreie Errichtungszeit.“

Bürgermeister Schwarzmann ergänzte: „Allein mit der Jahresstromerzeugung von rund 1,1 Millionen Kilowattstunden aus der Wasserkraftschnecke Neuses könnten wir rein rechnerisch gut elf Prozent unserer fast 6.400 Bürgerinnen und Bürger in der Marktgemeinde Eggolsheim ökologisch und sicher mit Strom versorgen.“

Wasserkraftschnecke Neuses. Grafik: Rhein-Main-Donau AG, München, 2014

Wasserkraftschnecke Neuses. Grafik: Rhein-Main-Donau AG, München, 2014

„Wenn das Restwasserkraftwerk Neuses im Herbst dieses Jahres mit einer Ausbauleistung von 130 Kilowatt seinen umweltfreundlichen Stromerzeugungsbetrieb aufnimmt, haben wir ein Musterbeispiel für die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie bei der Nutzung der regenerativen Wasserkraft verwirklicht“, freute sich Wolfgang Fischbacher, der als Prokurist bei der Rhein-Main-Donau AG die technische und kaufmännische Steuerung sowie ökologische Verbesserungen an den RMD-Laufwasserkraftwerken in Bayern verantwortet. „Menschen und Fische bzw. Wasserlebewesen profitieren von dem vorgesehenen Wasserkraftwerk. Die zusätzlichen Wassermengen, die das flussabwärts gelegene Kraftwerk Hirschhaid der E.ON Kraftwerke GmbH aus gewässerökologischen Gründen auf Höhe des Wehrs Neuses in die Regnitz abzugeben hat, können künftig durch die Wasserkraftschnecke Neuses sinnvoll zur regenerativen Stromerzeugung genutzt werden, ohne die Fischpopulation zu beeinträchtigen. Die Regnitz wird ökologisch aufgewertet und die geringere Stromerzeugung in Hirschhaid kann weitgehend ausgeglichen werden“, so Fischbacher weiter und erklärte abschließend: „An unseren Kraftwerken an Regnitz und Main gehen Stromerzeugung aus Wasserkraft, Gewässerökologie und Fischschutz Hand in Hand. Über diesen Dreiklang freuen wir uns sehr und dürfen uns an dieser Stelle sehr herzlich bei den zuständigen Behörden, der Fischerei und unseren Partnern für die positive Begleitung und die Genehmigung unseres Bauvorhabens bedanken!“

Alexander Bubeliny, Projektleiter der E.ON Kraftwerke GmbH, der auch maßgeblich das Genehmigungsverfahren begleitete, stellte die einzelnen Baumaßnahmen vor: „Bevor wir mit dem Einbau der Wasserkraftschnecke Neuses, die dem Prinzip nach einer Archimedischen Schraube entspricht, beginnen, wird im Auftrag der Wasser- und Schifffahrtsamts Nürnberg die bestehende linke (westliche) Uferbefestigung, die sogenannte Wehrwange, komplett erneuert sowie eine neue Möglichkeit zum Umsetzen von Sportbooten für Wasserwanderer geschaffen. In die bestehende feste Wehrschwelle wird eine Öffnung gelegt, in die die fertig vormontierte Wasserkraftschnecke dann mit einem Schwerlastkran eingehoben wird. Während dieser Arbeiten wird ein Teil des Oberwassers hochwassersicher mit einer rund 35 Meter langen Spundwand aus 36 Stahlelementen und etwa 50 sogenannten Big-Bags (mit einem Sand-Kiesgemisch befüllte Kunststoffsäcke von jeweils zwei Tonnen) abgetrennt, damit die benötigte Baugrube trocken fällt. Der Wasserauslauf aus der Wasserkraftschnecke wird nach ökologischen Vorgaben der Fischerei so gestaltet, dass das bestehende Umgehungsgerinne auch in Zukunft optimal seinen Zweck als Fischwanderhilfe erfüllt. Nach derzeitigem Planungsstand soll die Wasserkraftschnecke Ende Oktober 2014 in Betrieb gehen. Das Investitionsvolumen für das gesamte Projekt Neuses beträgt rund 1,2 Millionen Euro.