Biowärme Funkendorf nimmt erste Hürde
Wirtschaftlichkeit nachgewiesen – positive Resonanz in Funkendorf
Das von der Bioenergieregion Bayreuth initiierte Nahwärmeprojekt für den Ort Funkendorf hat eine entscheidende Hürde genommen: Die erforderliche Anzahl von möglichen Wärmekunden ist erreicht und die Wirtschaftlichkeit des Projektes wurde nachgewiesen. Nächster Schritt ist die Gründung einer Vorgesellschaft. Über diese und weitere Details informierte am 22.5.2014 die Bioenergieregion im Gemeindezentrum Prebitz. Etwa 45 Bürger und damit Vertreter fast aller Haushalte waren zu der Informationsveranstaltung gekommen, um sich über die Auswertung einer Fragebogenaktion und über die Wirtschaftlichkeit des Projektes zu informieren. Mit den Berechnungen hatte die Bioenergieregion Bayreuth den Verein Energievision Frankenwald e.V. beauftragt, der bereits elf vergleichbare Nahwärmeprojekte auf den Weg gebracht hat.
Martin Kastner von der Energievision Frankenwald konnte fast durchwegs Positives berichten: Über 70 Prozent der Befragten finden die Idee eines Bioenergie-Nahwärmenetzes gut bis sehr gut. Dies ist ein hervorragender Ausgangswert, der die positive Haltung vor Ort widerspiegelt. Hinzu kommen weitere günstige Rahmenbedingungen: Die Basis der Wärmeversorgung, die Biogasanlage Funkendorf, kann so viel Wärme liefern, dass sie auch in Spitzenlastzeiten alle Haushalte versorgen kann. Dadurch erübrigt sich die andernorts häufig erforderliche Investition in einen zusätzlichen Spitzenlastkessel.
Ebenfalls günstig stellt sich die Unterstützung durch Fördermittel dar. Aus Mitteln der Dorferneuerung und aus Zuschüssen der KfW-Bank sind ca. 237.000 Euro zu erwarten. Fast ein Drittel der Gesamtkosten von ca. 730.000 Euro sind damit gedeckt. Der Rest soll aus Eigenmitteln und zinsgünstigen Darlehen der KfW-Bank bestritten werden.
Entscheidend ist aber, wie viele Haushalte sich an das Netz anschließen: Aus Funkendorf liegen derzeit 27 Interessensbekundungen vor – ausreichend viele, um das Netz wirtschaftlich betreiben zu können. 15 Haushalte sind derzeit nicht anschlussbereit. Es spricht jedoch manches dafür, dass die Zahl der Anschlussnehmer noch steigen wird. Einige neue Interessenten haben sich bei der Veranstaltung bereits gemeldet.
Vergleich der Jahresvollkosten Biowärme vs. Heizöl
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung geht davon aus, dass die Vollkosten für die Beheizung eines Hauses mit Biowärme deutlich unter den Vergleichswerten einer Ölzentralheizung liegen werden. Besonders günstig ist, dass die Kosten für die Biowärme in Funkendorf in den nächsten 20 Jahren weitgehend konstant bleiben werden, während bei allen anderen Energieträgern deutliche Preissteigerungen zu erwarten sind.
Bei einer Ölheizungsanlage mit einem Verbrauch von 3000 Litern/Jahr liegen die Jahresvollkosten, in welche die Brennstoffkosten (Annahme 85 Cent / Liter Heizöl) aber auch – über 20 Jahre gemittelt – alle Investitions-, Wartungs- und Reparaturkosten eingerechnet sind, bei 3400 Euro/Jahr. Aufgrund der Ölpreisentwicklung ist davon auszugehen, dass diese Kosten in den nächsten 20 Jahren auf mindestens 6000 Euro jährlich ansteigen werden.
Anders bei Biowärme. Hier würden die Jahresvollkosten aktuell ca. 2600 Euro liegen und auch im Verlauf der nächsten 20 Jahre nicht wesentlich ansteigen. Im Gegenteil. Wenn die Kredite nach dieser Zeit abbezahlt sind, kann der Wärmepreis sogar sinken. Die Funkendorfer können mit ihrem Nahwärmenetz also sehr gelassen den Preissteigerungen bei anderen Energieträgern entgegensehen.
Angestrebt wird eine Vollversorgung, das heißt die bisherigen Heizanlagen in den Häusern können komplett außer Betrieb genommen werden. Damit entfallen Kosten für Reparatur, Wartung und den Kaminkehrer. Und der Kellerraum mit den Öltanks steht künftig für anderweitige Nutzungen zur Verfügung. Für den Fall, dass die Biogasanlage oder die wärmeliefernden Blockheizkraftwerke aufgrund eines Schadens ausfallen sollten, ist zur Sicherheit eine Reserveheizung auf Flüssiggas-Basis vorgesehen.
Anschluss des Ortsteiles Bieberswöhr ist nicht wirtschaftlich
Neben all den positiven Nachrichten für Funkendorf brachte die Vorplanung auch einen Wermutstropfen mit sich: Die ursprünglich geplante Einbindung des Ortsteiles Bieberswöhr ist nicht wirtschaftlich. Hierfür müsste das Netz um 1400 Meter verlängert werden. Diesem zusätzlichen Kostenpunkt steht eine zu geringe Wärmenachfrage aus Bieberswöhr gegenüber, was die Wirtschaftlichkeit negativ beeinflusst.
Weiteres Vorgehen
Für Ende Juni 2014 wird die Bioenergieregion Bayreuth interessierte Funkendorfer zur Bildung einer Arbeitsgruppe einladen. Bei diesem Treffen soll dann auch eine Vorgesellschaft gegründet werden. Diese Gesellschaft kann dann detaillierte Angebote einholen, die Details der Planung und Finanzierung festlegen und Wärmelieferungsverträge mit den Wärmekunden abschließen. Später werden die Bürger das Wärmenetz selbst über eine eigene Gesellschaft betreiben. Die Geschicke der Gesellschaft liegen somit in der eigenen Hand. Dies trägt zur Demokratisierung, Transparenz und Unabhängigkeit bei der Energieversorgung bei.
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