Falsche Tierliebe schadet Jungvögeln
Finger weg von scheinbar hilflosen Ästlingen – Täuschender Eindruck: Jungvögel brauchen keine Hilfe – Katzen im Haus lassen
Den Landesbund für Vogelschutz (LBV) erreichen täglich zahlreiche Anfragen von besorgten Tierfreunden, wie sie scheinbar verlassenen jungen Vögeln helfen sollen. Der LBV rät: Finger weg! Hilflos wirkendende Jungvögel aufzunehmen ist falsch verstandene Tierliebe. Es schadet den Tieren sogar mehr, als dass es ihnen hilft. Der LBV appelliert daher an alle Vogelfreunde, die so genannten Ästlinge einfach sitzen zu lassen. Katzenbesitzer, die Jungvögel im Garten haben, sollen ihre Stubentiger für einige Tage im Haus behalten. Weitere wichtige Experten-Tipps und eine neue kostenlose Broschüre bietet der LBV unter www.lbv.de/vogel-gefunden.
Die herzzerreißenden Rufe der Jungvögel, die derzeit scheinbar verlassen in den Wiesen sitzen, sind keine Hilfeschreie, sondern Bettelrufe. Mit diesen halten die jungen Vögel Kontakt zu ihren Eltern. Vogeljunge verlassen oft schon halbflügge das Nest und bleiben noch einige Tage in dessen Umfeld. Sie werden dabei weiter von den Eltern versorgt und sollten deshalb unbedingt an Ort und Stelle gelassen werden. „Greift der Mensch in diese sensible Phase ein und nimmt das Jungtier mit, unterbricht dies die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel“, erklärt LBV-Artenschutzreferent Dr. Andreas von Lindeiner.
Bei vielen heimischen Vogelarten läuft derzeit die so genannte Ästlingsphase der Jungen. In diesem Zeitraum sind die Jungvögel noch nicht voll flugfähig. „Viele Tierfreunde glauben, rufende Jungvögel seien hilflos und müssten in Obhut genommen werden. Das ist aber ein folgenschwerer Irrtum“, so von Lindeiner. Die jungen Amseln, Meisen und Sperlinge sind in den meisten Fällen besser dort aufgehoben, wo sie gefunden wurden. Ein kurz aufgenommener Jungvogel kann ohne Probleme wieder zurück in eine Astgabel am Fundort gesetzt werden. „Es ist nicht wie bei Säugetieren, Vogeleltern nehmen ihre Brut nach einer kurzen Berührung durch den Menschen wieder an“, so von Lindeiner.
Der LBV stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, ihnen darf nur im echten Notfall geholfen werden. Als Haustiere sind sie keinesfalls geeignet und die Chance für eine erfolgreiche Aufzucht in menschlicher Obhut ist sehr gering. Wer Hauskatzen besitzt und trotzdem Vogelkinder in seinem Garten haben will, sollte seinen Stubentiger für ein paar Tage im Haus halten. „Die beste Vogelhilfe ist jedoch ein naturnaher Garten mit abwechslungsreichen, einheimischen Pflanzen“, so von Lindeiner.
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