Das Sonnenhaus von Bad Staffelstein

VIKU e. V. findet U-Boot in Bad Staffelsteiner Keller… Sonne eingesperrt …

Die Energiewende ist eines der Schlüsselprojekte des 21. Jahrhunderts: der Ausstieg aus der Atomkraft, die Reduktion des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes und die Umgestaltung des Energiesektors mit erneuerbaren Energiequellen, die eine gleichermaßen sichere wie auch bezahlbare Versorgung garantiert. Klingt verrückt, ist aber ein tolles Projekt zum Umwelt- und Klimaschutz.

Am 17.5. besuchte der Verein Intelligenter Klima- und Umweltschutz die Firma Görtler&Schramm der Familie Deinlein in Bad Staffelstein. Die Bauunternehmen haben die Heizungsanlage des Wohn- und Geschäftshauses, des Hauses der Schwiegereltern, sowie ein Mietshaus mit 6 Parteien komplett auf erneuerbare Energie umgestellt. Das Herzstück der Anlage nennen sie scherzhaft ihr U-Boot, einen Warmwasserpufferspeicher von ca. 30.000 Litern in Schichtspeichertechnik. Im Sommer wärmt eine Sonnenkollektor-Anlage auf dem Dach und an der Fassade des neuen Wohnhauses der Familie Deinlein den Speicher. Im Winter heizen sie mit natürlich gespeicherter Sonnenwärme – Holz – zu. Langfristig sollen dazu ausschliesslich die Reste aus der Zimmerei genutzt werden. Deshalb wurde ein spezieller Ofen eingesetzt, in dem auch Holzabfälle z.B. mit einem gewissen Leimanteil umweltgerecht verbrannt werden können.

Der Vorteil des grossen Wasserspeichers für die Holzheizung zeigt sich auch darin, daß man nicht permanent schüren muss. Je nach Aussentemperatur reicht es, den Ofen alle paar Tage anzuheizen. Die alte Ölheizung der Schwiegereltern und die Gastherme im Miethaus stehen seit der Umstellung 2012 auf Sonnenwärme still. Zunächst wurden die alten fossil befeuerten Kessel noch als Backup im System belassen, falls die Sonnen/Holz-Anlage z.B. wegen Wartungsarbeiten still steht. In den knapp 2 Jahren seit Inbetriebnahme ist dies jedoch nie vorgekommen.

Man könnte nun denken, ein solches Projekt sei ein teures Hobby für Wohlhabende; aber weit gefehlt. Der bodenständige Bad Staffelsteiner Familienbetrieb hat die Sache sorgfältig durchgerechnet und mit ihrem Wirtschaftsplan auch die Hausbank überzeugt, daß sich die Investition in die Energietechnik nach einer tragbaren Zeit auch finanziell amortisieren wird. Nachdem eine derartige Heizungsanlage min 10-15 Jahre laufen kann, wird hier gleichzeitig die Umwelt entlastet und Geld verdient! Jedes Anwesen braucht ein eigenes Konzept, aber dieses Beispiel zeigt deutlich, daß auch im gewachsenen Bestand erfolgreich Energie und Kosten gespart werden können!

Als nächster Schritt soll die Dämmung des Miethauses verbessert werden – das im Moment noch im Originalzustand der 70er Jahre ist. Damit erhöht sich der solare Deckungsgrad von derzeit rund 20% ganz erheblich. Weiterhin sinkt der Gesamtwärmebedarf, so daß Sonne und Restholz aus der Zimmerei komplett ausreichen, und kein zusätzliches Brennholz aus dem Wald benötigt werden wird.

So geht es Schritt für Schritt in die Energieautarkie. Eine gute Sache.

Der innovative Handwerker ist mit dem Erreichten jedoch nicht zufrieden, denn die Sonnenenergie kann noch mehr: Zur Zeit arbeitet er zusammen mit dem Solarenergie-Pionier Firma Ebitsch aus Zapfendorf an einem Projekt in Gundelsheim, das er Photo-Thermie nennt. Man darf gespannt sein.