Jahrzehnt Oberfrankens eingeläutet: Unternehmen mit Konjunkturlage sehr zufrieden
Alle Fundamentaldaten der oberfränkischen Wirtschaft zeigen in die gleiche Richtung: Nach oben! Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen haben sich, weiter verbessert, so die IHK für Oberfranken Bayreuth bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturdaten. Der Konjunkturklimaindex steigt von 124 auf 130 Punkte und damit auf das drittbeste Ergebnis der vergangenen 15 Jahre. Mit 7.000 neuen Arbeitsplätzen in den kommenden 12 Monaten rechnet die IHK für Oberfranken Bayreuth.
89 Prozent der Unternehmen beurteilen die aktuelle Konjunkturlage gut oder zufriedenstellend, so Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. Nur gut jedes zehnte Unternehmen ist mit der derzeitigen Konjunkturlage unzufrieden. „Besonders positiv schätzen Bauunternehmen, Großhandel und Industrie die gegenwärtige Lage ein“, ergänzt Peter Belina, Konjunkturreferent der IHK. Die Schwächephase des Winters beim Inlandsumsatz ist überwunden, 40 Prozent sind mit dem Inlandsumsatz inzwischen zufrieden, nur noch 20 Prozent unzufrieden.
Ukraine-Krise durch andere Märkte kompensiert
Das Geschäftsvolumen mit dem Ausland wird weiterhin sehr positiv, aber etwas schwächer eingeschätzt, was im Wesentlichen der Ukraine-Krise geschuldet ist. In allen Teilmärkten überwiegen die positiven Einschätzungen, lediglich das Geschäftsvolumen mit den früheren GUS-Staaten ging deutlich nach unten. „Immerhin jedes fünfte der befragten 500 Unternehmen unterhält Geschäftskontakte mit dieser Region“, so Trunk. „Glücklicherweise gibt es aber gleichzeitig positivere Signale aus Südeuropa und vor allem aus Nordamerika.“ Wichtig sei nun, dass die Lage in der Ukraine nicht eskaliert.
Mit der Auslastung ist die große Mehrheit der Unternehmen zufrieden. Das Spektrum ist allerdings breit. Während Baugewerbe, Dienstleistungsunternehmen, Industrie und Einzelhandel die Auslastung positiv beurteilen, sind Logistik-Dienstleister und Großhandel weniger zufrieden.
Oberfränkische Produkte und Dienstleistungen weltweit immer beliebter
Weiter deutlich verbessert haben sich die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden 12 Monate. 94 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer verbesserten oder gleich bleibenden Geschäftslage aus. Die Erwartungen werden dabei sowohl vom Inland als auch vom Ausland getragen. Die oberfränkischen Unternehmen rechnen auf allen Märkten mit einem steigenden Auftragsvolumen, auch in den früheren GUS-Staaten, wenngleich der erwartete Umsatzzuwachs dort schwächer ausfällt als in anderen Teilen der Welt.
Kapazitätsauslastung soll weiter deutlich steigen
Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass ein Großteil der Unternehmen mit einer weiteren Verbesserung der Kapazitätsauslastung rechnet. Dieser Optimismus umfasst alle Branchen, besonders deutlich ausgeprägt ist er im Tourismussektor. Ein Drittel der Unternehmen plant steigende Inlandsinvestitionen, lediglich 9 Prozent will sie zurückfahren. Damit wollen deutlich mehr Unternehmen ihre Investitionen steigern, als noch zur Jahreswende. Gerade im Tourismussektor ist eine deutliche Trendumkehr zum Positiven zu verzeichnen. Auch die Auslandsinvestitionen sollen leicht steigen, allerdings schwächer als zuletzt. Vor allem im Großhandel und im Logistikbereich sind Auslandsinvestitionen geplant. Im Mittelpunkt der Auslandsinvestitionen stehen dabei Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen. Im Inland werden die Investitionen in erster Linie von Ersatzbeschaffungen und Produktinnovationen getragen.
7.000 Neueinstellungen geplant
Die gute Geschäftslage und die guten Erwartungen führen zu einem steigenden Personalbedarf. Insgesamt wollen die oberfränkischen Unternehmen rund 7.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen. Dieser geplante Beschäftigtenzuwachs umfasst alle Branchen – besonders hoch fällt er im Logistik- und im Dienstleistungssektor aus. Gerade das Logistikgewerbe hat allerdings seit Jahren das große Problem, bei weitem nicht alle freien Stellen besetzen zu können. Gerade bei den Fahrern wird die Lücke immer größer.
Soll Deutschland wieder zum kranken Mann Europas werden?
Vor dem Hintergrund der Fachkräftelücke, die immer mehr Bereiche umfasse, warnt der IHK-Präsident ausdrücklich vor den Auswirkungen einer Rente mit 63 Jahren. „Nehmen alle berechtigten Arbeitnehmer die Rente mit 63 in Anspruch, erhöht sich die Fachkräftelücke in Oberfranken von jetzt 20.000 auf 52.000 im Jahr 2020“, so Trunk.
„Strategie geht nicht auf“
Aufgrund der niedrigen Zinssätze gelang es binnen kurzer Zeit zweimal nicht, deutsche Staatspapiere im gewünschten Maß zu platzieren, während risikoreichere, aber besser verzinste Staatsanleihen aus Südeuropa wieder gefragt sind. „Eine Annäherung zwischen den wirtschaftsstarken und den schwachen Ländern der Euro-Zone ist zunächst einmal positiv“, so Trunk. „Leider holt Südeuropa aber nicht auf, sondern Deutschland lässt nach.“ Der Richtungswechsel in der Arbeits- und Sozialpolitik, wie die Rente mit 63 oder die Mütterrente, belastet den Staatshaushalt auf Jahrzehnte hinaus und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und damit auch der oberfränkischen Unternehmen. „Bei der Strategie der Bundesregierung wird übersehen, dass sich Deutschland nicht mit der Wettbewerbsfähigkeit anderer EU-Länder messen muss, sondern mit der Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Welt.“
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