Känguruingtag am Klinikum Bayreuth

Herz an Herz: Auf der Kinderintensivstation und der Frühgeborenenstation der Bayreuther Kinderklinik zwischen Brutkasten, Beatmungsgeräten und Monitoren erleben Eltern und Babys sehr innige Momente der Zweisamkeit – Känguruing.

Känguruing

Känguruing

Am Donnerstag, 15. Mai, wird in Deutschland erstmals der Internationale Känguruingtag gefeiert. Die Klinikum Bayreuth GmbH veranstaltet dazu von 10 bis 17 Uhr in die Eingangshalle einen Aktionstag, der unter der Schirmherrschaft von Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, steht. Die Besucher können sich rund um das Thema Känguruing informieren, mit Fachleuten ins Gespräch kommen, in einem Känguruingstuhl Probe liegen, Tragetücher testen oder ein nachgebautes Patientenzimmer der Kinderintensivstation besuchen. Um 14 und 15 Uhr führt „Reginas Regenbogentheater“ in der Kapelle des Klinikums das Stück „Seelenglück“ auf, ein Puppenspiel, das die Geschichte eines Frühgeborenen erzählt. Jeder, der sich für das Thema Känguruing interessiert – werdende Eltern, junge Familien, Großeltern, Fachpersonal – sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Für die positive Entwicklung eines Frühgeborenen bindet die Klinikum Bayreuth GmbH frischgebackene Eltern schon sehr frühzeitig in die Pflege ihres Kindes mit ein. Vor allem die Nähe zu Mutter und Vater fördert die Entwicklung, die Gesundheit und das Wohlbefinden der zu früh oder unreif geborenen Babys. Beim sogenannten Känguruing, eine inzwischen wissenschaftlich erforschte Methode, werden die Frühgeborenen nur mit einer Windel bekleidet auf die nackte Brust der Mutter oder des Vaters gelegt. Durch den unmittelbaren Haut-zu-Haut-Kontakt wird eine innige Eltern-Kind-Beziehung aufgebaut und die Sinnesorgane des Babys stimuliert. Die Frühgeborenen fühlen die Haut, hören die Stimmen und atmen den Geruch der Eltern ein. Känguruing wirkt sich zudem unmittelbar positiv auf das Herzkreislaufsystem und die Körpertemperatur Frühgeborener aus. Die Herz- und Atemfrequenz sowie die Sauerstoffversorgung eines Frühgeborenen sind auf der Brust der Eltern stabiler als im Brutkasten. Auch die Körpertemperatur unterliegt während des engen Hautkontakts zu den Eltern deutlich weniger Schwankungen. Zwischen Mutter und Kind entwickelt sich eine Wärmesynchronie, welche die Milchbildung in der Brust und den Saugreflex der Frühgeborenen anregt. Frühgeborene, die Känguruing erhalten, leiden deutlich seltener an Infektionserkrankungen. Sie schütten weniger Stresshormone aus und entwickeln so eine stärkere Immunabwehr. Babys, die lange und häufig bei ihren Eltern auf der Brust liegen, schreien seltener und schlafen besser.

Durch die zu frühe Geburt eines Kindes sind Eltern häufig in einer besonderen Lebenssituation. Mit Känguruing erlangen sie Selbstvertrauen und lernen den sicheren Umgang mit ihrem noch sehr zerbrechlich wirkenden Kind. Dank der engen Bindung erkennen sie leichter die anfänglich sehr schwachen Signale ihres Kindes und erleben, wie es sich durch Streicheln oder Ansprache entspannt. Auch Mutter und Vater kommen durch die enge Zweisamkeit, Herz an Herz, zur Ruhe. Sie spüren, wie sehr ihr Kind das Kontaktkuscheln genießt und darauf positiv reagiert.

Känguruing ist eine der effektivsten Maßnahmen in der Frühgeborenenentwicklung. Die Kinderklinik der Klinikum Bayreuth GmbH praktiziert Känguruing schon seit einigen Jahren. Sobald es der Gesundheitszustand des Babys zulässt, können die Eltern mit Känguruing beginnen. Die Pflegekräfte erklären den Eltern alles genau und unterstützen sie bei der Durchführung. Dazu machen es sich die Eltern in einem Liegestuhl bequem. Dann wird für etwa eine Stunde Haut an Haut mit dem Baby gekuschelt. Um die Kabel für die Überwachung sowie Infusionen oder Beatmung kümmert sich das Pflegepersonal.

„Känguruing sollte zu den Basisrechten eines Neugeborenen zählen und an jedem Ort, auf jeder Versorgungsstufe ein integrativer Bestandteil in der Neugeborenenpflege sein“, sagt Ilse Wittal, Pflegabteilungsleiterin in der Kinderklinik der Klinikum Bayreuth GmbH.