Erzbischof Schick: Die Menschen unter dem Kreuz Jesu sind heute ein Appell für die Hospizbewegung
„Karfreitag fordert auf, dabeizubleiben”
(bbk) Der Karfreitag ist nach Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick auch ein Plädoyer für die Hospizbewegung. „Das Kreuz Christi und die Personen unter dem Kreuz sind eine göttliche Aufforderung an uns, über unser Verhalten gegenüber alten, kranken und sterbenden Menschen nachzudenken“, sagte Schick in seiner Karfreitagspredigt im Bamberger Dom und stellte die Frage: „Verlassen wir sie oder bleiben wir bei ihnen?“ Nötig sei eine Kultur des „Dabeibleibens“ bei den Menschen, besonders in der Sterbephase. Jesus sei von den meisten Menschen in der Leidens- und Todesstunde verlassen worden. „Die, die dabei blieben, erteilen uns eine göttliche Lehre für ein menschliches Leben heute“, sagte der Erzbischof. „Das Dabeibleiben bei unseren Kranken und Sterbenden ist wichtig, so wie es Maria und Johannes bei Jesu Sterben getan haben. Dabeibleiben hält den Tod nicht auf, aber lässt getröstet sterben, macht das Leben in seiner Endphase menschlich.“
Das „Dabeibleiben“ müsse in der heutigen Zeit eine Gegenbewegung zum „Gesetz“ des stetigen Wandels sein. In Industrie, Handel, Kommunikation und anderen Bereichen des Lebens möge es wichtig sein, sich stetig zu verändern und anzupassen. „Doch für den Menschen, das menschliche Leben und die Humanität ist das tödlich“, mahnte Schick. Die Forderung nach aktiver Sterbehilfe, die in Europa jetzt sogar für Kinder und Jugendliche diskutiert werde, sei eine Folge der Instabilität der menschlichen Beziehungen in der Gesellschaft. In Afrika und Asien, wo Familien und soziale Beziehungen stabil sind, sei das nicht der Fall. Auch bei uns wolle niemand getötet werden oder sich selbst töten, die Angst vor dem Alleinsein und den Schmerzen lasse aber solche Gedanken nach selbstgewähltem Suizid aufkommen. Die Hospizbewegung und Palliativmedizin könnten solche Gedanken verhindern oder überwinden.
Der Karfreitag zeige einen Gott, dem der Mensch, seine Würde und seine Rechte, seine Gerechtigkeit und sein Leben so sehr am Herzen lägen, dass er auf seine eigene Würde verzichte und Mensch werde, sogar den Tod erleide, um ihn zu überwinden und den Menschen das ewige Leben zu geben. „Der Karfreitag verweist auf einen Gott, der voller Liebe seinen einzigen Sohn hingibt, damit sie aus Sünde und Tod gerettet werden und auf Menschen, die die Kultur des Dabeibleibens einfordern“, sagte Erzbischof Schick.
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