Wissenschaftsrat empfiehlt: Abiturienten ins Handwerk!
Die HWK begrüßt die aktuelle Empfehlung des Wissenschaftsrates der Berufsausbildung auch an Gymnasien einen höheren Stellenwert einzuräumen
„Mehr Abiturienten in die Betriebe!“, so lautet das aktuelle Credo des Wissenschaftsrates. In ihrem neuesten Gutachten fordern die Regierungsberater eine Aufwertung der klassischen Berufsausbildung. Vor allem solle erreicht werden, dass besonders in den Gymnasien die Wege in ein Studium oder in eine betriebliche Lehre gleichberechtigt aufgezeigt werden.
Die Handwerkskammer für Oberfranken unterstützt die Forderungen des Rates. „Die Politik erkennt, dass es ein Fehler war, Bildungserfolg lediglich an der Akademikerquote zu messen“, kommentiert Präsident Thomas Zimmer das Gutachten des Rates. „Auch Gesellen und Meister zählen zu den Hochqualifizierten in Deutschland. Nicht umsonst, stehen Bachelorabschluss und Meisterbrief auf dem gleichen Qualifikationslevel.“
Analog zu den Empfehlungen des Rates, hat die Handwerkskammer für Oberfranken schon ein Modell zur Nachwuchsgewinnung auf den Weg gebracht, welches speziell auf Gymnasien abzielt. Durchgeführt werden soll eine frühzeitige Berufsorientierung Handwerk in der Mittelstufe, gezielte Informations- und Schulungsveranstaltungen für Gymnasiallehrer und die Einbindung der oberfränkischen Gymnasien in die Berufsmessen der Handwerkskammer.
Präsident Zimmer hat dies bereits mit den Schulleitern einiger Gymnasien in Bayreuth und Kulmbach erörtert. Seine Vorschläge sind durchwegs äußerst positiv aufgenommen worden. Erste Initiativen sind bereits in Vorbereitung: „Uns geht es darum, die berufliche Bildung mehr in den Focus zu rücken“, sagte Zimmer. „Handwerksmeister seien auch in der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft sehr gefragt“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, „denn gerade bei Meistern könne praktisches Denken fest vorausgesetzt werden. Wichtig sei es deshalb auch, den jungen Leuten zu vermitteln, dass der Abschluss des Bachelors und des Meisters auf dem gleichen Qualitätslevel angesiedelt sind.
Derzeit beginnt mehr als jeder Zweite eines Jahrgangs sein Studium an einer deutschen Hochschule. Der Run auf die Hochschulen hat selbstverständlich auch Konsequenzen auf den Ausbildungsmarkt, der sich derzeit mit 530.000 Neuverträgen auf einem historischen Tief befindet. „Die duale Berufsausbildung ist das Aushängeschild der deutschen Bildungslandschaft“, so Zimmer weiter. „Die Jugendarbeitslosigkeit ist im weltweiten Vergleich in Deutschland mit am geringsten. Dies verdanken wir unserem System, da Jugendliche schon während ihrer Ausbildung an die betriebliche Praxis herangeführt werden.“
Auch Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, begrüßt die Empfehlung des Wissenschaftsrates. „Die Azubi-Lücke kann nur geschlossen werden, wenn wir vermehrt Gymnasiasten für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen können.“
„Einfach sei das nicht“, sagte Koller, „denn in vielen Köpfen herrsche ein überkommenes Bild vom Handwerk vor, das nichts mit der Realität zu tun habe. Neben der Vermittlung der Botschaft „Handwerk ist High Tech“ möglichst bereits in der Mittelstufe, müsste dabei vor allem auch in den Köpfen der Eltern ein Bewusstseinswandel stattfinden.“
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