IHK-Präsident warnt vor den wirtschaftlichen Folgen der Rente mit 63
„Die Auswirkungen einer Rente mit 63 haben auf Oberfranken fatale Auswirkungen.“ Zu dieser Bewertung kommt Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth mit Blick auf die Ergebnisse einer Studie, die die WifOR Wirtschaftsforschungs-GmbH im Auftrag der IHK für Oberfranken Bayreuth durchgeführt hat. „Aufgrund der demografischen Entwicklung ist die Fachkräftesituation in Oberfranken ohnehin angespannt. Die Rente mit 63 würde die Situation noch empfindlich verschärfen“, so Trunk.
Laut Prognosen des IHK-Fachkräftemonitors besteht in Oberfranken aktuell eine Lücke von ca. 20.000 Fachkräften. Ausgehend von den bisherigen Rahmenbedingungen, also einer Rente mit 67, prognostiziert der IHK-Fachkräftemonitor für Oberfranken für das Jahr 2020 einen Bedarf von 26.000 und für das Jahr 2030 einen Bedarf von 44.000. „Geht man jedoch von einer Rente mit 63 aus, so verdoppelt sich die prognostizierte Fachkräftelücke 2020 von 26.000 auf 52.000, um bis 2030 von 44.000 auf 78.000 zu steigen“, so Trunk.
„Für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Oberfranken wäre dies ein Schritt in die falsche Richtung“, so Trunk, der die drohenden Auswirkungen auf die oberfränkische Wirtschaft als „ernüchternd“ bezeichnet. „Unsere Unternehmen sind auf gut qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Nur so können sie dauerhaft im Wettbewerb bestehen.“ Um den Fachkräftebedarf der oberfränkischen Wirtschaft zu sichern, müssen laut IHK-Präsident alle Potenziale bestmöglich ausgeschöpft werden. Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung zählen ebenso dazu wie die erhöhte Erwerbstätigkeit von Frauen oder die gezielte Qualifizierung älterer Arbeitnehmer.
Ältere Mitarbeiter unverzichtbar
„Gerade ältere Arbeitnehmer haben umfassendes Know-how und einen wertvollen Erfahrungsschatz, der für die Unternehmen von hoher Bedeutung ist. Wir können es uns einfach nicht leisten, dieses Fachkräftepotenzial ungenutzt zu lassen“, so Trunk. Vielmehr müsse das Ziel sein, die älteren Arbeitnehmer individuell zu fördern, z.B. über gezielte Weiterbildungen, Arbeitszeitmodelle oder Gesundheitsmanagement. „Wenn der Wirtschaftsstandort Oberfranken Zukunft haben soll, können wir uns die Rente mit 63 nicht leisten. Ohne Fachkräfte keine Zukunft“, so Trunk.
Neue Engpassberufe entstehen
„Die Rente mit 63 wirkt sich nicht nur negativ auf die Fachkräftelücke aus, sondern lässt eine ganz neue Lücke entstehen“, wie Peter Belina erläutert, bei der IHK für Oberfranken Bayreuth Ansprechpartner für den Fachkräftemonitor (www.fachkraeftemonitor-bayern.de ). „Gingen die Hochrechnungen bei der Rente mit 67 davon aus, dass es 2020 keine Lücke bei Mitarbeitern mit einfachen Qualifikationen geben wird, entsteht bei der Einführung der Rente mit 63 eine neue Lücke. Demnach würden 2020 zusätzlich 7.000 Mitarbeiter mit einfachen Qualifikationen fehlen, 2030 sogar 18.000 angelernte Mitarbeiter.“ Von der Rente mit 63 wären in Oberfranken im gewerblich-technischen Bereich insbesondere Berufe in den Bereichen Bau, Lebensmittel, Metall und Textil betroffen, im kaufmännischen Bereich vor allem die Berufsfelder Unternehmensführung und -organisation, Logistik, Gesundheit sowie Verkauf.
Der IHK-Fachkräftemonitor, ein gemeinsames Prognoseinstrument der bayerischen Industrie- und Handelskammern, zeigt anhand einer Vielzahl von Indikatoren den aktuellen und den künftigen Fachkräftebedarf auf. Unternehmen können außerdem den auf dem Fachkräftemonitor basierenden IHK-Demografierechner (www.demografierechner-bayern.de ) nutzen, um zu analysieren, wie sich ihr Fachkräftebedarf bis zum Jahr 2030 entwickelt und können auf dieser Basis ihre Personalpolitik langfristig abstimmen.
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