Sonntagsgedanken: Die Aussendung der Jünger
Die Holztür der St. Marienkirche in Köln zeigt uns in einem bunten Bilderbogen das Leben Jesu: Ein Bild nennt man die Aussendung der Jünger. Die starke Zerstörung des Abgebildeten läßt uns nur vermuten, welche biblische Geschichte gemeint sein könnte. Jesus segnet mit erhobener rechten Hand zwei Jünger, die sich wohl auf den Wegmachen, um den Esel zu beschaffen, auf dem Jesus in Jerusalem am Palmsonntag einritt. Der eine drängt sich ungestüm nach vorn, ist ganz begierig auf seinen Auftrag. Der andere hält sich schüchtern, unsicher im Hintergrund verborgen. So steht es auch heute bei uns Christen: In der Gebrochenheit, der Verwirrung unserer Welt wissen wir oft nicht, was unsere Aufgabe ist, wo unser Platz ist, was Christus mit uns vor hat. In der Gemeinde gibt es Leute, die anscheinend unermüdlich sind, sich nach vorne drängen, alles zu wissen und zu können scheinen. Solche Aktivisten braucht man in jedem Verein. Sie können andere mitreißen, können Durststrecken aushalten und den Betrieb der Organisation am leben halten. Ihre forsche Art entmutigt aber oft auch solche, die sich unentschlossen fühlen, die nicht so geschickt, nicht so kraftvoll sind. Die Gefahr besteht auch, daß die zu Eifrigen ihren Geist, ihren Willen mit Geist und Willen Gottes verwechseln. Solchen Menschen wünsche ich Zeiten und Räume der Nachdenklichkeit, daß sie im Gebet und im Lesen des Evangeliums immer neu nach dem rechten Weg fragen.
Christus aber segnet beide, die Hauptdarsteller, die Erfolgreichen ebenso wie die im Verborgen Wirkenden, die unsicheren und Zögerlichen. Jesus sendet heute auch uns in diese Welt mit ihren Anforderungen und Verführungen, mit ihren Licht- und Schattenseiten. Jetzt ist die zeit, sich im Glauben zu bewähren.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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