Vom Dachboden in den Computer – Vortrag im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld

Die neben der Thora bedeutendste jüdische Schrift, der Talmud, stand im 16. Jahrhundert auf dem Index verbotener Bücher. Wo immer man diese Schrift auffand wurde sie verbrannt. Erst auf dem Konzil zu Trient stimmte Papst Pius IV. zu, dass eine zensierte Ausgabe gedruckt und verbreitet werden konnte. Der in Basel ansässige Buchdrucker Ambrosius Froben gab daraufhin in den Jahren 1578-80 diese zensierte Ausgabe heraus. Das hier gezeigte Fragment stammt vom Dachboden der Synagoge von Dormitz.

Die neben der Thora bedeutendste jüdische Schrift, der Talmud, stand im 16. Jahrhundert auf dem Index verbotener Bücher.  Das hier gezeigte Fragment stammt vom Dachboden der Synagoge von Dormitz.

9.4.2014, 19:30 Uhr: „Vom Dachboden in den Computer – Einblicke in die Arbeit des Genisa-Projekts Veitshöchheim“

Nach jüdischem Verständnis dürfen Schriften, die den Namen Gottes enthalten, nicht einfach „entsorgt“ werden. Um den religiösen Vorschriften gerecht zu werden, deponiert man deshalb Gebetbücher, die Thora sowie Gebetsriemen mit Sprüchen aus der Thora auf den Dachböden der Synagogen.

In diese Ablagen gelangten neben religiösen Schriften und Objekten auch zahlreiche weitere Objekte: gefunden wurden dort schon Romanschriften, Warenlisten, private Notizen, Zeitungen, aber auch Arztrezepte und sogar Strafarbeiten von Schülern.

Nahezu auf allen Dachböden Synagogen fand sich eine derartige Deponierung, hebräisch Genisa genannt. Deren Bergung und Auswertung bietet wertvolle Einblicke in die Kultur und die Geschichte der jeweiligen Landgemeinde. Während sonstige archivalisch Quellen vor allem über Juden berichten, gibt die Auswertung einer Genisa direkte Einblicke in das Innenleben der Gemeinde.

Beim Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim angesiedelt findet sich deshalb ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen Genisa Funde aus fränkischen Synagogen komplett durchgesehen und in einer Datenbank wissenschaftlich erfasst werden. So ist es für alle interessierten möglich, sich mit diesen wertvollen Zeugnissen jüdischer Kultur in Franken zu beschäftigen.

Die derzeitige Ausstellung „Genutzt — Abgelegt — Gefunden. Verborgene Schätze aus fränkischen Synagogen“ im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld gibt sowohl Einblick in die Arbeit dieses Forschungsprojektes als auch einen fantastischen Überblick über die Inhalte dieser Dachbodenfunde und deren Bedeutung.

Im Rahmen des Vortragsprogrammes des Fränkische Schweiz-Museum stellt die Leiterin des jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim am Mittwoch, dem 9.4.2014 um 19:30 Uhr die Arbeit des Genisa-Projektes vor. Hierbei erläutert sie die Vorgehensweise bei der Erschließung dieser wertvollen Quellen und stellt die einzelnen Funde in einen kulturwissenschaftlichen Zusammenhang.

Der Vortrag findet am Mittwoch, den 9. April um 19:30 Uhr im Pfarrheim in Tüchersfeld statt. Als Unkostenbeitrag werden 2,50 € erhoben.