„Es ist ein Wunder!“- Gärtnern mit Know-how und Terra Preta

Der Einsatz von Terra Preta, portugiesisch „schwarze Erde“, auch im Hausgarten war das große Thema eines ausgebuchten Hobby-Gärtnerseminars der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.

Sitki Kurhan, Referent und Pionier mit Terra Preta bei seinem Vortrag

Sitki Kurhan, Referent und Pionier mit Terra Preta bei seinem Vortrag

Sitki Kurhahn, Referent aus Fürth, ein Pionier auf dem Gebiet der Herstellung und Anwendung von Terra Preta, begeisterte die Teilnehmer mit seinen praktischen Erfahrungen in der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und -qualität.

„Das Experimentieren mit der schwarzen Erde im eigenen Garten ist ganz einfach“, ermunterte Kurhahn die interessierten Gärtnerinnen und Gärtner. Aus organischen Abfällen, wie Laub, Gras, Heckenschnitt oder auch Kleintiermist entsteht durch Zugabe von Holzkohle und unter der Mithilfe von sich ansiedelnden Bodenlebewesen eine extrem fruchtbare und lockere Erde mit einem Humusanteil von bis zu 40%. „Ganz einfach und ohne großen Aufwand geht die Herstellung mit einer schon gebrauchsfertigen Kohlemischung, einem Kompoststarter“, so der Referent. Dieser wird im Verhältnis 1:10 in einem Behälter mit Kompost angesetzt, befeuchtet und abgedeckt. Schon nach wenigen Monaten entsteht aus 100 Litern Kompost eine Menge von 50-70 Litern biologisch hochwertiger schwarzer Erde.

Wird diese Erde in den Boden eingebracht, verbessert sich das Wasserspeichervermögen dauerhaft von 50 auf 80 Liter pro Quadratmeter. „Das Besondere ist, dass Terra Preta weder Torf noch chemische Zusätze enthält. Aber durch die Vervierfachung des Humusaufbaus und die Bindung von Kohlendioxid aus der Luft könnte sie mit Blick in die Zukunft sogar einen bedeutenden Beitrag zur Lösung der Klimakrise und Bekämpfung des Welthungers leisten“, hofft Kurhahn. „Man geht davon aus, dass mit ihrem Einsatz die Erträge im Gartenbau und in der Landwirtschaft deutlich gesteigert werden können, ohne auf chemische Düngemittel zurückgreifen zu müssen.“

Ob die „schwarze Erde“ diesen Erwartungen gerecht werden kann, das interessiert Landwirtschaftsdirektor Rainer Prischenk und seine Mitarbeiter. Seit 2010 wird in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth, dem Veranstaltungsort des Gärtnertages mit der „magischen Erde“ experimentiert. Damals startete der größte Terra Preta – Freilandversuch in Bayern auf Äckern der Lehranstalten bei Bayreuth in Kooperation mit dem Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg .Die wissenschaftlichen Auswertungen der Ernten sollen Vergleiche zwischen den Pflanzen, welche auf normaler Erde heranwuchsen und den Terra-Preta – Pflanzen zeigen.

„Wir möchten jede Möglichkeit nutzen, um neue Erkenntnisse zur Bodenverbesserung zu gewinnen“, so die Aussage des Bezirkstagspräsidenten Dr. Günther Denzler bei der Freigabe der Versuchsflächen.

Das Konzept der Terra Preta klingt vielversprechend auch für Kleinbauern und Hobbygärtner und so gehen die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in weiteren Versuchen weniger wissenschaftlich, dafür aber sehr praxisorientiert an das Thema heran. Mit verschiedenen Kohlemischungen des Fürther „Terra magica“- Pioniers Sitki Kurhahn, Referent auf dem diesjährigen Gärtnertag starteten sie kurzerhand einen Eigenversuch. Über drei Monate hinweg wurden Mieten, gefüllt mit unterschiedlichen Mischungen aus Kohlemischung, Rasenschnitt, Rindermist und Hackschnitzel beobachtet. Das Ergebnis lässt sich bereits deutlich sehen, beziehungsweise riechen. Aus dem Kompost-Kohlegemisch entsteht durch mikrobiologische Vorgänge die dunkle Erde, deren Geruch keineswegs mehr an Kompost erinnert, sondern intensiv erdig ist.

Die Seminarteilnehmer konnten sich vor Ort an angelegten Versuchsbeeten von den verschiedenen Stadien der Verwandlung des Holzkohle-Kompostes überzeugen und Geruch und Konsistenz prüfen. „Es ist wirklich ein Wunder!“, staunte eine der Gärtnerinnen.

Das Seminar hatte aber auch noch andere interessante Themen auf dem Programm.

So zeigte Erwin Plößner, Gärtnermeister bei den Lehranstalten und Lehrkraft für Gartenbau und Landtechnik den Teilnehmern den praktischen Einsatz und die Wartung von Gartenhäckslern sowie das Kompostdämpfen zum Abtöten von Krankheitserregern. Aber auch der Pflanzenschutz war bei den Anwesenden sehr gefragt. Ist der Schädlingsbefall erst mal da, greifen die Gartenbesitzer häufig zur chemischen Keule.

Dass es da viele andere Möglichkeiten gibt, bewies Plößner den erstaunten Teilnehmern. Im Gewächshaus vor Ort zeigte er eindrucksvoll den Einsatz von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung.

Während Raubmilben den Spinnmilben der Gurkenpflanzen zu Leibe rücken, frist die Schlupfwespe die Weiße Fliege. Nematoden, kleine Fadenwürmer, zerstören die Larven der Dickmaulrüssler, einer Käferart, die durch Kerben tiefe Schäden am Blattwerk verursacht. Auf diese Weise tragen die Nützlinge ohne schädliche „Nebenwirkungen“ zum Überleben der Pflanzen bei.

Mit der wichtigen Frage nach den Bezugsquellen der „Gartenhelfer“ endete das Seminar „Gärtnern mit Know-how“ der Landwirtschaftlichen Lehranstalten.

Aufgrund der äußerst positiven Resonanz wird das Seminar im nächsten Jahr wieder auf dem Fortbildungsprogramm der Lehranstalten stehen.