Sonntagsgedanken: Von der Sonnenuhr
In Persien erzählt man sich folgendes: Ein König kehrte heim und brachte seinen Untertanen als Geschenk eine Sonnenuhr mit. Dadurch veränderte sich das leben der Leute total, denn sie lernten nun, ihre Zeit einzuteilen, ihre Zeit zu nützen. Sie wurden pünktlicher, fleißiger, eben ordentlicher, wussten sie doch stets, was die Stunde geschlagen hatte. Als der König starb, bauten sie einen prachtvollen Tempel rund um die Sonnenuhr, gedacht als Ehrung des Verstorbenen. Doch das Tempeldach ließ die Sonnenstrahlen nicht mehr durch, die Uhr wurde unbrauchbar und das Land mit seinen Menschen stürzte in Unordnung, denn der Orientierungspunkt allen Lebens war verschwunden.
Ich denke, uns geht es ebenso: Gott hat uns sein Evangelium als Orientierungsmarke geschenkt. Doch bei vielen steht die Bibel ungelesen, lansam verstaubend im Schrank. Doch wir brauchen feste Spielregeln, die für alle gelten. Hätte Gott seine Gebote nicht gegeben, würde er nicht mit seiner Autorität dahinter stehen, wäre unser Leben beliebig, ohne Halt, ohne Ziel. Doch der HERR von Raum und Zeit will mit mir ins Gespräch kommen, verlangt gerade meine Antwort. Auf den verblasenen Humanismus würde ich mich dagegen nicht verlassen, auf das Gewissen des einzelnen erst recht nicht. Der Mensch ist schwach und manipulierbar. Wenn ich mich selbst und meinen Mitmenschen nicht mehr als Ebenbild Gottes verstehe, nur noch als Nummer im Computer, wenn ich mich nicht mehr von Gott getragen, vor Gott verantwortlich fühle, warum soll ich dann überhaupt noch auf irgendjemanden Rücksicht nehmen? Gott aber bleibt der HERR, auch wenn wir davon nicht immer etwas spüren,auch wenn mancher seinen „babylonischen Turm“ baut. Wie schnell zerbrechen unsere Tempel aus Hochmut und Selbstgerechtigkeit, aus Arbeitsleistung und Aktienpapieren! Morgen schon kann uns die Stunde schlagen und was dann?
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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