Bamberger Sprachwissenschaftler forschen in Kurdistan und Dagestan

Symbolbild Bildung

Sprachenteppich und Geopolitik

Vor rund 100 Jahren war das Gebiet Ostanatoliens von einem bunten Kultur-, Religions- und Sprachenteppich bedeckt: unter anderen lebten Türken, Armenier, Aramäer und Kurden dort über 1000 Jahre lang zusammen. Anfang des letzten Jahrhunderts ging diese Sprachenvielfalt aufgrund einer nationalistisch geprägten Vereinheitlichungspolitik verloren. Das Kurdische existiert noch, doch wurde es offiziell jahrzehntelang geleugnet und sein Gebrauch unterdrückt. Mit dieser indoeuropäischen Sprache, die von rund 20 Millionen Menschen in der Türkei, in Syrien, in dem Iran und dem Irak gesprochen wird, beschäftigt sich Prof. Dr. Geoffrey Haig, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Sprachwissenschaft in Bamberg.

Haig forscht insbesondere zum Sprachkontakt zu anderen Sprachen und dem damit verbundenen Sprachwandel. Ihn interessiert aber vor allem die Region Ostanatolien, Nordirak und Westiran an sich, in der zufälligerweise das Kurdische die verbreitete Sprache ist. Die Beschäftigung mit den Einflüssen auf das Kurdische schafft einen Zugang zu den historischen Prozessen, die den bunten ostanatolischen Sprachenteppich haben „ausbleichen“ lassen.

Ein weiterer Sprachen- und Kulturteppich liegt im Kaukasus. Das gebirgige Gebiet ist für seine Völkervielfalt, aber auch für seine ethnischen Konflikte und Spannungen bekannt. Eine kaukasische Region ist die Republik Dagestan. Hier forscht Dr. Diana Forker, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Sprachwissenschaft, zur Sprache Sanzhi. Diese wird nur noch von rund 200 bis 300 Menschen gesprochen. Im Rahmen eines von der Volkwagen-Stiftung geförderten Projekts sammelt Forker Texte für eine ausführliche Sprachdokumentation, um die langsam aussterbende Sprache für die Nachwelt zu konservieren.

Ausführliche Informationen finden Sie unter www.uni-bamberg.de/kommunikation/news/artikel/sprachen_geopolitik