HWK Oberfranken: "Was ein Handwerksmeister wert ist"

Eine Studie des IAB gibt Aufschluss über Bruttolebensverdienste: Handwerksmeister sind mit Fachhochschulabsolventen gleichauf

Durchschnittliche Bruttolebensverdienste nach höchstem Bildungsabschluss, Quelle: IAB-Kurzbericht 1/2014

Durchschnittliche Bruttolebensverdienste nach höchstem Bildungsabschluss, Quelle: IAB-Kurzbericht 1/2014

Fast jeder dürfte diesen Satz noch aus seiner eigenen Kindheit kennen: „Mach‘ eine vernünftige Ausbildung oder geh‘ studieren, dass du mal was wirst!“ Besonders Schülerinnen und Schüler in der Mittelstufe, die kurz vor einer Ausbildung stehen bzw. sich für einen Studiengang entscheiden müssen, dürften diese mahnenden Worte besonders oft zu hören bekommen.

Doch stimmt das überhaupt? Zahlt sich Bildung tatsächlich so sehr aus, wie Mama und Papa es immer gepredigt haben? Aufschluss über diese Frage gibt eine neue Studie des staatlichen Forschungsinstitutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Die Arbeitsmarktforscher haben errechnet, was unterschiedliche Qualifikationen tatsächlich rein monetär wert sind. Hierzu wurden für verschiedene Gruppen die durchschnittlichen Bruttolebensverdienste ausgerechnet – also die Summe aller Bruttolöhne und -gehälter, die ein Erwerbstätiger über seine gesamte Lebensarbeitszeit verdient.

Die Ergebnisse bestätigen es: Bildung zahlt sich im Berufsleben aus; je höher die Qualifikation, desto höher auch das durchschnittliche Einkommen. So sind die Spitzenreiter die Hochschulabsolventen mit einem durchschnittlichen Bruttolebensverdienst von ca. 2,3 Millionen Euro. Dicht dahinter folgen die Fachhochschulabsolventen mit einem Gesamtverdienst von 2 Millionen Euro. Etwas abgeschlagen kommen dann die Abiturienten mit einem Bruttolebensverdienst von gut 1,5 Millionen Euro und die Gruppe mit abgeschlossener Berufsausbildung mit ungefähr 1,3 Millionen Euro. Nicht überraschend bildet das Schlusslicht die Gruppe derer ohne Berufsausbildung, die immerhin noch einen Lebenseinkommen von 1 Millionen Euro generieren.

Bei der Studie wurde allerdings etwas Wichtiges vergessen: das Qualifikationsniveau eines Handwerksmeisters bzw. eines Poliers.

Deshalb hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks das IAB damit beauftragt, die Studie um diese wichtige Berufsgruppe zu ergänzen. Das Ergebnis war vor allem für Außenstehende mehr als überraschend: Mit einem Bruttolebensverdienst von ca. 1,9 Millionen Euro verdient ein Handwerksmeister in etwa so viel wie ein Fachhochschulabsolvent.

„Damit zeigt sich einmal mehr, dass Bachelorabschluss und Meisterbrief im deutschen und europäischen Qualifikationsrahmen zu Recht auf der gleichen Stufe stehen. Bachelor und Meister bieten also das gleiche Qualifikationsniveau.“, kommentierte Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, das Ergebnis. „Es ist schade, dass es noch häufig zu einer nicht ausgewogenen Darstellung der Bedeutung der akademischen und der beruflichen Bildung kommt“, so Zimmer weiter.

In barer Münze gemessen, ist ein Handwerksmeister also genau so viel wert wie ein Fachhochschulabsolvent.

„Mit solch einem Ergebnis haben wir gerechnet“, beurteilt Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Koller, diese Zahlen. „Dass berufliche und akademische Bildung sich auch rein finanziell auf einer Augenhöhe befinden, verwundert uns nicht. Schließlich ist der Meisterbrief schon immer ein Siegel für eine erstklassige Qualifikation gewesen.“

Mama und Papa behalten also Recht. Ausbildung lohnt sich in der Regel immer; sowohl die akademische als auch die berufliche.

Veröffentlicht wurde die Studie im IAB-Kurzbericht 1/2014, zu finden unter: http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0114.pdf