Gedanken zum Aschermittwoch
Mich beeindruckt das Bild „Verleugnung Petri“ aus der Hand von Otto Dix: Petrus, der wichtigste Apostel, hat gerade behauptet, er kenne diesen Jesus nicht und nun, wo der Hahn kräht, jetzt begreift er seine Schuld, sein Versagen. Die Bibel sieht den Menschen realistisch, nämlich gefangen im undurchdringlichen Dickicht von Schuld, Zweifel, Leid und Tod, hin- und hergerissen zwischen Hochmut und Resignation. Wir machen uns lieber Illusionen über uns, suchen nach immer mehr Zerstreuung und Konsum, nach Ausreden, wollen den Schwarzen Peter anderen zuschieben. Otto Dixens Bild eröffnet im Evangelischen Gesangbuch auf S. 1510 den Abschnitt über die Beichte, die in der katholischen Kirche noch heute praktiziert wird, namentlich am Aschermittwoch. Wir dürfen aber auch einem evangelischen Pfarrer oder einem „normalen“ Mitchristen beichten, dürfen uns von der Seele reden , dürfen im Gebet alles zu Gott bringen, was uns quält. Gott sagt Ja zu uns und deshalb dürfen wir uns auch selbst akzeptieren, so wie wir sind, ohne dabei selbstgerecht oder oberflächlich zu werden. Die Beichte befreit uns von dem Wahn, immer stark und unangreifbar sein zu müssen. Wer beichtet, erkennt seine eigene Fehlbarkeit und billigt sie auch dem andern zu. So schließt sich der Graben zwischen einzelnen Menschen, Generationen und Völkern. Christus hat die Schuld, das Versagen, das Elend der Alten und der Jungen getragen, der Armen und der Reichen, der Deutschen und der Fremden. Unter seinem Kreuz können wir einander die Hand reichen und gemeinsam neu anfangen. Aus der Vergebung wächst neue Gemeinschaft, denn so formuliert Kurt Marti :
„Ich glaube, dass ich deswegen Christ bin, weil ich durch einzelne Christen erfahren habe und noch immer erfahre, was Vergebung ist. In ihr ist mir die schöpferische Herausforderung Jesu konkret begegnet. Vergebung befreit und verändert: mich, den andern und unsere Beziehung zueinander. Vergebung setzt frei,wo Gefangenschaft war. Sie schafft eine Solidarität, die auch unsere dunklen, gefährlichen Seiten mitträgt. Dadurch wird sie zu einer Quelle von Freundschaft und Liebe.“
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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