Energietour der Gemeinden Egloffstein und Obertrubach ins benachbarte Nürnberger Land
Die beiden Trubachtalkommunen Egloffstein und Obertrubach haben ein Energiekonzept beschlossen, das u. a. durch die wieder stärkere Nutzung der Wasserkraft oder auch durch die Errichtung von Nahwärmenetzen einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten soll. Angeführt von den Bürgermeistern Stefan Förtsch (Egloffstein) und Willi Müller (Obertrubach) haben sich nun ca. 45 Bürger der beiden Gemeinden mit Schmetterling Reisen auf den Weg über den Lillinger Berg gemacht. Bürgermeister Förtsch konnte hierzu auch viele interessierte Gemeinderäte aus beiden Kommunalparlamenten, die ihre Verantwortung für ein Energiekonzept gerecht werden wollen, begrüßen.
Organisiert und geleitet von Stephan Tralau vom Institut Nachhaltigkeit aus Lauf unter der Schirmherrschaft von Andreas Eichhorn vom Bamberger ALE (Amt für ländliche Entwicklung) war Schnaittach die erste Station.
Hier wurde die Wasserkraftschnecke von Walter Reinhold, Inhaber der Firma Physiomed, besichtigt. Walter Reinhold, der auch im Aufsichtsrat der Schnaittachtaler Bürgerwerke ist, hat mit viel Enthusiasmus sein altes Wasserrecht mittels Schnecke wieder aufleben lassen. Auch wenn die Anlage aktuell nur 5KW Leistung hat, so konnten die Teilnehmer von den Ausführungen viel mitnehmen. Sehr offen informierte Familie Reinhold auch über die gemachten Fehler damit diese in Oberfranken nicht wiederholt werden. Begrüßt wurden die Gäste auch durch den Schnaittacher Bürgermeister Georg Brandmüller.
Weiter ging die Fahrt nach Hersbruck zur Biomasse KWK Anlage (Kraft-Wärme-Kopplungsanlage), die die örtlichen Waldbauern der Forstbetriebsgemeinschaft FBG zusammen mit der Firma Gammel aus Abensberg realisiert haben. Eine imposante und sehr innovative Anlage wurde von Ingenieur Winkler und Vertretern der Waldbauern erklärt und später besichtigt. Die Abwärme dieser Anlage beheizt die gegenüberliegende Fackelmann Therme, das Finanzamt und andere Anwesen. Bemerkenswert ist aber, dass diese Anlage per Hackschnitzel mit hoher Effizienz von bis zu 30% auch Strom produziert.
Es werden in einer Entgasungsanlage unter sauerstoffreduzierter Atmosphäre Hackschnitzel entgast. Das gewonnenen Holzgas wird in einem Brennofen nachverbrannt und die heißen Gase bei ca. 700 Grad an einen Wärmetauscher weitergeleitet. Dort wird Luft aufgeheizt und die heiße Luft über eine Radialturbine mit einer Leistung von ca. 220 KW entspannt. Die Verdichtung der Luft erfolgt ebenfalls über die Turbine. Zur weiteren Effizienzverbesserung wird im Laufe des Jahres eine ORC Turbine (Organic Rankine circuit ) mit 120 KW Leistung noch nachgerüstet um die restliche Abwärme von 500 Grad bis ca. 200 Grad noch zu nutzen. Die Abwärme treibt über erhitztes Thermoöl noch eine Turbine an.
Die dann noch vorhandene Wärme wird als Fernwärme ins Leitungsnetz eingespeist, so dass sich ein hoher Effizienzgrad für die Anlage ergibt.
Bei einer installierten thermischen Gesamtleistung von 1,6 MW werden so 340 KW Strom produziert. Diese Anlage ist deshalb so bemerkenswert weil sie eben aus Biomasse Strom produziert und vom Kosten- Leistungsverhältnis auch für Gemeinden mit dörflichen Strukturen und einzelner Großverbraucher durchaus eine rentable Investition sein kann.
Und auch der nächste Halt bei Herrn Ebert von der Firma Solopt hatte etwas Besonderes zu besichtigen. Hier steht eine sogenannte Spanner Anlage. Mit uralter Technologie des Holzvergasers (man denke an die phantasievollen Automobilumbauten nach dem 2. Weltkrieg) hat diese Technik ein Comeback gefunden. Auch hier wird mittels Hackschnitzel ein Vergaser betrieben. Das Holzgas treibt nach Rückkühlung und Abreinigung einen Motor an. Auch hier also in kleinem Maßstab eine sogenannte KWK (Kraft Wärmekopplung) Lösung. Eine Spanner Anlage mit z.B. Gesamtleistung von 110 KW produziert 30 KW Strom und 80 KW Wärme. Also eine Anlage, die speziell für z.B. geschlossene Ortsteile hochinteressant sein kann.
Den emotionalen Höhepunkt fand die Energiefahrt aber zweifellos in Breitenbrunn, einem Ortsteil von Offenhausen. In Breitenbrunn stand, im Rahmen der Dorferneuerung, der Neubau der Staatsstrasse an und so mussten sich die Bürger innerhalb von wenigen Wochen entscheiden ob sie diese Maßnahme nutzen und eine Fernwärmeleitung mit durch ihr Dorf verlegen wollen. Diese zupackende Leistung der Bürger, die Georg Kugler von der örtlichen GbR mit viel Engagement erklärte, beeindruckte die Gäste aus Oberfranken sehr. Ein blitzsauberes, selbst gebautes Heizhaus mit 2 Heizomat Öfen 400 und 300 KW und mittlerweile über 34 Anwesen, die Wärme beziehen, sprechen für eine engagierte Leistung der Breitenbrunner.
Georg Kugler und der Offenhausener Bürgermeister Georg Rauh gingen auch noch mit zur Abschlussdiskussion ins Gasthaus Niebler in Kucha und standen den Energiefahrtteilnehmern Rede und Antwort.
Auf der Rückfahrt bedankte sich Willi Müller bei den Organisatoren und war noch sichtlich beeindruckt. Bürgermeister Müller sagte, dass er anfänglich nicht wusste, warum man ausgerechnet ins Nürnberger Land fahren musste aber nun ist er von den Informationen tief beeindruckt. Und abschliessend mahnte er die Anwesenden Bürger aus Wolfsberg eine solche Chance, wie sich mit der Erneuerung der Staatsstrasse ergibt nicht auszulassen. Und wenn es die Wolfsberger nicht anpacken, dann werden es andere in Obertrubach machen.
Stephan Tralau
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