Konjunktur in Oberfranken: Ungebrochener Aufwärtstrend
Frühlingsgefühle im Januar
Getragen von einer positiven Ausgangslage startet die oberfränkische Wirtschaft voller Optimismus ins neue Jahr. Zum vierten Mal hintereinander steigt der Konjunkturklimaindikator der IHK für Oberfranken Bayreuth. Er liegt nun bei 124 Punkten nach 117 Punkten im Herbst. Dieser Aufwärtstrend ist sowohl auf die bessere Beurteilung der aktuellen Geschäftslage, als auch auf den gestiegenen Optimismus für die weitere konjunkturelle Entwicklung 2014 zurückzuführen.
Fast jedes zweite befragte Unternehmen ist mit seiner Geschäftslage zufrieden, nur 11 Prozent nicht. Vor allem das Baugewerbe, die Industrie und der Dienstleistungssektor sprühen vor Optimismus. Die aktuelle Aufwärtsentwicklung wird vom Inlandsgeschäft, vor allem aber vom Auslandsgeschäft getragen. „Die Exporte haben sich nach einer leichten Schwächephase wieder zum Konjunkturmotor entwickelt“, so Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Besonders positiv beurteilen die Unternehmen die Nachfrageentwicklung auf dem nordamerikanischen Markt.“ Aber auch bei den Zielregionen Asien und EU verzeichnen die oberfränkischen Unternehmen wieder ein gestiegenes Auftragsvolumen, während sich das Absatzniveau nach Russland und die früheren GUS-Staaten leicht reduziert hat.
Die Kapazitätsauslastung hat sich in den vergangenen Monaten weiter deutlich verbessert. Zur Jahreswende beurteilen 38 Prozent der oberfränkischen Unternehmen die Auslastung positiv, nur 14 Prozent negativ. Vor allem das Baugewerbe und der Tourismussektor zeigen sich hier zufrieden mit der jüngsten Entwicklung. Trotz weiter gestiegener Kosten hat sich auch die Ertragslage stabilisiert. Während der Dienstleistungssektor und die Industrie eine verbesserte Ertragslage verzeichnen, klagen Groß- und Einzelhandel sowie Tourismus aber über eine Verschlechterung. Besorgt zeigen sich die Unternehmen über die Kostenentwicklung beim Strom. Gerade Industrieunternehmen können diese Mehrkosten kaum abfedern, was sich negativ auf den Ertrag auswirkt.
Viel Optimismus für Entwicklung 2014
Noch optimistischer als im Herbst schätzen die Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten ein. 27 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 12 Prozent mit einer Verschlechterung. Im Herbst 2013 waren es 23 Prozent und 15 Prozent. Während die aktuelle Lage vor allem von Unternehmen mit 10 bis 100 Mitarbeitern positiv beurteilt wird, herrscht vor allem bei Unternehmen ab 100 Mitarbeitern für die kommenden Monate ein ausgeprägter Optimismus vor.
Nachfrage aus Europa zieht wieder deutlich an
Der Optimismus wird dabei in erster Linie von den Exporterwartungen getragen. „Die oberfränkischen Exportunternehmen registrieren einen klaren Stimmungsaufschwung bei den europäischen Kunden“, so Trunk. „Der zuletzt schwächelnde europäische Absatzmarkt erholt sich wieder.“
Dass dieser Optimismus Hand und Fuß hat, zeigt auch die erwartete Entwicklung bei der Kapazitätsauslastung. 26 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer verbesserten, nur 9 Prozent mit einer nachlassenden Auslastung. Besonders positiv zu werten ist dabei, dass inzwischen alle Wirtschaftszweige mit einem Aufwärtstrend rechnen. Die steigende Kapazitätsauslastung zieht auch eine verstärkte Investitionsplanung nach sich. Über ein Viertel der oberfränkischen Unternehmen will 2014 mehr investieren als im Vorjahr. Im Mittelpunkt stehen dabei Ersatzbeschaffungen, auch Produktinnovationen spielen eine wichtige Rolle. Gerade im Logistik- und im Tourismussektor sind verstärkt Umweltschutzinvestitionen geplant.
Expansion im In- und Ausland
Jedes zehnte Unternehmen plant auch Investitionen im Ausland, in der Industrie sogar jedes fünfte. Insgesamt sind hier verstärkte Investitionsplanungen zu beobachten. Im Mittelpunkt dieser Investitionen steht ganz klar der Ausbau des Vertriebs, eine sehr wichtige Rolle spielen auch Produktinnovationen sowie Kapazitätserweiterungen. Trunk: „Wollen oberfränkische Unternehmen auf einem ausländischen Markt Präsenz zeigen und Marktenteile erhöhen, kommen sie ohne eine Präsenz vor Ort meist nicht weit.“ Bei 90 Prozent der Unternehmen, die im Ausland investieren, steht die Verbesserung der Marktpräsenz im Mittelpunkt.
Der IHK-Präsident beklagt die Zunahme „kreativer Maßnahmen“ im rechtlichen Graubereich, die den Zutritt zu Auslandsmärkten erschweren. „Gerade Russland, China und Brasilien fallen hier zuletzt auf“, so Trunk. Er begrüßt ausdrücklich die jüngsten Beschlüsse der Welthandelsrunde auf Bali, wo sich die Mitgliedsstaaten auf eine Vereinfachung und Harmonisierung der Zollabwicklung verständigt haben. Trunk: „Davon würden oberfränkische Unternehmen profitieren.“
Arbeitsmarkt profitiert vom Aufschwung
Dass die Unternehmen an den Standort Oberfranken und eine konjunkturelle Aufwärtsentwicklung glauben, zeigen auch die Personalplanungen. Viele Unternehmen planen einen Beschäftigtenzuwachs. Trotz einzelner Insolvenzen und obwohl einige Unternehmen zuletzt Mitarbeiter entlassen mussten, rechnet die IHK im Jahresverlauf mit einem Beschäftigtenzuwachs von rund 7.000 in Oberfranken. Besonders groß ist laut IHK die Nachfrage nach Mitarbeitern im Baubereich, im Dienstleistungs- und im Logistiksektor. „Dieser Beschäftigtenzuwachs werde aber nur noch sehr begrenzt Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen haben“, so IHK-Konjunkturexperte Peter Belina. Stattdessen sei zu beobachten, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern wachse, auch eine Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland sei feststellbar.
„Immer mehr Unternehmensvertreter beklagen, dass es immer schwieriger wird, die benötigten Fachkräfte zu finden – neue Ideen zur Mitarbeitergewinnung sind hier gefragt“, so Trunk. „Mit dem 10 Punkte-Programm zur Fachkräftesicherung will die IHK einige Denkanstöße geben.“
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