Sonntagsgedanken: Religionsunterricht (RU)in der Schule?
Was hat der RU als Unterrichtsfach in der staatlichen Schule verloren? Ist das nicht ein Überrest aus alten Zeiten, wo Kirche und Staat Arm in Arm gingen?
Der RU gehört zum Grundrecht, zum Menschenrecht auf freie Religionsausübung, ist auch im Grundgesetz als ordentliches Lehrfach verankert. Wenn die Eltern wollen, dass ihre Kinder religiöse Unterweisung in der Schule erfahren sollen, dann muss auch der moderne religionsneutrale Staat die entsprechenden Vorkehrungen treffen, wie er auch garantieren muss, dass jemand seinen Glauben in staatlichen Einrichtungen wie Krankenhaus, Gefängnis oder Bundeswehr ausüben kann. Das Grundrecht wiegt hier schwerer als das Neutralitätsgebot des Staates. Darum heißt es ja auch Grundrecht.
Ferner brauchen gerade heute die jungen Menschen eine klare geistig-moralische Orientierung,um in unserer immer hektischer und verrückter werdenden Welt ihren persönlichen Weg zu finden.Der weltanschaulich neutrale Staat braucht hier die Hilfe der Religionsgesellschaften, denn wer selbst keine verbindliche Weltanschauung hat, kann auch den Jugendlichen dabei nicht helfen. Hier geht es wohlgemerkt nicht nur um ein Sonderrecht der Kirchen, denn auch der islamische oder der jüdische RU haben ihren Platz in der Schule. Das Problem des religionslosen Ethikunterrichtes sehe ich darin, dass es keine allgemein gültige Moral gibt, dass der Unterricht zu einer unverbindlichen Diskussionsrunde verkommen könnte oder jeder Ethiklehrer den Kindern eine andere Sicht der Welt vermitteln könnte, ohne dass Kinder/Eltern vorher wüssten welche.
Gerade ein Heranwachsender, der nicht weiß, ob er einen Arbeitsplatz oder den richtigen Partner finden wird, darf zur Ruhe kommen in der Frohen Botschaft: Gott liebt jeden von uns, auch wenn wir ganz unten stehen in der sozialen Hackordnung.
Übrigens wäre ein von den Religionsgesellschaften organisierter RU außerhalb der Schule durchaus nicht im Interesse des Staates, was die Querelen rund um islamische Privatschulen belegen. Hier besteht die Gefahr der unkontrollierbaren religiösen Verhetzung der Jugend. Wenn Staat und Religionsgesellschaft zusammenarbeiten, können sie sich gegenseitig kontrollieren.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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