Sonntagsgedanken: Gebetswoche der Ev. Allianz vom 12. bis zum 19. Januar
„Hör Dir das an, Gott, ich will heute mit dem Auto unterwegs sein, morgen schließe ich den Kaufvertrag ab, das neue Haus wird in zehn Monaten steh’n, dann ziehen wir ein, machen das dritte Kind, schicken das erste zur Schule, das Geschäft wird vergrößert, den Kompagnon schmeiße ich raus, kaufe das restliche Aktienpaket, übernehme den Vorsitz in der Waschmittelgesellschaft, wechsle die Freundin, der Bungalow im Tessin ist fällig, die Gören springen mir von der Tasche, die Frau hat eine Operation, ich bin Generaldirektor, vielleicht Prostata, gut, wird repariert, man ist sechzig, Konzern gesund … Hör Dir das an, Gott, und komm mir nicht dazwischen!“
Dieses merkwürdige Gebet hat Rudolf Otto Wiemer verfasst. Tatsächlich planen viele so selbstbewusst, zielstrebig ihr Leben, meinen, alles im Griff zu haben, erwarten von Gott, nach ihrer Pfeife zu tanzen, und viele erwarten gar nichts mehr von ihm, er kommt in ihrer Lebensrechnung nicht mehr vor. Allenfalls, wenn etwas schiefläuft, klagt man Gott bitter provozierend an: „Warum?“
Natürlich sollen wir unser Leben vernünftig gestalten, nicht ins Blaue hineinwursteln. Vieles kann und muss man tatsächlich langfristig planen. Doch dürfen wir nie vergessen, dass wir nicht Herr über uns sind und erst recht nicht über unsere Kinder, die ihren eigenen Willen haben, die sich von uns trennen müssen, um eigene Wege zu gehen. Wie schnell durchkreuzen Krankheiten, Unglücksfälle, eigenes Versagen, die Gemeinheit der Mitmenschen unsere Pläne. Als Christen dürfen wir aber vertrauen, dass wir durch unsere Taufe Kinder Gottes sind, dass er uns liebt, zu uns hält, auch wenn wir ihn nicht immer spüren, auch wenn es mal drunter und drüber geht. Ein Recht auf Glück, Gesundheit und Wohlstand hat niemand, doch darf sich jeder in Gottes Hand bergen. Dies geschieht, wenn wir ehrlich beten, uns betend für den Heiligen Geist öffnen, dass er uns zur Ruhe bringt und Kraft schenkt für unser turbulentes Leben.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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